Kapitel 14

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Sein Gesicht kam meinem näher und er strich mir eine Strähne aus dem Gesicht. "Du bist so schön.", flüsterte er und drückte mich gegen die Wand, des Kellers. Seine Hand lag auf meiner Taille und mit der anderen hielt er mein Gesicht. Diese Augen waren ein Traum und diese Lippen auch. Gott, wie ich diesen Anblick doch genoss. Er ging nochmal etwas auf Abstand und ich atmete tief durch. Thomas schien auch nochmal alles zu überdenken und dann war er kurz davor mich zu küssen, als...

"Shooooppen!", hörte ich Jessi kreischen und ich ließ mich zurück in meine Kissen fallen. Das alles war nur ein Traum? Es hatte sich so echt angefühlt. Wieso musste sie mich ausgerechnet dann wecken, wenn es spannend wurde? "Aufstehen Schlafmütze.", sagte Kelly und zog mich aus meinem Bett. Ich stöhnte auf und schleppte mich zu meinem Schrank. In die Stadt durften wir mit unseren Freizeitklamotten fahren und deshalb zog ich mir eine dunkle Jeans, Pulli und Stiefel an. Meine Handtasche hatte ich auch dabei und so ging ich dann zum Frühstück. Die meisten sahen mich komisch an, was entweder daran lag, dass ich ungeschminkt war, schlecht drauf oder wegen beidem. Ächzend ließ ich mich auf meinen Platz fallen und löffelte meinen Joghurt. "Komm, wir müssen noch zu Bushaltestelle.", informierte mich Linda und half mir auf. Wir schleppten uns zu dem kleinen Bushäuschen und warteten, das der Bus endlich kam, was er dann auch nach zehn minütigen Warten tat. "Müde...", flüsterte ich und lehnte mich an Jessi an. Sie grinste und streichelte mir liebevoll über den Kopf. "Was hast du eigentlich geträumt?", wollte sie wissen und ich zuckte mit den Schultern. Ich hatte echt keinen Bock hier alles zu erklären und da war meine schlechte Laune endlich mal nützlich. Niemand fragte mehr nach, denn sie wussten was passierte, wenn sie das taten. Der Bus holperte über die unebene Straße und ich wurde auf meinem Sitz herum geworfen. "Ihr Engländer habt echt beschissene Straßen.", beschwerte ich mich und sah eine nach der anderen an. Sie grinsten und Linda sagte:"Wenn ich mal im Parlament bin, dann setze ich mich für bessere Straßen ein, damit verzogene Amerikaner, wie du, nichts daran auszusetzen haben." Ich lächelte sie an und streckte ihr dann die Zunge raus. "Hey!", lachte sie empört und drehte sich zu Kelly, zu der sie dann in einem quengeligem Ton sagte:"Keeelly! Die blöde Isabella hat mir die Zunge gezeigt!" Unsere Freundin schien das wenig zu interessieren, denn sie zuckte nur mit den Schultern und sah weiter aus dem Fenster. Verwirrt schaute ich sie an und fragte:"Ist was?" Kelly nickte leicht und ich torkelte zu ihr rüber. "Was ist'n los?" Wir drei schauten sie neugierig an und dann antwortete sie leise:"Miri meint Daniel geht nur aus Mitleid mit mir zum Ball." Ich kannte diese Miri nicht aber am liebsten wäre ich sofort auf diese Tussi losgegangen. "Wann hat sie das gesagt?!", wollte Jessica sofort wissen und schien sie gefunden zu haben. Die Wut war ihr deutlich anzusehen und sie ging förmlich auf sie los. Kaum hörten wir Geschrei sprangen wir auf und man sah wie sich die beiden stritten. Dann klatschte es und der ganze Bus hatte seine Aufmerksamkeit auf die beiden gerichtet. Jessi hielt sich fassungslos die Wange und ich stürzte nach vorne. "Ey, für wen hälst du dich, dass du einfach so meine Freundin schlägst?!", fauchte ich und sie fragte:"Was bist'n du für ne Behinderung?!" Hatte sie mich gerade Behinderung genannt? Meine Hände ballten sich zu Fäusten doch ich beherrschte mich, ihr einen Tritt in ihren Hintern zu geben. Miri war ein echt hübsches Mädchen, mit langen gewellten braunen Haaren und großen braunen Augen, aus denen sie mich zickig anfunkelte. "Leg dich nicht mit uns an.", knurrte sie und setzte sich wieder. Wir setzten uns wieder auf unsere Plätze zurück und kurze Zeit später hielt unser Bus schon an.

Die Stadt war klein, hatte hier und da ein paar Eisdielen und einen Kleiderladen. Der Laden sprach uns an, vielleicht weil es auch der Einzige war? Und wir rannten sofort rein. Kreischend schnappten wir uns ein paar Kleider und stürmten in die Kabinen. Ich hatte mindestens fünf bei mir, dann mussten wir auch noch Schuhe zu jedem Kleid suchen. Shoppen war ja so anstrengend. Linda trug ein dunkelgrünes Kleid, mit etwas Spitze. Kelly ein rotes, mit schwarzen Steinen am Ausschnitt und Jessi ein cremefarbenes, das aussah wie eine Tunika. "Ihr seht alle klasse aus!", rief ich und sprang auf. "Du bist jetzt dran!", verkündete Kelly, die inzwischen schon wieder extrem fröhlich war. Wiederwillig verschwand ich in der Kabine und probierte meinen Favoriten an. Es war ein dunkelgrünes Kleid, das vorne kürzer war als hinten. "Hey, das sieht Elsas-Kleid ähnlich.", kreischte Kelly, sie war ein echter Disney-Fan, einer ihrer Lebensträume war auch ins Disneyland Paris zu fahren. "Ich hab mich mit Thomas auf ein langes geeignet...", gab ich zu bedenken und keine Minute darauf stürzten sie sich zwischen die Kleider. Jede von ohne kam mit einem anderen Kleid zurück und hielt es mir unter die Nase. Zu Kellys entzücken entschied ich mich für das Elsa-Kleid. Nicht das vom Anfang, sondern dass das sie mir gebracht hatte. Gemeinsam suchten wir dann noch nach jeweils passenden HighHeels und ich stellte fest, das sie total bequem waren. "Wir müssen noch nach Make-Up und Frisuren gucken!", verkündete Linda fröhlich und zog uns zu einem Friseur. Lachend und scherzend blätterten wir durch die Zeitschriften und hielten dabei unsere Taschen, mit unseren Kleidern und Schuhen eng an uns gepresst. Niemand würde einen Blick auf unser Outfit erhaschen. "Die würde doch passen, oder?", fragte Kelly und ich schüttelte den Kopf. Man sollte ja ehrlich zu seinen Freunden sein und jetzt war ich es. "Ich würde sagen wir machen dir Locken.", schlug ich vor und sie sah mich misstrauisch an. "Keine Sorge ich kann das.", erklärte ich und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Ewig rätselten wir herum, was wir mit Lindas Haaren machen könnten und am Ende beschlossen wir ihr eine Hochsteckfrisur zu probieren. Jessi hatte schon einen Plan, was sie wollte und ich nahm mir einfach ein paar Hefte mit und wenn ich da nichts fand hatte ich ja noch das Internet und YouTube! Nur so hatte ich auf Schulfotos gut ausgesehen, aber meinen Freunden hatte ich das nie verraten, wo ich die tollen Ideen her hatte.

Das Internat (Thomas Sangster FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt