was bleibt

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Die Aufzeichnungen waren der Horror für Yvonne. Die erhoffte Ablenkung hatte sie nicht ganz bekommen. Bei allen Witzen, Blödeleien und Kämpfen um die Talents, beteiligte sie sich nur mäßig und überließ Steff fast das gesamte Reden. Ab und zu kam ein krampfhaftes Lachen aus ihr heraus, das war es dann aber auch schon. Immer wieder warf sie einen unauffälligen Blick zu Samu rüber, dem es augenscheinlich ähnlich erging. Nervös trippelte er mit seinen Schuhen auf den Boden und schaute alle fünf Minuten auf die Uhr. Ihr entging nicht, dass auch er ihr pausenlos besorgte Blicke zuwarf und am liebsten einfach aufgestanden wäre, um sie in den Arm zu nehmen. Schmerzen hatte sie keine mehr gehabt und dieses wunderbare Gefühl, dass sie die letzten Wochen gehabt hatte, war ebenfalls verschwunden. Nach vier endlos langen Stunden und einigen sehr qualvollen Pausen, die zwei der sechs Coaches schweigend auf ihren Plätzen verbracht hatten, hörten sie endlich die erlösenden Worte von Thore, dass die Aufzeichnung beendet wäre. Am Abend verschwanden alle immer recht schnell in ihre Garderoben, um nach dem anstrengenden Dreh schnell nach Hause zu kommen, doch so flott wie Samu und Yvonne heute weg waren, hatte es noch keiner erlebt. Yvonne bedankte sich noch etliche Male bei Lydia und als sie gegangen war, wartete sie nervös mit Noah an der Hand auf Samu. Ihre Augen waren wieder glasig und ihr Herz pochte wie wild. Sie hoffte inständig, dass keiner auf die Idee kam, noch mit ihr quatschen oder sie auf ein Bier einladen zu wollen.

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Lachend schlenderten sie zu viert den Gang entlang und unterhielten sich über die vergangene Blind-Audition.

„Nico ich muss dir ganz, ganz, ganz, ganz ehrlich sagen-" fing Mark an und wurde durch sein eigenes Lachen gestoppt.

Rea klopfte dem Neuling auf die Schulter „Mein Lieber, das bekommst du nie, nie, nie, nie mehr weg."

„Ok Leute ich habs kapiert!" rief er und musste doch selber schmunzeln. Sie hatten Recht, er wiederholte sich wirklich andauernd und es war ihm noch nie aufgefallen.

„Ey guckt mal. Wo wollen die so schnell hin?" fragte Steff verwirrt in die Runde und zeigte ans Ende des Ganges. Alle vier blieben abrupt stehen und folgten mit ihren Augen dem Zeigefinger ihrer Kollegin. Samu hatte Noah auf dem Arm und Yvonne lief mit schnellen Schritten neben ihm. Kurz bevor sie nach links zum Stiegenhaus abbogen, legte der blonde Finne seinen freien Arm auf ihren Rücken.

„Keine Ahnung warum die wieder abhauen. Die beiden sind generell total komisch drauf. Ich glaub die haben nicht einmal gelacht geschweige denn etwas gesagt in den letzten vier Stunden. Irgendwas muss da passiert sein", meinte Mark besorgt.

Die anderen nickten nur zustimmend.

„Ich denke wir sollten mal versuchen mit ihnen zu reden, dann können uns wenigstens darauf einstellen was in ihren Köpfen bei den Aufnahmen abgeht", schlug Steff vor.

„Ne vergiss es gleich. Der Einzige der an die Kaddi rankommt ist der Haber und der würde eher seine Sauna verkaufen, als ein Geheimnis von Kaddafeld zu verraten. Die halten zusammen wie gekauter Kaugummi und Schuhsohle",  sagte Mark und schüttelte demonstrativ den Kopf.

„Echt, warum bist du dir da so sicher? Sind die wirklich so gut?" fragte Nico erstaunt.

„Würdest du gar nicht glauben mein Lieber. Lass uns mal umziehen gehen und nachher noch auf ein Bier was haltet ihr davon?" schlug Mark vor.

„Bin dabei!" rief Rea. Auch Nico und Steff stimmten sofort zu.

Eigentlich war es nicht seine Art über Kollegen, die auch seine Freunde waren, aus dem Nähkästchen zu plaudern, aber er sorgte sich um die beiden und alle anderen anscheinend auch. Er wusste, wenn man sie einzeln darauf ansprechen würde, wäre das gleichzusetzen mit dem Versuch, durch eine Fünf Meter dicke Stahlbetonwand zu fahren. Mit einem Dreirad. Keine Chance. Vielleicht konnten sie es alle gemeinsam schaffen an sie heranzukommen, doch dafür musste er die anderen ein wenig in die Geschichte von Samu und Yvonne einweihen.

Save me once againWo Geschichten leben. Entdecke jetzt