Die Publikumsränge waren bereits bis auf den letzten Platz gefüllt und alle warteten auf das Kommando der Regie, dass es endlich losging. Auch hinter der Bühne standen bereits sechs aufgeregte Coaches, die gerade noch ein letztes Mal geschminkt wurden.
„Leuteee es geht los. Das ist so krass, ich kanns immer noch nicht glauben", rief Nico mit einem riesigen Grinsen in die Runde. Hinter ihm sprang Samu ein paar Mal in die Höhe, wohl seine Art sich „Aufzuwärmen" und Mark richtete zum gefühlt fünfhundertsten Mal nervös seine Kappe zurecht. Obwohl alle erfolgreiche Musiker mit unheimlich viel Bühnenerfahrung waren, merkte man jedem die Aufregung an.
„Boah ist mir schlecht", raunte Yvonne zu Steff und hielt sich den Bauch.
„Ach wir rocken das Ding", antwortet sie ihr. „Sobald wir da oben stehen ist alles so wie immer."
Wenn sie doch nur wüsste.
„Ok. Alle bereit machen, es geht los!", rief der Regieleiter.
Rea war der erste, der die Bühne betrat und alle anderen folgten ihm, als die ersten Töne von Viva la Vida durch die Lautsprecher erklangen. Es war unglaublich wie das Publikum mitging und klatschte, als die Coaches sangen. Auch auf der Bühne herrschte eine einmalige Stimmung. Ab dem Moment als alle gemeinsam in den Refrain einstimmten, bekam wahrscheinlich jeder im Studio Gänsehaut, so schön klang es. Tosender Applaus und Jubel waren zu hören, als die letzten Akkorde erklangen und die Coaches sich in einer Reihe, die Arme umeinander gelegt, aufstellten. Zum ersten Mal seit Tagen, war es Yvonne egal, dass Samu genau neben ihr stand und seine Hand auf ihrer Taille lag. Ganz im Gegenteil, da sie ganz rechts außen stand legte sie ihre Hand auf seine und grinste ihn aufgeregt an. Ihr Körper war vollgepumpt mit Adrenalin und Glücksgefühlen. In diesem Moment beschloss sie innerlich, nach den Drehtagen der Blinds, endlich mit ihm zu reden. Er hatte verdient alles zu wissen, so wie er sich immer um sie kümmerte. Innerlich bereute sie auch ihr Verhalten die letzten Tage, denn sie wollte alles andere, als seine Gefühle zu verletzen. Als sie zu ihren roten Stühlen vorgingen, fiel ihr auf, dass die Sache mit dem Abstand halten trotzdem weiterhin ganz gut funktionieren würde. Denn Samu saß so weit weg von ihr, wie noch nie zuvor. In ihr schlummerten gemischte Gefühle. Eigentlich hätte sie den Finnen ganz gerne wieder neben sich gehabt.
Auch in Samus Kopf herrschte pures Chaos. Seine Hand brannte richtig von ihrer Berührung, aber im positiven Sinn. Die letzten Tage war die schöne Brünette so abweisend zu ihm gewesen und dann diese Geste mit dem süßen Lächeln vorhin. Er war völlig verwirrt. Sie war seine beste Freundin und er wusste schon länger, dass er definitiv mehr als das für sie empfand. Doch er durfte nicht so fühlen. Sie hatte ein Kind und vor allem aber war sie in festen Händen. Seufzend ließ er sich in seinen Stuhl neben Rea fallen. Eine ungewohnte Situation. Links neben ihm Rea und rechts mit etwas Abstand Nico. Die Frau, die er so gerne bei sich gehabt hätte und ihm in seinen letzten Staffeln immer geholfen hatte das Sprachen-Wirrwarr zu verstehen, war viel zu weit weg. Jetzt mussten die anderen beiden als Dolmetscher herhalten. Das Flirten und die kleinen, für ihn so bedeuteten Gesten würden bei den beiden Männern wohl nicht so gut ankommen, wie bei Yvonne früher. Ein kurzer Blick noch ans andere Ende, bevor sie sich umdrehten und das erste Talent die Bühne betrat. Er sang unglaublich und tatsächlich drehten sich gleich alle Teams um.
Die erste Blind Audition sollte für die Männerteams eher erfolglos werden, denn tatsächlich entschieden sich die meisten Talente für das Team Yvonne und Steff. Am meisten darüber ärgerte sich natürlich Mark, denn er kannte die Situation schon zu gut. Auch in vergangenen Staffeln hatte er immer wieder Talente in langen und intensiven Zweikämpfen gegen Yvonne verloren. Dieses Jahr sollte sich die Geschichte wiederholen. Samu selbst interessierte das gar nicht so, denn bis jetzt konnte er sich nicht wirklich konzentrieren. Seine Gedanken, kreisten die ganze Zeit um die Frau, die zwei Stühle weiter saß und außerdem verstand er sowieso Nichts von den Diskussionen der anderen. Yvonne war ihm einfach ein Rätsel. Seit sie sich in den Stuhl gesetzt hatte, zeigte sie ihm wieder die kalte Schulter. Kein Lachen, keine Blicke in seine Richtung. Sein Plan, nach dem Dreh in ihre Garderobe zu gehen und mit ihr zu reden, fiel ins Wasser, als er sie schon nach kurzer Zeit beim Verlassen des Gebäudes sah. Enttäuscht machte er sich auch auf den Weg nach Hause und hoffte, dass morgen ein besserer Tag werden würde.
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Save me once again
Hayran KurguManchmal ist man doch nicht so ganz verloren, wie man anfangs dachte. Manchmal begegnen einem Menschen, denen man vertraut und bei denen man sich zu Hause fühlt. ° ° ° Eine kleine Geschichte (aus meiner großen Fantasie) zu TVOG. Aus Respekt sind all...