Mein Wecker klingelte, viel zu früh für meinen Geschmack, und ich stand auf. Müde zog ich mir meine Klamotten an und schnappte mir eine Jacke. Mit meiner Umhängetasche latschte ich zum Frühstück und aß einen Apfel. Um mich herum flüsterten und tuschelten alle. Ich hatte keine Ahnung warum. Hatte ich was im Gesicht, oder etwas auf der Jacke? Zuerst kontrollierte ich meine Bluse, doch ich fand keinen Fleck auf ihr. Gerade als ich die Jacke ansah fiel mir auf wieso sie tratschten. Ich hatte die Jacke von Thomas, unserem braven Schülersprecher an, als würde sie zu mir gehören. Mein Gesicht wurde ganz warm und ich versuchte meine Verlegenheit irgendwie zu überspielen, doch es wollte mir nicht recht gelingen. Dann kam er auch noch dazu und flüsterte mir ins Ohr:"Sie steht dir. Keine Angst." Daraufhin wurde ich nochmal um einiges röter. Er lachte und ging mit einem Toast und einer Tasse Tee zu seinem Platz. Natürlich hatten DAS auch alle gesehen und so konnte ich mich nicht aus der Erklärungsnot vor meinen Freundinnen befreien, denn sie mussten gleich wieder etwas hinein interpretieren.
In der erste Stunde ging er mir nicht mehr aus dem Kopf, was wohl unseren Lehrer dazu bewegte mich mit einem Schwamm zu bewerfen. Verwirrt sah ich mich um und er bat mich lachend:"Lies doch bitte mal die Aufgabe im Buch vor." Schweigend nickte ich und las dann die Aufgabe vor. Wie lange hatte ich denn in die Luft oder sonst wohin gestarrt? Meine Freundinnen sahen nur kichernd in ihre Bücher und ich wurde ein bisschen wütend, dass sie mir nicht geholfen hatten. Wieder schweiften meine Gedanken vom Thema ab und ich fragte mich, ob er das nur getan hatte, damit ich, wie es mein Wunsch war, von der Schule flog. Aber irgendwie konnte ich es mir nicht vorstellen, das er jemandem bei so etwas half. "Isabella?", drang die Stimme meines Lehrers an mein Ohr. "Ja?", ich blickte ihn verwirrt an. Alle anderen Schülerinnen waren schon gegangen, doch vor dem Fenster, das in unserer Klassenzimmertür war, sah ich noch die Schatten von zwei Mädchen. "Kann es sein das es dir hier nicht gut geht?", fragte Mr Anderson, so hieß unser Fremdsprachenlehrer. "Ich vermisse New York... Und meine Freunde.", gab ich leise zu und er nickte. "Aber Kelly, Linda und Jessica sind doch hier für dich.", gab er zu bedenken aber ich zuckte nur mit den Schultern. "Naja, ich hatte mehr männliche Freunde. Aber sie haben schon recht, ich sollte mich hier etwas einsetzen."
Der Vortrag war beendet und ich machte mich auf den Weg zu meinen Freundinnen. Sie wollten natürlich wissen, was er wollte, doch ich gab ihnen nur ausweichende Antworten. Gelangweilt aß ich mein Mittagessen und stocherte in meinem Salat herum. "Ruhig, Blonde!", lachte Linda und ich sah auf. "Der Salat hat dir nichts getan!", grinste sie und zeigte auf den zerfetzten Salat. "Ups.", sagte ich und dachte an meine alten Freunde.
Nach dem anstrengenden Schultag ging ich zum Schwimmen. Meine Haare packte ich nicht unter eine verdammt hässliche Schwimmkappe, sondern ließ sie offen. Stefanie war ebenfalls anwesend und schwamm mit einer knallroten Schwimmhaube herum. Auch der rote Badeanzug schmeichelte ihr nur in Hinsicht auf ihren Spitznamen. Ich selbst hatte ein Bandeau-Oberteil an und eine dazu passende Badehose. Sie starrte wütend zu mir herüber, schwamm aber ohne sich zu melden weiter. Ich stieg in das Becken und fing an zu schwimmen. In meinen Beinen hatte ich schon ewig Muskelkater, um genau zu sein seit ich das erste Mal joggen war. Nach einiger Zeit schwamm ich erschöpft zum Beckenrand und hielt mich fest. Müde ließ ich meinen Kopf auf meine Arme sinken und schloss die Augen.
"Aufwachen!", hörte ich eine Jungenstimme sagen und sah auf. Vor mir stand ein Junge, vielleicht aus der sechsten oder siebten Klasse? "Es wird gleich abgesperrt.", sagte er und ich kletterte eilig raus. Leise murmelte ich immer wieder fuck. Ich rannte in die Umkleide, doch da musste ich feststellen, das meine Klamotten pitschnass waren. Alles, wirklich alles war nass. Eilig stopfte ich alles in meine Tasche und eilte dann über den Schulhof. Irgendwer musste mich gesehen haben, denn kaum war ich beim Eingang angekommen kam auch schon die Durchsage, dass ich ins Büro von Mrs West kommen sollte. Lauter Schülerinnen und Schüler waren noch auf den Gängen und starrten mich an. Von manchen hörte ich ein Schlampe oder irgendwelche anderen Beschimpfungen.
Ich erklärte unserer Direktorin wieso ich im verkackten Bikini über den Schulhof gerannt war und so auch noch durch das Schulhaus rannte. "Okay. Das verstehe ich. Bitte sorg dafür, dass dir das nicht mehr passiert.", riet sie mir und ich nickte nur schweigend. Irgendwie war ich hier immer sehr still, wie mir auffiel.
Auf meinem Zimmer telefonierten meine Freundinnen gerade mit Jessi, die aus dem Krankenhaus ihres Vaters anrief. Es ging ihm inzwischen schon wieder besser und sie würde noch vor dem Weihnachtsball wiederkommen. Das freute uns natürlich sehr und wir planten schon unseren Ausflug in die Stadt, um dort Kleider zu kaufen. Kelly, Jessi und Linda wurden nämlich schon im Jahr zuvor gefragt und zwar von drei sehr charmanten Jungen, die auch auf unser Internat gingen. "Ihr müsst sie mir vorstellen!", quietschte ich und sie stimmten zu, damit ich wieder von meinem Trip herunter kam. Wenn es so war, dass die Jungs alle schon irgendein Mädchen gefragt hatten. Wie sollte ich dann noch jemanden abkriegen?