home

617 20 15
                                    

Es war bereits 1:30 Uhr, als Samu den Motor des BMWs abstellte und sie sich zu dritt auf den Weg nach oben in Yvonnes Wohnung machten. Seine Hände waren seit dem Besuch im Krankenhaus eiskalt und sein linkes Auge zuckte, was es normalerweise nur tat, wenn er vor Auftritten nervös war. Yvonne hatte die ganze Autofahrt über kein einziges Wort gesprochen, es war so leise gewesen, dass man eine Stecknadel zu Boden fallen hätte hören können.

Vorsichtig legte er den schlafenden Noah in seinem Kinderbett ab und deckte ihn liebevoll zu. Kurz blieb er stehen und betrachtete ihn. Er hatte so viele Dinge von Yvonne geerbt. Die Haarfarbe, die Augen und diese fröhliche Ausstrahlung, die ihm das Herz erwärmen ließ. Seine kleinen Kinderbäckchen glühten vom Fieber noch immer in zartem hellrot, als er das Licht abdrehte.

Im Türrahmen lehnte die Brünette Schönheit. Ihre Hände waren schützend um ihren Bauch verschränkt und ihr Kopf gegen den hölzernen Rahmen gelehnt. Samu meinte ein kleines Zucken an ihrem rechten Mundwinkel gesehen zu haben, dass er als verzweifeltes Lächeln deutete. Sie hatte ihn beobachtet. Behutsam legte er seinen Arm um ihre Schulter und zog sie, nachdem er die Türe geschlossen hatte, in die Küche. Er packte sie an der Hüfte und hievte sie auf die Arbeitsfläche, wo sie erstmal sitzen konnte während er ihr ein Glas Wasser einschenkte.

Dankend nahm sie es an und trank einen kräftigen Schluck. Zwei, drei Mal blinzelte sie, doch ihre Augen waren so verquollen, dass sie kaum seine weichen Gesichtszüge erkennen konnte. Sie suchte nach seinen Händen und zog ihn zu sich. Ihre Arme schlang sie um seinen Oberkörper und ihren Kopf schmiegte sie an seine Halsbeuge. Dieser angenehme Duft seines Parfums und die starken Hände, die der Finne auf ihrem Rücken legte, ließen sie ein Gefühl der Geborgenheit spüren. Das taten sie schon immer, seit sie sich das erste Mal am Set umarmt hatten, hatte seine Nähe ihr Herz  höher schlagen lassen. Samu lehnte den Kopf vorsichtig gegen ihren und fuhr durch ihre langen braunen Haare.

„Danke dir" flüsterte sie mit gebrochener Stimme in sein Ohr.

„Yvonne you know, that I would do everything for you. Litereally everything. But can I ask you something?" fragte er leise.

„Of course", raunte sie in sein Ohr.

„How did you know what was happening with your baby in the studio?" Die Frage lag ihm schon länger auf der Zunge, doch er hatte Angst gehabt sie zu stellen. Angst wie sie darauf reagieren würde.

Yvonne war etwas verwundert über seine Frage, doch sie hatte nicht die Kraft daurüber nachzudenken, sondern antwortete ihm ehrlich darauf. Sie hätte ihm diesen Teil ihrer Geschichte nicht so langen verschweigen sollen. „It wasn't the first time. In 2015, before I had Noah there was another baby. Several doctors told me then, that I would never be able to have kids..."

„But...but Noah? What about him?", fragte er vorsichtig. Er wollte nicht ihre Gefühle verletzen, doch er spürte, dass sie sich ihm gerade einmal mehr öffnete.

„He was a miracle, like really...and I am so, so thankful for that. But today, I just knew that it was happening again. Back then it was harder to believe, but now ... it's no surprise when I look back at the past weeks. I have to go on now, but this time it's harder. I'm alone, theres no father, who I can cry with. It's just me and Noah and I am responsible for him, I have to be there for him, be strong and... and I don't think...that...that I can do that...", schluchzte sie und vergrub ihr Gesicht noch weiter in seinem Pulli.

Er zog seine Arme fester. Damit hatte er nicht wirklich gerechnet. Es tat ihm unglaublich weh, überhaupt gefragt zu haben und er kam sich selbst gerade sehr unsensibel vor. Andererseits hatte er das Gefühl etwas richtig zu machen, ein Stück ihrer Wunden, die auf ihrer Seele brannten, zu heilen. Reden sie mit ihr. Die einzigen Worte der Ärztin, die er verstanden hatte, schwirrten in seinem Kopf herum.

Save me once againWo Geschichten leben. Entdecke jetzt