unser weg

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Was hatte sie sich da nur eingebrockt? Fest kniff sie die Augen zusammen und legte ihre Hand auf die Stirn. Alle würden zu ihr nach Hause kommen. In ihre vier Wände, in denen sie sonst alleine sein konnte, weit weg von allem Trubel und der Ort, an dem keiner Fragen stellte. Fragen, denen sie nicht ausweichen konnte. Fragen von einer bestimmten Person. Ein Klopfen an ihrer Türe, ließ sie plötzlich hochschrecken.

„Es ist offen, komm rein." Sie drehte sich langsam um und da stand er. Lässig an den Türrahmen gelehnt, mit seinem supersüßen Samu Haber-Lächeln und seiner Sporttasche auf der Schulter.

„Hey was gibt's?", fragte sie den blonden Besucher während sich eine bekannte Anspannung in ihrem Körper breit machte.

„I haven't got my rental car yet, so i need a ride", sagte er und grinste sie an. Für einen kurzen Moment passierte es schon wieder. Sie verlor sich in seinen Augen, als würde sie in ihnen einen tieferen Sinn erkennen. Wenn ihr das passierte, war es, als ob die Welt rundherum für einen kurzen Moment einfach stehen bleiben würde.

„Ja ich will auch mit!", riss Mark die beiden aus ihrer Starre und schlang seine Arme spielerisch um Samus Hals. Yvonne musste lachen als er dann Samu auch noch ein Küsschen auf die Wange gab.

„Natürlich könnt ihr gerne beide mitfahren."

Sie schulterte ihre Tasche, quetschte sich an den beiden, die noch immer herumblödelten vorbei und machte sich auf in Richtung Ausgang. Draußen erwarteten sie, neben der unfassbaren Hitze der letzten Tage, auch schon die anderen Coaches, die anscheinend ebenfalls eine Fahrgemeinschaft gebildet hatten, weil Nico kein Auto hatte und das von Steff in der Werkstatt stand. Als sie zu Yvonnes Wagen gingen und sie die Tür öffnete, blieb Samu abrupt stehen. Allein sein Gesichtsausdruck sprach Bände, wie er da stand, mit komplett offenen Mund und versuchte etwas zu sagen. 

„Mach den Mund zu, sonst fliegt noch was rein", scherzte Yvonne und warf ihm über das Dach einen triumphierenden Blick zu. Sie wusste, dass er es mögen würde, immerhin hatte er sie ja ein wenig dazu inspiriert.

„Wow Yvonne. This car is way to cool for you. Only big finnisch guys können so eine sexy bayrisch car fahren." Er grinste sie frech an.

„Tja, dann gehör ich jetzt auch zu denen", antwortete sie im selben Ton.

„Also Kaddi da muss sogar ich sagen, geiler Wagen", kam es nun auch mit einem anerkennend Pfeifen von Mark, der dabei war seine Kappe zu richten und Richtung Beifahrertür zu stolzieren.

„Mark forget it, ich sitze vorne, du hinten", rief Samu und noch bevor der ihm antworten konnte, saß er schon am Beifahrersitz.

Gemeinsam holten sie Noah von der KITA ab. Der war natürlich ganz überrascht, als nicht nur seine Mama, sondern auch zwei andere Männer im Auto saßen. Den der vorne saß, kannte er schon von den Videos, mit denen seine Mama immer heimlich sprach, damit es der Papa nicht sah. Der wollte das nämlich nicht, weil die Mama da immer so viel Spaß hatte und dann ganz still und traurig war, wenn es aus war. Samu hieß er erinnerte er sich, denn manchmal durfte Noah auch dabei sein und mit dem lustigen Mann reden.

„Hallo echter Samu aus dem Video", sagte der Kleine leise und stupste den großen Blonden mit seinem Finger an. Yvonne erschrak kurz. Warum konnte sich ein Dreijähriger an eine Person aus FaceTime-Anrufen so gut erinnern und wie erkannte er ihn so schnell. Ihr wurde trotz Klimaanlage plötzlich total heiß und begann leicht zu schwitzen.

„Hallo echter Noah! Wie geht's?" Der Finne hatte sich zu ihm umgedreht und gab ihm eine Ghettofaust zur Begrüßung.

„Hey wieso krieg ich sowas nicht?" fragte Mark beleidigt, woraufhin Noah ihm seine Faust auffordernd entgegenstreckte. Yvonne musste schmunzeln und entspannte sich wieder ein wenig, doch war auch darauf gefasst, dass der Kleine, trotz seines Alters ganz schön viel mitbekam. Hoffentlich würde er nicht ausplaudern, dass sein Papa schon länger nicht mehr zu Hause gewesen ist. Sie war zwar froh, dass ihr Sohn so ein aufgeschlossener kleiner Junge war und keine Scheu vor Menschen zeigte, jedoch könnte ihr das heute noch mal zum Verhängnis werden. Während sie fuhr schielte sie immer wieder in den Rückspiegel, wo sie Noah und Mark sah, die sich angeregt über Polizeiautos und Dinosaurier unterhielten. Doch blieb ihr Blick aber auch immer wieder kurz bei ihrem Beifahrer hängen, der seinen Kopf fast die ganze Zeit nach hinten gestreckt hatte und versuchte dem Gespräch zu folgen oder etwas beizusteuern. Jedes Mal, wenn Noah etwas sagte, lachte er und dieses Lachen, ließ Yvonnes Herz dahinschmelzen. Kein Wunder, dass alle Mädels auf ihn abfuhren. Es war so ehrlich und überhaupt nicht künstlich, zwei der Dinge, die sie so sehr an dem Finnen schätzte.

Save me once againWo Geschichten leben. Entdecke jetzt