Kapitel 32

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Er sah mich einfach nur an und ich öffnete wieder den Mund. "Und danke für das schöne Weihnachtsgeschenk.", ergänzte ich noch hurtig und kam mir die Sekunde darauf ziemlich blöd vor. Thomas schwieg noch immer, doch jetzt hatte sich ein grinsen auf sein Gesicht geschlichen. "Schön, dass du's mir erklärt hast.", sagte er und sah auf. "Auch wenn's echt lange gedauert hat.", schmunzelte er. Ich atmete erleichtert auf und fragte:"Wieder Freunde?" Mit einem Kopfschütteln zerstörte er mir meine ganze Hoffnung. "Nicht bevor ich mich nicht auch entschuldigt hab.", meinte er und setzte sich auf sein Bett. Er klopfte neben sich und ich gesellte mich zu ihm. "Ich hätte es dir sofort erklären müssen und mich nicht abwimmeln lassen sollen. Und das ich dann auf Zicke gemacht hab war auch nicht hilfreich. Tut mir echt leid.", sagte er und in diesem Moment erinnerte er mich an einen kleinen Jungen. Fragt nicht wieso, es ist einfach so. "Ich war auch nicht viel netter.", murmelte ich und spielte mit einer Ecke, seiner Decke. Wir sahen uns an und ich musste schwer schlucken. Was waren wir jetzt? Schließlich hatte ich den Kuss nicht vergessen und er sicher auch nicht. Verlegen räusperte ich mich und stand auf. "Dann geh ich mal...", sagte ich leise und ging zur Tür. Keine Sekunde zu spät sprang er auf und nahm mich am Arm. "Ich bring dich zu deinem Zimmer.", meinte er und ich nickte einfach nur sprachlos. Schweigend gingen wir die Gänge entlang und ich fragte:"Wieso bist du eigentlich hier?" Sofort verspannte er sich ein bisschen und er winkte mich in einen dunklen Seitengang. Anscheinend sollte es niemand sonst hören. "Ich vertraut dir, Isa, aber trotzdem musst du schwören, das du es niemandem erzählst.", flüsterte er und ich nickte heftig. Er musste ja noch nicht wissen, das ich es schon wusste und die anderen drei auch. "Ich hab...", für einen Moment schwieg er, dann setzte er von neuem an:"Ich hab an illegalen Veranstaltungen teilgenommen, um mein Taschengeld aufzubessern. Autorennen, Straßenkämpfe. Dann hab ich einmal einen Unfall verursacht und wurde von der Polizei geschnappt. Es hat nicht geholfen, das ich A) betrunken war und B) den Bullen geschlagen hab.", beim letzten Teil musste er etwas lachen. Zerknirscht sah er mich an und ich nickte. "Hätte ich nicht gedacht.", murmelte ich und fuhr mir durch die Haare. Wir gingen wieder weiter und ich erwischte ihn immer wieder dabei, wie er zu mir über sah. Und ich konnte ihn ja auch nur erwischen, weil ich immer wieder zu ihm sah. Meine Gedanken rasten nur so, doch als ich dann seine warme Hand spürte stoppten sie plötzlich. "Alles okay?", fragt er und drehte sich zu mir um. Ohne das ich es gemerkt hatte, war ich stehen geblieben. Verdammt! "Ja!", rief ich schnell und schloss wieder zu ihm auf. Nach stundenlangem gehen, zumindestens kam es mir so vor, kamen wir dann endlich vor meinem Zimmer an. "Danke.", murmelte ich leicht verlegen und er lächelte mich nur an. "Nacht.", sagte er und ich erwiderte es. Kurz bevor er gehen konnte fasste ich nochmal meinen Mut und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. So schnell ich konnte verschwand ich nach drinnen. Hoffentlich hatte das nicht alles ruiniert.

Am nächsten Morgen machte ich mich nervös auf den Weg zum Frühstück. Den anderen hatte ich noch nichts von gestern Abend erzählt. Wir traten ein und meine Augen suchten die Halle nach Thomas ab. "Ist was?", fragte Linda und ich nickte. Im Schnelldurchlauf erzählte ich ihnen von gestern Abend und dann wurde ich angestupst. Ich drehte mich um und sah direkt in die braunen Augen von Thomas. "Hi.", sagte ich kurz etwas atemlos. "Morgen.", grinste er und sah zwischen uns vieren hin und her. "Kann ich euch Isa entführen?", fragte er und die anderen nickten einfach. Manchmal fragte ich mich echt, ob sie wussten, was sie da taten. Ohne ein weiteres Wort nahm er mich am Arm und zog mich mit zu seinem Tisch. "Sicher, dass ich mich zu dir setzen soll?", fragte ich unsicher und er nickte. Da er ja auch am Lehrertisch saß konnten mich alle anstarren. Wir setzten uns hin und fingen an zu labern. "Was hast du eigentlich zu Weihnachten bekommen?", fragte ich und er grinste. "Irgendjemand hat mir Zeichnungen, von mir geschenkt.", sagte er und trank einen Schluck Tee. Ich spürte wie meine Wangen ganz warm wurden und dann hörte ich jemanden entsetzt nach Luft schnappen. "Warum sitzt denn DIE auf meinem Platz?!" Ich drehte mich um und sah in das knallrote Gesicht von Stefanie. "Ich hab sie hergebeten.", sagte Thomas kalt und stand auf. Er nahm sie an ihrem Oberarm und führte ein hitziges Gespräch mit ihr. Ich saß einfach nur da und versuchte möglichst unauffällig weiter zu essen. "Und versuchs nicht nochmal.", sagte er am Schluss zu ihr und kam wieder zu mir. "Fertig?", fragte er nun wieder mit einer sanften Stimme. Ich nickte und stand auf. Wir schlenderten durch das Schulhaus und ich stellte fest, das ich jetzt wieder nicht mehr wegwollte. Jetzt hielten mich nicht nur meine Freundinnen sonder schon wieder dieser Junge. "Thomas.", fing ich wieder an und er drehte sich zu mir. "Was sind wir jetzt?", fragte ich ehrlich verwirrt und er zuckte ratlos mit den Schultern. Sollten wir so tun als wäre nichts gewesen? Thomas schien auch nicht recht zu wissen und so verhielten wir uns wie Freunde.

Nach ein paar Wochen, um genau zu sein einem Monat und fünf Tagen, des nur Freunde sein war ich schon wieder am verzweifeln. Meine Gefühle für ihn waren immer noch da, doch was wenn er jetzt eine reine Freundschaft wollte? Um mich endlich auf andere Gedanken zu bringen laß ich den letzten Teil der Maze Runner Reihe fertig und danach war ich fertig. Ich lag in meinem Bett und schluchzte vor mich hin. Ich war fertig mit allem. Mit der Welt, mit meinen Freunden und mit meinen Gefühlen. Kelly und die anderen hatten es schon aufgegeben mich zu beruhigen. Denn statt, das ich ruhiger wurde wurde ich immer trauriger und heulte mehr. Autoren waren Ausgeburten der Hölle. Es klopfte an der Tür und ich öffnete diese langsam. Thomas stand da und runzelte verwirrt die Stirn. "Was ist denn mit dir los?", fragte er und ich seufzte einfach nur:"Todeszone." Er schien zu verstehen und trat ein. Wortlos nahm er mich in den Arm und wischte mir die Tränen weg. "Beruhigt es dich, wenn ich sage, dass ich für dich da sein werd? In der schweren Zeit?", das Lächeln konnte ich trotzdem hören und ich boxte ihn leicht gegen die Schulter. "Hey, ich versuch grad gefühlvoll zu sein.", lachte er und ich lachte auf. "Du bist ein Idiot!", rief ich aus und schubste ihn von mir weg. "Hey!", rief er empört und zog mich wieder zu sich. "Vergiss nicht, dass du diesen Idioten geküsst hast.", erinnerte er mich und ich wurde ganz rot. Unsicher was ich nun tun sollte sah ich ihn an und er schien etwas zu erwarten. Sollte ich ihn nun einfach küssen?

Das Internat (Thomas Sangster FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt