Kapitel 19

2.5K 148 9
                                    

Die beiden hatten eiskalt weiter geknutscht und mich ignoriert. Auf unserem Zimmer waren weder Jessi, noch Linda. Man, ich musste ihnen doch die Neuigkeiten überbringen! Ohne mich umzuziehen rannte ich durch das Internat und suchte sie. Linda fand ich Händchen haltend mit Steve draußen stehen und Jessi chillte mit ihrem Joseph im Computerraum, wo er ihr gerade etwas erklärte. Würde ich reinplatzen? Nein, so eine fiese Freundin war ich nicht, deswegen machte ich mich leise wieder auf mein Zimmer. Ich befreite mich im Bad von meinen verschwitzten Klamotten und stieg in die Dusche. Das Wasser prasselte auf mich nieder und ich shampoonierte mir die Haare. Danach kam ich raus und wickelte mich in ein Handtuch ein und ging nach vorne. Noch immer war keine meiner Mitbewohnerinnen hier. Gechillt suchte ich nach Klamotten, als es klopfte. Sollte ich mich noch schnell anziehen?, fragte ich mich, als es heftiger klopfte. Okay, anscheinend war es dringend, also machte ich die Tür auf und sah einen gestressten und verzweifelten Thomas. Er drängte sich an mir vorbei, rein in mein Zimmer und ließ sich auf meinem Bett nieder. Verdattert schloss ich die Tür und drehte mich zu ihm um. "Sorry.", sagte er atemlos und starrte an die Decke. "Was ist denn los?", fragte ich schmunzelnd und packte eilig meine Klamotten, die am Ende meines Bettes lagen. Er sollte meine Unterwäsche bloß nicht zu Gesicht bekommen. "Stefanie! Dieses Monster verfolgt mich!", schnaufte er und raufte sich die Haare. "Erzähl ruhig. Ich geh nur ins Bad, um mich umzuziehen.", informierte ich ihn und verzog mich. Durch die Tür hörte ich seine Stimme nur gedämpft, doch ich hörte sie. "Sie will mit mir zum Ball! Aber ich hab nein gesagt und sie akzeptiert das nicht. Sie hat sich total aufgeführt und ist völlig ausgerastet. Ich hab versucht es ihr zu erklären aber die kann ja ihre Klappe nicht halten!", erzählte er mir genervt und ich kam nickend aus dem Bad. Unauffällig versuchte ich dir Tüte mit meinem Ballkleid verschwinden zu lassen, doch als er merkte, dass ich nicht zu ihm kam sprang er auf und ging mit schnellen Schritten auf mich zu. "Was hast du da?", fragt er und machte dabei große Hundeaugen. "Nichts!", sagte ich viel zu schnell und er versuchte die Tüte zu packen. So gut ich konnte wich ich ihm aus und machte einen Schritt nach hinten, er kam mir nach. Das ging so lange, bis ich mit dem Rücken zu Wand stand und er genau vor mir. Mein Herzschlag erhöhte sich und ich atmete einen Ticken schneller. Hoffentlich merkte er nicht, dass ich eine Schwäche für ihn hatte. Sein Gesicht kam meinem diesmal nicht näher und ich versuchte mich etwas zu beruhigen. "Zeig doch bitte was da drinn ist.", bat er mich sanft und ich schüttelte stur den Kopf. Er würde mich nie und nimmer dazu kriegen! "Nicht vor dem Ball!", sagte ich und lächelte. Thomas verdrehte die Augen und ging wieder auf Abstand, als wäre nichts gewesen. Es war ja auch nichts, rief ich mich in Gedanken zurecht und räumte die Tüte weg, dann setzte ich mich auf mein Bett und zog einen Schokoriegel aus meinem Nachtschränkchen. "Wofür hast du Sport gemacht?", fragt er lachend und blätterte dabei meine Zeichnungen durch. "Du hast Talent.", stellte er fest und drehte sich zu mir. "Naja.", meinte ich und zuckte mit den Schultern. Talent hätte ich es nicht genannt, sondern einfach Glück. Ich hatte es von keinem aus meiner Familie geerbt, also war es für mich einfach nur pures Glück. "Ich würde gerne zeichnen können.", gab er zu und ich erwiderte:"Dafür bist du schlau." "Du doch auch!" Wir unterhielten uns noch über ein paar belanglosere Themen und lümmelten dabei auf meinem Bett herum. "Rosa Kissen?", lachte er und ich warf meine Haare Tussilike nach hinten und "zickte":"Kritisier mein Kissen nicht!" "Ich kritisier Sachen wann ich will!" Lachend holte ich mit einem Kissen aus und schlug ihn damit. Auch er fing jetzt damit an und wir verprügelten uns mit ihnen auf meinem Bett. Seine Haare verstrubbelten immer mehr und ich sah wahrscheinlich schlimmer denn je aus. Gerade zog ich ihm das Kissen wieder über den Kopf, als es platzte und die Federn herausgeflogen kamen. "Du Kissenmörderin!", rief er und schleuderte mir eins gegen den Kopf. Ich stöhnte auf und ließ mich umfallen. "Ich wurde getroffen.", sagte ich mit schwacher Stimme und hielt mir meine rechte Seite. Sofort kam er zu mir gestürzt und zog meinen Oberkörper auf seine Beine. Theatralisch jammerte Thomas:"Oh nein! Was hab ich nur getan? Meine Geliebte!" Er zog mich an seinen Oberkörper und hielt mich fest an sich gedrückt, als wäre ich gerade wirklich gestorben. "Thomas?", flüsterte ich, denn er drückte mir die Luft ab. Kurz hielt er mich auf Abstand und zog mich dann zu ihm. "Du lebst!", rief er euphorisch und drückte mir einen Kuss auf die Stirn. Seine Lippen waren ja mal extrem weich. "Sorry.", lachte er und fuhr sich durch die Haare. Ich winkte lässig ab und versuchte mir wieder einen Scheitel zu machen. "Was habt ihr Frauen immer mit euren Haaren?", wollte er etwas genervt wissen und ich warf ihm einen bösen Blick zu. "Musst ausgerechnet du fragen!", lachte ich und band sie mir schnell zu einem Pferdeschwanz. Mir fiel auf, das er eigentlich schon lange wieder hätte gehen können, doch er war noch immer hier. "Wie lange sind wir schon hier?", fragte ich deshalb einfach so ins Leere und er sah auf meinen Wecker, der 20:19 anzeigte. "In einer Minute ist Wunschzeit.", sagte ich und setzte mich neben ihn. Er grinste nur etwas verlegen und kratzte sich am Kopf. Die Anzeige sprang von 19 auf 20 um und ich schloss die Augen um mir etwas zu wünschen. Thomas machte es mir nach und danach sahen wir uns lange an. Hatte er sich das selbe wie ich gewünscht? Gerade als ich etwas fragen wollte stürzten meine Freundinnen kichernd ins Zimmer. Hatten die getrunken? Und wenn ja, warum zum Teufel dann ohne mich?! "Sorry. Wir gehen raus, damit ihr da weiter machen könnt wo ihr wart.", kicherte Jessi und krallte sich im Türrahmen fest. Wir waren beide sofort aufgesprungen und hatten hastig versucht die ganze Situation zu erklären, doch jeder stolperte über die Worte, die er sagte. "Ich glaub ich geh einfach...", murmelte Thomas verlegen und umarmte mich kurz zum Abschied. Den anderen nickte er kurz zu und hastete dann den Gang entlang. Kelly ließ sich auf mein Bett fallen und sofort flogen ein paar Federn nach oben. "Uih!", sagte sie mit kindlicher Stimme. Was hatten die genommen?! "Was ist los mit euch?!", fragte ich und sah eine nach der anderen an. Sogar Linda kicherte wie verrückt herum und langsam fing ich an mir Sorgen zu machen. "Linda?", fragte ich sie vorsichtig, doch schon fing sie an wie wild herum zu gackern und das war bei ihr echt nicht normal. Ich schob jede von ihnen zu ihrem Bett und verfrachtete sie ins Bett. Ich machte mir echt Sorgen um sie.

Am nächsten Morgen waren meine Freundinnen wieder so normal wie nie und ich wurde misstrauisch. "Was war gestern los?", wollte ich wissen und Jessi hatte ein fieses lächeln auf den Lippen. "Wir wollten mal ein bisschen peinlich sein.", lachte sie und wuschelte mir durch die Haare. Beleidigt erwiderte ich:"Ey, ich hab mir voll Sorgen gemacht!" Wegen diesem Satz erntete ich eine Runde Ooooh's und ich verdrehte angepisst meine Augen. "Was habt ihr gemacht?", fragte Kelly zuckersüß, doch ich ignorierte sie und stolzierte von dannen.

Das Internat (Thomas Sangster FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt