messed up

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Nervös saß Yvonne auf ihrer Seite des roten Stuhls und sah sich nach ihrer Teamkollegin um. Es war bereits die zweite kurze Pause in der Steff panisch auf die Toilette gesprintet war, um sich zu übergeben. Eigentlich wunderte sie es überhaupt nicht, denn ihre Kollegen hatten gestern Abend richtig Gas gegeben. Immer wieder schweifte ihr Blick zwei Stühle weiter, wo Samu, genau wie auch Rea neben ihm, völlig übermüdet durch sein Handy scrollte. Heute morgen, als sie alle bei Nico aufgewacht waren, denn nach Hause hätte es beim bestem Willen keiner mehr geschafft, hatte sie so gut wie möglich versucht normal zu wirken und dieses kleine, leise I love you, aus ihrem Kopf zu verdrängen. Doch wie sollte sie das schaffen? Diese 8 Buchstaben schwirrten durch ihre Gedanken und ließen sie nicht mehr klar denken.

„Yvonne ist bei dir alles ok? Ist dir schlecht?", fragte sie Melisa plötzlich und hörte auf, das Puder auf ihren Wangen und Stirn zu verteilen. Ihr war Yvonnes besorgter Blick nicht entgangen.

„Hm? Nein. Alles gut, ich hab mich eher zurückgehalten gestern", antwortete sie ihr lächelnd und stellte sie damit sogar zufrieden. Das Verhältnis zwischen ihnen war momentan sehr trocken, denn seit ihrer letzten richtigen Unterhaltung am ersten Drehtag, hatten sie kaum noch miteinander gesprochen. Hauptschuld, hatte Yvonne selbst, die jeden Tag still beim Styling saß und ohne mit der Wimper zu zucken nur kurz und knapp auf ihre Fragen antwortete. Sie wusste, dass sie ihre Freundin nicht mehr länger anlügen konnte, doch zwischen Make-Up und Aufzeichnung war nicht gerade der richtige Zeitpunkt für solch ein Gespräch.

Grund genug gab es jedoch, dass sie von Mel nun nach ihrem Wohlbefinden gefragt wurde, denn als sie heute Morgen zu sechst, natürlich mit einiger Verspätung, das Studio betreten hatten, gab es erst mal ein großes Theater. Zugegebenermaßen berechtigt, denn wie zu erwarten, waren sie kaum aufgekommen und machten mit tiefen Augenringen und dem restlichen Geruch nach Alkohol an der Kleidung, nicht gerade den besten Eindruck auf die Chefetage. Es hatte viel Zeit der Mädels in der Maske in Anspruch genommen, um die Generalsanierung aller Coaches durchzuführen, doch es hatte funktioniert und die müden dicken Augenringe, waren kaum noch zu erkennen. Ein Läuten, dass die Fortsetzung der Aufzeichnung ankündigte ertönte und gerade noch rechtzeitig ließ sich Steff schnaufend neben Yvonne auf den Sessel fallen.

„Ey, nie wieder trink ich mit denen was", sagte sie lachend auf die Jungs zeigend während sich die Stühle umdrehten und sie gespannt auf das nächste Talent warteten.

Während des gesamten ersten Drehslots hatte Yvonne schon das Gefühl, dass sie alle ein wenig schonten. Ständig schossen ihr Kollegen mit Beleidigungen und Witzen gegeneinander, nur sie wurde davon ausgespart. Es gab es ihr ein gutes Gefühl zu wissen, dass sie den richtigen Menschen vertraut hatte und sie sich auf ihre Verschwiegenheit verlassen konnte und gerade heute war sie sogar ein wenig dankbar für die Schonung, denn unter keinen Umständen hätte sie gegen diese Kommentare kontern können. Viel zu viele Gedanken schwirrten durch ihren Kopf, die sie nicht mehr klar denken ließen. Eine Nacht noch, dann würde ihre Mutter nach Hause fahren und erst wieder zu den Aufzeichnungen der Battles kommen, um auf ihren Enkel aufzupassen. Zwei Nächte noch, dann würde Samu nach Hause fliegen und sie wäre alleine auf sich gestellt. Schon letzte Nacht bei Nico hatte sie gemerkt, dass sie nicht schlafen konnte, ohne in den starken Armen des Finnen zu liegen. Er gab ihr ein Gefühl von Sicherheit, nicht alleine zu sein mit ihren Problemen und ohne dieses Gefühl konnte sie kein Auge mehr zumachen. Schlussendlich hatte sie sich unauffällig zu ihm auf die Couch gelegt, um zumindest ein wenig seine Nähe und Geborgenheit zu spüren und sofort hatte sie es gespürt. Ihre Augen fielen zu und sie konnte schlafen.

Es war fast wie vorgestern Nacht bei Noah gewesen. Durch sein hohes Fieber, das kaum runtergegangen war und ihn stark forderte, hatte er nicht schlafen können und stand mitten in der Nacht in Yvonnes Schlafzimmer. Ganz leise hatte er mit seinem grauen Lieblingskuschelhasen in der Hand die Türe geöffnet und war bis zu ihrer Bettkante gekommen um sie mit einem sanften Streicheln auf der Wange zu wecken.

Save me once againWo Geschichten leben. Entdecke jetzt