Kapitel 7

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Kapitel 7


Der Tag der Abreise war gekommen. Heute würden wir Eiskrone verlassen und nach Acherus, der schwarzen Festung reisen.

Als Leoric und ich im Innenhof ankamen, trafen wir dort auf die beiden vom Grubenkampf, den Mensch Cain und die Nachtelfe Enola, außerdem warteten vier Frostwyrms dort, auf denen wir unsere Reise antreten sollten. Wir redeten kaum, denn jeder wusste was uns dort erwartete, die Konfrontation mit dem Krieg gegen Azeroth.

Es juckte mich schon fast in den Fingern ein paar Kreuzzügler zu erschlagen, doch gleichzeitig kam mir der Gedanke auf Vertreter meines Volkes zu treffen. Dabei wurde mit etwas mulmig.
Weiter darüber zu grübeln was genau auf uns zukommen würde, konnte ich nicht, denn schon gab es die Anweisung aufzubrechen.

Der Flug war zermürbend lang. Nach einer halben Ewigkeit hatten wir endlich Nordend hinter uns gelassen und flogen auf das offene Meer zu, zu den Östlichen Königreichen.
So einfach wie das klingt war es bei weitem nicht, denn immer wieder mussten wir einen Umweg nehmen, um nicht in eine Flugpatrouille der Allianz oder Horde zu geraten. Man fragt sie wie, aber wir schafften es unentdeckt zu bleiben.
An Land angekommen legten wir eine Pause ein. Ausgerechnet auf der Insel der Sonnenwanderer.

Die Anspannung, die mich überkam, muss man mir wohl angesehen haben, denn gleich nach der Landung und dem Errichten eines kleinen Lagers, kam Leoric stirnrunzelnd auf mich zu.
„Was geht dir durch den Kopf?", fragte er gerade heraus.

„Nichts, es ist nur..." ich sah mich um und musste feststellen, dass meine Heimat mir etwas gefehlt hat. „wieder hier zu sein...ist einfach etwas komisch" beendete ich meinen Satz schnell und wollte dann auch schon gehen, jedoch spürte ich die schwere Hand es Dreanei auf meiner Schulter, die mich zu ihm drehte.

„Du bist nicht mehr der, der du früher warst. Vergiss das nicht und lass deine Vergangenheit hinter dir." Sprach er ernst und sah mir streng in die Augen. Ich nickte bloß „Ja du hast recht", und ging in den Wald, um Holz zu suchen. Die anderen machten sich daran was zu essen aufzutreiben oder die Frostwyrms zu versorgen.

Während ich so durch den Wald streifte, hoffte ich stark das wir unentdeckt blieben. Einen Kampf mit meinem Volk würde unangenehm werden. Ach was, redete ich mir ein, Leoric hat recht, das liegt hinter mir. Mit ein paar Ästen in den Armen lief ich gedankenversunken umher und es wurde langsam dunkel. Mich überströmten Erinnerungen von früher. Wie ich einst hier aufgewachsen bin und... Nein. Ich rief mich zur Ordnung. Es lenkt nur ab in der Vergangenheit zu schwelgen.

Und wie es mich ablenkte. Ich war, ohne es zu wissen, viel zu weit gelaufen und hatte die Straße mit leuchtenden Laternen auf einmal erstaunlich gut im Blick. Ich fluchte und drehte sogleich um und stapfte, wütend auf mich selbst, durch den Wald zurück zur Küste.
Als ich den schwachen Schein eines Feuers sah und bekannte Stimmen murmeln hörte, atmete ich erleichtert auf.
Ich betrat das Lager und wollte gerade das Feuerholz ablegen als ich die Szene, die ich erst jetzt richtig sah, verarbeitet hatte.


Leoric drehte sich zu mir um „Melkor, gut das du wieder da bist. Es hat sich ein Spion hier hergeschlichen und..." weiter kam er nicht. Erstarrt sah ich auf die von Cain festgehaltene Blutelfe. Sie war bewusstlos und ihre Arme waren unnatürlich hinter ihrem Rücken verdreht und zusammengebunden.

„Was... ist passiert?" fragte ich entsetzt. Das sollte nicht passieren, schoss es mir alarmiert durch den Kopf. Nun erhob der Mensch seine Stimme:" Sie hat sich an Enola rangeschlichen, doch ich habe sie rechtzeitig geschnappt bevor etwas passieren konnte. Wohl eine Schurkin ausgesandt, um solche wie uns zu finden"
„Ja, wäre Cain nicht gewesen hätte dieses Miststück mir die Kehle aufgeschlitzt" spuckte die Nachtelfe erbost aus.

„Wir wollten auf dich warten, um zu schauen was wir nun mit ihr machen, du kennst dich hier besser aus und..." ich unterbrach den Dreanei schon wieder harsch. „Und was bitte soll ich jetzt machen?" ich klang wohl wütender als beabsichtig und erntete einen strengen Blick von meinen Begleitern.
Nervös fuhr ich mir durch die Haare und fing erneut an.
„Laufen lassen können wir sie nicht...".
Schneller als erwartet zückte Enola ein Messer und hielt es der Blutelfe an die Kehle „Ja dann töten wir sie."

Cain schüttelte den Kopf. „Das können wir auch nicht machen. Wenn sie ein Spion ist, wird ihre Rückkehr irgendwann erwartet und wenn das nicht passiert, schicken sie noch mehr"
Leoric und ich nickten dem Menschen zustimmend zu.
„Was sonst schlägst du vor?" Enola wurde immer bissiger.
„Erstmal beruhigst du dich wieder, bevor du was tust das du bereust" kam es von Leoric. „Dann sollten wir sie durchsuchen und entwaffnen, nicht dass sie uns noch entkommt"
Gesagt getan. Während ich mich dem Feuer gewidmet hatte, wurde unser „Gast" durchsucht und entwaffnet.

Zu meinem Bedauern schien sie auch langsam wieder aufzuwachen. Cain und Enola waren ausgerückt um, um das Lager zu patrouillieren, während Leoric die Frau bewachte.
Skeptisch sah ich ihr beim Aufwachen zu und musterte ihr Gesicht, an dem man die Verwirrung und dann das Gewahr werden ihrer Situation deutlich ablesen konnte.

Frostgarm hungertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt