Kapitel 2

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Dunkelheit war alles was ich wahrnahm. Dunkelheit und Schmerz. Unendlich schien mir beides denn ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Ich wünschte mir das es aufhörte, ich wieder das Licht sehen konnte. Doch nichts geschah. Nur Dunkelheit.
Doch dann plötzlich hörte ich eine Stimme. Sie war fremd und noch sehr dumpf, ich konzentrierte mich die Stimme zu verstehen. Als wäre es die einzige Möglichkeit dieser endlosen Finsternis zu entkommen.
Von jetzt auf gleich waren die Worte glasklar und ein kalter Schauer überkam mich.
„Du wirst dienen." Hallten die Worte in meinem Kopf wider. In meinem Kopf? Ja ich konnte die Worte nicht nur hören, ich konnte sie förmlich spüren. So intensiv hatte ich noch nie etwas wahrgenommen.
Dann wieder diese endlose Dunkelheit, ich verlor abermals das Gefühl Herr über meinen Körper zu sein, wie so oft seit ich in dieser Lage war. Lage, schönes Wort dachte ich. Wohl eher ein Zustand.

Das nächste Mal das ich wieder bewusst etwas wahrnahm sollte sich alles ändern. Hätte ich gewusst was auf mich zukommt, hätte ich die Dunkelheit bevorzugt.
Seit langer Zeit wieder öffnete ich meine Augen. Meine Lider waren schwer und ich musste mich an das Licht was ich sah erst gewöhnen. Mir war als hätte ich wochenlang geschlafen. Doch das konnte nicht sein... was war überhaupt geschehen...
Es traf mich wie ein Blitz, ruckartig war ich von der liegenden in eine sitzende Position gewechselt und starrte wie ein Irrer auf meine Beine. Alles war wieder da. Der Kampf, die Kälte. Arthas. Und nicht zuletzt Frostgram wie es mich durchbohrte. Hecktisch griff ich zu meiner Brust, an die Stelle wo ich die Wunde vermutete. Ich sah an mir herunter. Ohne es vorher bemerkt zu haben, trug ich gar kein Hemd. Meine zitternde Hand fuhr über die lange Narbe die sich neben meinem Brustbein, nicht weit von meinem Herz befand. Es war also wirklich passiert, schoss es mir durch den Kopf. Aber was bedeutete das nun für mich? War ich tot oder... etwas Schlimmeres

Ein paar tiefe Atemzüge später, sah ich mich erstmal in dem Raum um in dem ich mich befand. Dunkle Steine, ein paar blau leuchtende Fackeln, ein Tisch und ein Stuhl und nicht zuletzt die Pritsche auf der ich lag. Wo war ich? Eine dunkle Ahnung überkam mich und ich hoffte nicht recht zu behalten. Es gab nur einen Weg, um herauszufinden wo ich war und warum ich noch lebte, denn das Kunstwerk eines Heilers war das ganz bestimmt nicht. Ich schwang meine Beine über die Bettkante und spürte die kalten Steine unter meinen nackten Füßen. Langsam stand ich auf und fühlte mich erstaunlich lebendig. Egal wie lange ich da lag, ich war froh wieder wach zu sein. Ich machte ein paar wacklige Schritte und sah eine Truhe an der Wand stehen, die ich vorher nicht sehen konnte. Ohne zu zögern öffnete ich sie und fand meine Rüstung. Ein kleines Lächeln huschte über mein Gesicht. Bis ich die Brustplatte erkannte, deren Rumpf ein großes Loch aufzuweisen hatte und das Blut was rundherum daran klebte. Mein Blut, schoss es mir durch den Kopf. Ich verwarf ein paar Gedanken und schnappte mir die Teile, die noch ganz waren. Sprich, meine Schuhe, eine Hose und ein Hemd. Nachdem ich angezogen war fühlte ich mich etwas besser und ging auf die große, schwer wirkende Holztür zu. Ich drückte die Klinke herunter und zu meiner Überraschung schwang die Tür quietschend auf. Schulterzuckend verließ ich die Kammer und trat auf einen Flur hinaus. Meine Augen streiften mehrere Türen nebeneinander, alles sah gleich aus. Nachdem ich ein paarmal nach links und rechts schaute, entschied ich mich rechts langzugehen und den Gang zu erkunden. Pah, erkunden, ich bin doch nicht auf einer Schnitzeljagd, spotte ich über mich selbst. Dann hörte ich Schritte die mir entgegen kamen. Was sollte ich denn nun tun? Mein Instinkt riet mir zu laufen, doch wohin? Ich kannte mich hier nicht aus und... bevor ich den Gedanken zu ende fassen konnte, bogen zwei Gestalten auch schon um die Ecke und erblickten mich. Sie blieben abrupt stehen und sahen mich geschockt an.
„Er ist wach" murmelte der eine. Es war ein Mann, doch unter den Helmen und der dunklen Rüstung war schwer auszumachen, welcher Rasse oder Fraktion sie angehörten. Nein. Keine Fraktion. Dies waren Todesritter, ihre blau leuchtenden Augen... Wie konnte man die übersehen.
„Das seh' ich selbst du Schwachkopf, los renn und informier ihn!" antwortete eine weitere männliche Stimme, dessen Besitzer nun auf mich zukam. Sein Begleiter hatte sich umgedreht und war rennend um die Ecke verschwunden.
Ich wich zurück und wollte mich gerade zum wegrennen umdrehen als er unschuldig seine Hände hob.
„Ganz ruhig, ich will dir nichts. Weglaufen nützt dir eh nichts, am anderen Ende sind auch Wachen aufgestellt.", sprach er gelassen und hob zum Schluss des Satzes seinen Helm vom Kopf und ein Ork kam zum Vorschein.
„Wo bin ich hier und warum?", platze es aus mir heraus.
„Wo du bist?" lachte der Ork und hielt sich den Bauch. Ich schaute ihn ernst an.
„Na ja ganz einfach", grinste er „du bist in Eiskrone". Jegliche Wärme in meinem Blut war blitzartig gewichen und hinterließ Eiseskälte und eine schwerwiegende Wahrheit, die mir jetzt erst klar wurde.
„Und das warum sollte dir mittlerweile aufgefallen sein, Blutelf. Du bist tot. Besser gesagt du warst es. Nun bist du ein Diener des Lichkönigs". Eine weitere Flut der Gefühle überkam mich. Das konnte doch nicht wahr sein, nein das war nur ein Albtraum, aus dem ich schleunigst wieder aufwachen wollte.
Meine Beine zitterten und ich wünschte mir nichts sehnlicher als die Dunkelheit zurück.
Der Ork war während meiner kleinen Paralyse auf mich zugekommen und legte nun seine schwere Hand auf meine Schulter und sagte:" Er wird dich sehen wollen, du bist noch nicht fertig..."
„Er?" war alles was ich zustande brachte.
„Arthas natürlich, oder wen sonst kennst du unter dem Titel Lichkönig?" fragte der Ork amüsiert.
Mir wurde schlecht. Hätte ich einen Mageninhalt gehabt, hätte ich ihn auf den Füßen des Orks verteilt.
„Nun mach dir mal nicht ins Hemd Jungchen, er hat dich auserwählt also scheinst du es wert zu sein" er klopfte mir auf den Rücken, denn nun stand er neben mir. Auswählt? Wofür? Schossen mir die Fragen durch den Kopf. Unsicher wechselte mein Blick zu dem Ork neben mir und dem leeren Gang vor mir. Plötzlich setze er sich in Bewegung und durch die starke Hand auf meinem Rücken schob er mich mit sich.
„Ich bin übrigens Nazgrim und mit wem habe ich das Vergnügen?" fragte besagter.
„Melkor." Antwortete ich kurz.
Wir gingen eine ganze weile diesen Gang lang, hin und wieder ein paar Türen, eine weitere Kreuzung und wieder ein schier endloser Flur.

Doch dann kamen wir an einer großen Halle aus, überall waren große Feuerschalen mit blauem Feuer verteilt. Die Starken und hohen Säulen gaben der Halle etwas von einer Kathedrale. Wären da nicht die Totenköpfe, die so ziemlich alles dekorierten und nicht zuletzt diese dunklen Wände, die Steine waren fast schwarz.
Ich hatte mich sorgfältig umgesehen und nicht bemerkt wie mich Nazgrim weitergeschoben hatte und wir nun diese Halle verlassen hatten. Ein breiter Weg erstreckte sich vor uns und eine große schwere Tür mit zwei Wachen davor. Der Ork drückte mich grob weiter und grummelte etwas unverständliches.
Vor dem Tor kamen wir zum stehen und die Wachen öffneten das riesige Tor und ich wurde hindurch geschoben.
„Viel Glück" hörte ich Nazgrim noch säuseln als auch schon die Tore wieder ins Schloss fielen.
Ich hatte mich hektisch umgedreht und gewundert was ich denn nun hier sollte, als ich von seiner Stimme unterbrochen wurde.
„Ah du bist endlich aufgewacht."
Wie ein verschrecktes Tier hatte ich mich umgedreht und erblickte Arthas auf seinem Thron unweit von mir sitzen. Frostgram steckte zu seiner rechten im Eis. Ich konnte meinen Atem sehen und die Luft gefror. Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Mein Herz? Aber ich war doch tot, oder nicht?  Wunderte ich mich kurz.
Arthas erhob sich und kam langsamen Schrittes auf mich zu. So langsam, als hätte er alle Zeit der Welt. Ich wusste ich konnte meinem Schicksal nicht entrinnen, vielleicht kam es mir auch nur deshalb so langsam vor, weil ich nichts tun konnte. Ich konnte nur wie angewurzelt dastehen und warten was er mit mir vorhatte.
„Ich bin froh das du nun vor mir stehst. Denn es ist Zeit für deine Ausbildung." Er sprach zwar langsam, aber so deutlich als würde sich jedes seiner Worte unter meine Haut brennen und mich überkam ein ungewohntes Gefühl. Ich wollte gerade überlegen was es bedeutete als die schweren Türen hinter mir wieder aufgingen.
Zwei Wachen kamen herein und packten mich und schliffen mich mit sich, weg von Arthas und weg von der großen Halle. Ich war nicht in der Lage mich zu wehren, denn um ehrlich zu sein, dieser Gedanke überkam mich gar nicht erst und ich war so damit beschäftigt zu verarbeiten was mir bevorstand.
Den Weg bekam ich nicht mit, denn ich hatte nur auf den Boden vor mir gestarrt und musste mit der Flut an Gedanken, die über mich hereinbrachen, erstmal klarkommen.
Was würde nun aus mir werden? Werde ich auch ein Todesritter? Muss ich dann auch gegen Horde und Allianz auf Befehl des Lichkönigs kämpfen? Was wird aus meinen Freunden, meinen Eltern? Was wird aus Thandriel?  Wir hatten uns vor dem Angriff flüchtig kennengelernt, doch wir mochten uns und auch um sie machte ich mir Sorgen. Weitere Fragen überfielen mich und ich bekam Kopfschmerzen.
Das Quietschen einer Tür riss mich aus meinen wirren Gedanken raus und ich schaute auf.
Es war ein dunkler runder Raum. An den Wänden hingen ringsum Fackeln und im Mittelpunkt des Raumes war ein steinerner Tisch mit Kerzen zu sehen. Ein untoter Diener streunte umher und eine weitere Person, ein Mensch, zweifelsohne auch ein Todesritter fiel in mein Blickfeld. Warum musste mir diese Tatsache immer wieder bewusstwerden. Er sah mich prüfend an und schickte die Wachen zu meinen Seiten weg. Wieder fielen Tore hinter mir ins Schloss. Der Mann kam auf mich zu, verschränkte seine Arme vor der Brust und sah mir tief in die Augen.
„Nun", sprach er. „Wir werden aus dir erstmal einen gefügigen Todesritter machen und dann wollen mir mal sehen welche Kraft dir liegt." Er sagte das als würde er ein Kochrezept verlesen. Kalter Schweiß lief mir den Rücken runter.


Frostgarm hungertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt