An alle die es nicht mitgekriegt haben: das letzte Kapitel hab ich nochmal aktualisiert, wer das also vor dem 20.01.2021 gelesen hat sollte sich den letzten Abschnitt nochmal durchlesen, der ist neu.
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Mittlerweile habe ich mich bewegt. Anstatt gegen die Tür gelehnt ins Leere zu starren und dem trostlosen Gefühl in meiner Brust völlig nachzugeben, liege ich jetzt zusammengerollt auf meinen Bett. Vor ein paar Stunden ist Sarah mal reingekommen, um nach mir zu sehen, aber als ich nur einsilbig auf ihre Fragen geantwortet habe und sie dann wieder weggeschickt hab, hat sie mich in Ruhe gelassen. Jetzt klopft es schon wieder an meiner Tür und ich frage mich, was jetzt schon wieder ist. Ich bleibe einfach liegen und antworte nicht, in der Hoffnung, dass sie dann einfach geht. Die ganze Erleichterung, die mir das Gespräch mit der Therapeutin gebracht hat, ist wieder zusammengefallen. Die Tür öffnet sich leise und Sarah sagt mit sanfter Stimme: "Schatz, Theo und Lena sind da. Sie würden gerne hochkommen, aber wenn du möchtest sag ich Ihnen, dass sie besser wieder gehen sollen." "Ja bitte", grummele ich, ohne eine Sekunde darüber nachzudenken. Ich kann mich jetzt wirklich nicht mit noch mehr nervigen Fragen beschäftigen. Ich habe genug damit zu tun, mich super elend zu fühlen. Ich schließe die Augen erschöpft und Sarah schließt leise die Tür. Ich drehe mich um, sodass ich mit dem Rücken zur Tür liege und starre aus dem Fenster in den grauen Himmel. Was wollen die Beiden denn jetzt von mir?
Ein paar Sekunden später höre ich jemanden laut die Treppe hochlaufen und die Tür zu meinem Zimmer wird aufgerissen. "Hey, Mann. Was ist denn-", setzt Theo an und stoppt abrupt, als er mich so daliegen sieht. Ich mache mir nicht einmal die Mühe mich umzudrehen und seufze nur genervt. "Geh einfach wieder, Theo."
Leise schließt Theo hinter sich die Türe und setzt sich neben mich aufs Bett. Er lehnt sich zu mir rüber und stützt sein Kinn auf meine Schulter, nur um dann mit einem schmollenden Blick mit großen Augen zu mir herunter zu sehen. "Was ist los?", fragt er besorgt und ich schließe einfach die Augen. "Lass mich in Ruhe", seufze ich nur. Theo stupst mich in die Seite und dreht mich dann gewaltsam zu sich um. "Was ist los?", fragt er nochmal ernster. Ich starre an die Decke und verschränke die Arme vor der Brust. "Wo hast du deine bessere Hälfte gelassen?", frage ich nur anstatt zu antworten und Theo muss beim Gedanken an Lena unwillkürlich lachen. Es wäre fast richtig süß, wenn es mich nicht unvermeidlich daran erinnern würde, wie scheiße alleine ich mich fühle. "Sie wartet unten. Sarah meinte es wäre vielleicht besser, wenn erstmal nur ich mit dir rede", antwortet Theo jetzt wieder mit einem besorgten Gesichtsausdruck. Verräterin.
Für einen Moment würde ich ich Theo am liebsten alles erzählen, von Pierce und meinen verwirrenden Gefühlen, denn er sieht so entspannt und vertrauenswürdig und so fruchtbar vertraut aus, wie er da so neben mir im Schneidersitz auf meinem Bett sitzt und mich fragend beobachtet. Dieses neue Redebedürfnis scheint das Gespräch mit Dr. Roth bewirkt zu haben, jetzt wo ich ihr so vieler der ganzen Geheimnisse mal gebeichtet habe und sie so verständnisvoll reagiert hat, will ich gar nicht mehr damit aufhören. Dann schiebe ich den Gedanken weg. Wie bescheuert wäre das denn - erst mache ich die ganze Zeit Drama, weil niemand erfahren soll, dass etwas zwischen uns läuft und dann wenn ich mich von Pierce getrennt habe, erzähle ich plötzlich allen davon. Nein, das würde nur noch mehr Probleme bringen. Theo sieht mich immer noch abwartend an. "Ich kann nicht darüber reden", sage ich und habe Angst, dass er merkt, wie meine Stimme fast wegbricht. Stirnrunzelnd sieht er mich an und stellt genau die richtige Frage.
"Du kannst nicht oder du willst nicht?"
Plötzlich kommen mir doch die Tränen und während ich angestrengt blinzele, kiekse ich: "Beides?" Ich presse Daumen und Zeigefinger meiner linken Hand auf meine Augenlider und versuche abzuwarten, bis der Schmerz in meiner Brust wieder abebbt. Ich habe die Beine angezogen und Theo lehnt sich seitwärts gegen meine angewinkelten Knie, sodass wir uns quasi gegenüber sind. Er legt einen Arm um meine Beine und drückt mitfühlend mein Knie. Man kann ihm richtig ansehen, wie er damit zu kämpfen hat mich so zu sehen und ich finde die Bestätigung die ich brauche um ihm nichts weiter zu erzählen. Weil es ihm dann nämlich einfach nur genauso mies gehen wird wie mir, ohne dass er irgendwas tun kann - so funktioniert unsere Beziehung einfach. "Es ist aber nichts in der Schule passiert?", fragt er mit rauer Stimme, belegt von der Sorge um mich. Es macht mich krank, wie sehr ihn das trifft. Denn wir befinden uns in einer ganz ähnlichen Situation wie vor zwei Jahren. Damals habe ich ihm fast ein halbes Jahr verheimlicht, wie scheiße es auf meiner Schule für mich läuft, jetzt belüge ich ihn schon fast zwei Monate wegen Pierce und wegen meiner Sexualität.
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Wasting My Young Years
Teen FictionDer 17jährige Sebastian ist glücklich, zumindest meistens. Er versteht sich gut mit seinen Schulkameraden, schreibt gute Noten ohne sich Mühe zu geben. Liest gerne und hat einen mehr oder weniger gut bezahlten Job in der Bibliothek. Hat eine Familie...