besser werden

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Fast hätte sie einfach laut losgelacht, der Anblick von Samu war einfach zu lustig in diesem Moment. Noch immer mit völlig verwuschelten Haaren und total verschlafenem Gesicht aber immerhin in seinen Jeans saß er an der Theke ihrer Küche und blätterte in einem Buch, das sie gerade las. Einem deutschen Buch. Yvonne musste sich nun wirklich beherrschen, damit sie nicht anfing zu lachen. Das Bild war einfach zu komisch und süß zugleich. Samu, der kaum Deutsch konnte, blätterte in dem anspruchsvollsten Sebastian Fitzek Thriller, den sie je gelesen hatte.

„Guten Morgen!" Freundlich und mit einem Lächeln auf den Lippen, hob er die Hand und winkte in die Richtung der beiden Frauen die völlig verdattert neben einander standen.

„Oh. Ähm, also wenn ich gewusst hätte, dass du Besuch hast, wär ich natürlich erst später gekommen. Wieso hast du denn nichts gesagt?" fragte ihre verwirrte Mutter, als sie den Blonden in der Küche sitzen sah.

„Ähm also das ist Samu, wir sind Kollegen und ja... Freunde, wir haben uns bei The Voice kennengelernt. Ich hab bestimmt schon von ihm erzählt. Samu das ist meine Mutter, Andrea", stellte sie die beiden gegenseitig vor. Höflich wie er war, stand er natürlich auf und begrüßte Yvonnes Mutter nochmal, indem er ihr die Hand gab.

„Ach, DER Samu, von dieser finnischen Band. Hab ihn gar nicht erkannt so früh am Morgen. Hallo, übrigens nochmal freut mich sehr. Natürlich von dir hab ich schon ganz viel gehört, Yvonne hat mir mal-", sprudelte es voller Euphorie aus ihr heraus.

„Mama bitte", unterbrach Yvonne ihre Mutter und sah sie mit einem mahnenden Blick an. Samu musste grinsen, eigentlich hätte er schon sehr gerne gehört, was Yvonne so alles über ihn erzählt hatte. Er sah ihr aber an, dass ihr das unangenehm war und sie viel lieber das Thema wechseln würde. Doch fand er es ganz süß, wie sie sie ihre Mama unterbrochen hatte, damit sie nicht alles ausplauderte, was ihre Tochter so über den Finnen erzählte.

„Also wollen wir mal frühstücken, Samu und ich müssen dann noch kurz was besprechen, bevor wir ins Studio fahren. Deswegen ist er ja auch hergekommen", stotterte Yvonne verlegen. Nebenbei merkte sie, dass der Blick ihrer Mutter, auf die Tasche fiel, die seit gestern Abend auf der Couch lag. Samus Tasche. Wie blöd konnte sie eigentlich sein. Natürlich sah man sofort, dass sie ihm gehören musste, denn sein T-Shirt und seine großen Socken, die Yvonnes definitiv nicht passen konnten, lagen darauf. Sie kniff die Augen zusammen, als hätte man sie gerade beim heimlichen Rausschleichen aus dem Elternhaus erwischt. Ein fragender Blick ihrer Mutter traf die Sängerin mitten ins Gesicht.

„Wo sind denn Paul und Noah, ich hab sie noch gar nicht begrüßt?", erkundigte die sich aber in diesem Moment.

Toll. Ganz toll. Wieso musste sie immer so viele Fragen stellen. Eigentlich wollte sie dieses Gespräch mit ihrer Mutter nicht jetzt, sondern erst nach der Aufzeichnung führen. Auch Samu sah sie mittlerweile mit einem eher hilflos und verzweifelt wirkenden Blick an. An ihn hatte sie gar nicht erst gedacht, dabei musste ihm die Situation genauso unangenehm sein, wie ihr. Die Sängerin fühlte sich völlig überrannt und überfordert in diesem Moment. Sie senkte den Blick und wandte sich ihrer Mutter zu.

„Mama ich glaub ich muss dir was erzählen", gestand sie. Ihre Beine hatten zu zittern begonnen und die Schuldgefühle, so Vieles in den letzten Jahren, vor ihrer Mama verheimlicht zu haben, erdrückten sie plötzlich. Deren Blick sprach Bände, als sie ihre Tochter verwirrt ansah. Plötzlich fing auch noch Noah, der allen Anschein nach gerade aufgewacht war, an aus seinem Zimmer nach seiner Mama zu rufen. Yvonne verdrehte die Augen. Konnte ihr Leben nach dem gestrigen Abend wirklich noch mieser werden, hatte sie irgendwo um Probleme gebettelt?

„I'll go. You two talk", sagte Samu bestimmend, bevor er ins Kinderzimmer verschwand. Beim Vorbeigehen berührte er kurz die Schulter von Yvonne. Er wusste bestimmt nicht wie viel ihr das gerade bedeutete und sie hatte keine Ahnung, wie sie sich bei ihm jemals für all diese Dinge bedanken sollte. Doch jetzt musste sie sich dem wahrscheinlich schwierigsten Gespräch ihres Lebens stellen.

Save me once againWo Geschichten leben. Entdecke jetzt