Kapitel 28

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Ich wollte mich losreißen, doch es funktionierte nicht und erst eine vertraute Stimme ließ mich ruhig werden. "Beruhig dich Isabella.", sagte er und zog mich in Richtung Schule. Langsam wurde meine Atmung wieder normal und ich sah, wer mich da mit sich zog. Eric ging mit mir in Richtung Zimmer und ich ließ mich erschöpft schleppen. "Danke...", murmelte ich und lehnte mich an die Wand neben meiner Zimmertür. "Kein Ding.", flüsterte er und strich mir über die Wange. Was sollte das? Etwas verstört verabschiedete ich mich von ihm und ging rein zu meinen Freundinnen.

In dieser Nacht schlief ich so gut wie nie zuvor. Vielleicht lag es an der frischen Luft oder daran, dass ich so lange gelaufen war oder aber an beidem. Ja, das schien mir plausibel.

Ein knarzendes Geräusch weckte mich auf und ich sah mich etwas ängstlich um. "Jessi?", wollte ich flüstern, doch kein Laut kam aus meinem Mund. Zitternd zog ich mir meine Bettdecke bis ans Kinn. Mein Blick huschte umher und suchte nach dem Geräusch. Unsere Zimmertür war angelehnt und ich musste schwer schlucken. Aus meinem Augenwinkel nahm ich eine Bewegung war und ich fuhr herum. Jemand versteckte sich hinter einem Vorhang und trat dann hervor. Metall blitzte im Mondschein auf und ich hätte am liebsten geschrien. Es ging aber mal wieder nicht und ich wurde panisch. Die Gestalt bewegte sich auf mich zu und ich spürte wie mein Herz in meiner Brust raste. Das Gesicht der Gestalt lag noch im Schatten, aber als die Person auf mich zukam wurde sie vom Licht beleuchtet. Eric kam mit schleppenden Schritten auf mich zu und ließ das Messer in seinen Händen hin und her wandern. Das Blut tropfte zu Boden und ich sprang aus meinem Bett auf. "Komm doch mit Bella...", flüsterte er und hielt mir eine seiner Hände hin. Zitternd ging ich rückwärts und er kam einen großen Schritt auf mich zu, dann hob er drohend das Messer, rammte es mir in den Bauch und ich schrie.

Schreiend wachte ich auf und meine drei Freundinnen saßen an meinem Bett. "Was denn los?", fragte eine aufgebracht und ich fuhr mir über mein verschwitztes Gesicht. "Albtraum...", murmelte ich noch etwas fertig. Plötzlich riss jemand die Tür auf und ich fiel fast aus meinem Bett, vor Schreck. Unsere Zimmernachbarin stand da und sah uns besorgt an. "Was ist denn hier los?", fragte sie verschreckt und kam zu uns herein. "Isa hatte 'nen Albtraum.", sagte Linda wahrheitsgetreu und ich sah das Mädchen scheu an. Sie nickte verständnisvoll und verließ uns wieder. Sie fragten mich über meinen Traum aus und ich erzählte es ihnen haarklein. Zum Glück hatte ich mich wieder beruhigt und konnte dann wieder schlafen. Ich musste mich im Nachhinein echt verbessern, so schrecklich hatte ich zuvor noch nie geschlafen.

Mit Augenringen, die finster wie die Nacht waren, erschien ich dann zum Frühstück und ließ mich müde auf meinen Platz fallen. "Hab gehört du hattest 'nen Albtraum.", spottete Tomate hinter mir und ich fuhr herum. "Hat die Kleine geträumt, dass sie ihr ihre Haare abrasieren?" Ich verkrampfte mich und fauchte:"Halt die Fresse!" Sie wusste ganz bestimmt nicht, wie es war, wenn man davon träumte ermordet zu werden. Dazu noch von einem seiner dicksten Freunde. "Sonst was?", fragte sie unschuldig und zog eine Schnute. "Sonst schlag ich dir deine Fresse grün und blau!", zischte ich und stellte mich drohend vor sie. Stefanie lachte auf und verschränkte selbstsicher die Arme vor der Brust. Gott, wie ich diese Geste hasste und wieso unterschätzte mich jeder?! "Traust dich nich, oder?", lachte sie und ich gab ihr eine Ohrfeige. Sie sollten echt aufhören mich zu unterschätzen. Ihre Wange rötete sich und sie riss den Kopf wieder zu mir herum, dann stürzte sie sich auf mich und ich schlug nach ihr. Mein Herz fing an zu rasen. als sie mich zu Boden drückte. Wir benahmen uns wie Jungs, aber das war mir in dem Moment so egal. Irgendwer versuchte sie von mir weg zu zerren, doch Stefanie wehrte sich mit Händen und Füßen. Mit aller Kraft stieß ich sie von mir weg und richtete mich auf. "Mädchen!", rief eine Stimme und ich drehte mich um. Unsere Schulleiterin stand zwischen den Schülerinnen und Schülern. Eric hielt Stefanie fest, die sich langsam aber sicher wieder beruhigte. "Kommt mit mir mit. Sofort!", forderte Mrs West, drehte sich um und schritt zu ihrem Büro. So ehrenvoll wie es ging folgte ich ihr und mit einigem Abstand auch Stefanie, welche mich dann überholte um mit Mrs West zu sprechen. Diese schüttelte einfach nur den Kopf und ignorierte sie. Hach, das stimmte mich schon wieder fröhlicher.

Wir standen in ihrem Büro und sie fragte sichtlich wütend, was das vorhin sollte. "Sie hat angefangen mich zu schlagen!", rief Stefanie aus und deutet beschuldigend auf mich. "Du hast mich doch provoziert!", fauchte ich und funkelte sie an. "Beruhigt euch!", ging unsere Direktorin dazwischen und fragte mich ruhig:"Wie hat sie dich provoziert?" Sachlich schilderte ich ihr die Situation und rieb mir die Augen. Auch von Tomate hörte sie sich die Story an, welche das ganze aber viel hitziger und anders erzählte, als ich. "Ich werde jetzt mit Mitschülern sprechen aber solange geht ihr euch aus dem Weg und wenn ihr heute noch eine Auseinandersetzung habt, dann kriegt ihr beide großen Ärger.", informierte sie uns und schickte zuerst Tomätchen weg. Mich hielt sie noch einen Moment länger gefangen. "Lass dich nicht so provozieren. Ich weiß, das du sie nicht magst.", sagte sie mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. Danach ließ sie auch mich gehen und ich ging in den Unterricht.

Die Stunden zogen an mir vorbei und ich dachte über die Aufgaben nach. Ja, ich widmete mich wirklich mal dem Unterricht, was meine Freundinnen stutzig machte. "Gehts dir gut?", wollten sie wissen und musterten mich misstrauisch. "Gut.", sagte ich schlicht und schlenderte zum Essen. Wir luden uns so viel, wie ging auf unsere Teller und setzten uns dann. "Was wollte Mrs West dann genau?", fragte Kelly, als die eben genannte den Speisesaal betrat. "Linda, Jessi und Kelly. Kommt mit.", forderte sie und winkte sie hinter sich her. Wie dressierte Hunde folgten sie ihr und verschwanden aus der Mensa. Ich blieb einsam sitzen und beobachtete meine Mitschüler. Seit unserer kleinen Schlägerei heute morgen verhielten sich die anderen ziemlich gehemmt. Stefanie hing an Thomas' Arm und als ich einen kurzen Blick auf sein Gesicht erhaschte musste ich leicht schmunzeln. Er hatte einen leidvollen Ausdruck auf seinem Gesicht und ich biss mir auf die Lippe, um nicht loszulachen. "Was guckst du so?", zickte Tomate mich an und ich hob eine Augenbraue. Mir lag schon eine Bemerkung auf der Zunge, doch ich verkniff sie mir und stand einfach wortlos auf. Auf ihr Niveau ließ ich mich nicht runter, auch wenn ich so wahrscheinlich von der Schule geflogen wäre. Thomas zog Steffi von mir weg und setzte sich mit ihr auf eine Bank, wo sie zusammen "lernten". Als ich auf meinem Zimmer angekommen war laß ich noch ein bisschen. Ich war schon bei Gus Beerdigung und weinte. Gott, wie ich dieses Buch liebte! Leise schluchzte ich auf und wischte mir über die Augen. Wieso konnten echte Jungs nicht so süß sein?

Das Internat (Thomas Sangster FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt