„Yvonne, wir sind here", riss Samu die Sängerin aus ihrer Starre. Seit sie das Studio vor einer halben Stunde verlassen und wie jeden Abend gemeinsam in ihr Auto gestiegen waren, hatte sie kein einziges Wort mit ihm gewechselt. Stur hatte sie die ganze Fahrt über aus ihrem Fenster auf den stockenden Berliner Nachtverkehr gestarrt. Normalerweise verliefen die Fahrten ähnlich, leise Radiomusik im Hintergrund und kurze Gespräche über die Talente des Tages, bis sie zu Hause ankamen, doch heute gab sie keinen Mucks von sich. Die Stimmung im Auto war fast schon eisig, selbst bei angenehmen 23 Grad, die draußen noch herrschten, hatte die Stille eine Gänsehaut auf Samus Unterarm gejagt. Er überlegte angestrengt, was vorgefallen sein könnte, dass sie ihn ignorierte, doch er kam auf keinen grünen Zweig, alles war so gewesen wie immer. Na gut, fast alles. Samu stellte den Wagen ab und automatisch lief das Radio leise weiter, was gut war, denn es machte die kurze Stille erträglicher.
„Is everything alright?", fragte er sie vorsichtig und widmete ihr einen besorgten Blick.
„Ja alles ist alright", antwortete sie stur. Was glaubte er eigentlich? Natürlich konnte er nicht wissen, dass sie das Gespräch in der Mittagspause zufällig mitgehört hatte, aber ein wenig Ehrlichkeit seinerseits wäre sehr schön. Immerhin hatte sie ihm in den letzten Tagen ihre tiefsten Wunden offenbart und kaum eine Sekunde war sie seitdem von seiner Seite gewichen, geschweige denn, hätte er sie alleine lassen. Ohne den Blonden neben sich auch nur anzusehen griff sie nach ihrer Tasche zwischen den Füßen und öffnete die Autotür.
„Hey Yvi, was ist los?" Vorsichtig hielt er sie an ihrem linken Unterarm zurück, bevor sie energisch aus dem Auto aussteigen konnte. Ruckartig ließ sie sich sofort wieder zurück in den Sitz fallen und zog die Tür lautstark zu, sodass Samu fast ein wenig zusammenzuckte. Er konnte sich nicht erklären wo ihre geladene Stimmung herkam, doch würde er es gleich selbst von ihr erfahren, denn sie riss den Arm, auf dem seine Hand lag, zurück und drehte sich zu ihm.
„Was passiert ist Samu? Ich weiß nicht, sag du es mir? Ich dachte wir können uns alles sagen und dann höre ich das heute." Yvonnes innerliches Fass war nun endgültig übergelaufen und ihre innersten Ängste übermannten sie vollkommen. „Verdammt hast du darüber nachgedacht, dass ich dich vielleicht noch brauche oder du mich fragen könntest, ob ich dich noch brauche? Und dann fliegst du ausgerechnet mit Mark und Nico nach Hause?", brach es aus ihr heraus. Fassungslos starrte sie Samu neben sich an. Die Tränen, die sie bereits auf ihren Wangen spürte, unterstrichen deutlich den Ernst ihrer Aussage. Sie brauchte ihn, mehr als jeden anderen. Ihr Herz pochte wie wild, als Samu seine Augen schloss und seinen Kopf leise ausatmend gegen die Kopfstütze lehnte.
Schon in den ersten Sekunden, in denen sie gesprochen hatte, war sein Herz in tausend Teile zerbrochen. Schätzte sie ihn wirklich so ein, nach all dem was sie die letzten Tage durchgemacht hatten? Dachte sie allen Ernstes er würde sie alleine lassen. Woher auch immer sie das mit der Reise wusste, er könnte sich gerade selbst Ohrfeigen nicht zu allererst mit ihr gesprochen zu haben. Und nun hatte er es geschafft, sie saß neben ihm und weinte, weil sie dachte, er würde sie im Stich lassen und stattdessen Spaß mit Nico und Mark in Finnland haben.
„Oh Yvi", raunte er schließlich und platzierte seine Hand sanft auf ihre Wange. Mit seinem Daumen wischte er vorsichtig eine Träne aus ihrem Auge und sah sie eindringlich an. Er sah, wie ihre Lippen vor lauter Angst bibberten und sie sich erst Mal sammeln musste, um ihm zu hören zu können.
„Ich habe drei Flugtickets gekauft. Three. For me, you and Noah. Ich wollte euch überraschen, tonight. I didn't want to hurt you, believe me. I wanted you to come with me, because I just can't leave you here alone now."
„Was?", fragte sie leise und realisierte plötzlich wie unfair es gewesen war, ihn so anzugehen. Sie musste deutlich schlucken, um nicht vor lauter Scham und Angst in ihren Tränen zu versinken.
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Save me once again
FanfictionManchmal ist man doch nicht so ganz verloren, wie man anfangs dachte. Manchmal begegnen einem Menschen, denen man vertraut und bei denen man sich zu Hause fühlt. ° ° ° Eine kleine Geschichte (aus meiner großen Fantasie) zu TVOG. Aus Respekt sind all...