Wie so oft am Samstag fahren Theo und ich bei meinen Großeltern vorbei, die mir ihre Einkaufsliste und Geld mitgeben, und dann ab zum nächsten Real.
Dort angekommen schnappen wir uns einen Einkaufswagen, in den ich auf Theos Drängen hin dann reinklettere, weil er diesmal unbedingt bestimmen will - da die Organisation sonst, mit gutem Recht, eigentlich meine Aufgabe ist.
Und so kommt es, dass wir auch mindestens dreimal durch den ganzen Real kurven, weil Theo zu doof ist die Sachen dann zu holen, wenn wir an Ihnen vorbeikommen.Auf dem Weg zur Kasse, ich mit dem ganzen Zeug unter, neben und auf mir beladen im Einkaufswagen, hat Theo dann ne ganz tolle Idee. Er fängt an viel zu schnell mit mir durch die Gänge zu sprinten und jedes Mal wenn wir abbiegen drohe ich wegzuschleudern und umzukippen. "Theo!!! Lass den Scheiß!", brülle ich in Todesangst und klammere mich wie bescheuert an dem Wagen fest.
Theo dreht sich zu mir um und ruft immer noch rennend: "Wieso das ist doch nur lust..."
Er kann seinen Satz nicht mehr beenden, denn während man um eine Kurve schleudert, sollte man vermutlich besser gucken wohin man fährt. Der Wagen gerät außer Kontrolle und im nächsten Moment wirbele ich nur noch auf zwei der vier Räder fahrend umher und schreie wie am Spieß. Das ist meine Ende. Ganz sicher. Und falls nicht dürfen wir hier mit Sicherheit nie wieder einkaufen.
Da packt eine Hand plötzlich den Griff des Einkaufswagens, bevor ich ein Regal donnere und lenkt den Schwung in die andere Richtung um. Die Person packt meinen Arm und etwas verlangsamt kippt der Wagen unter mir weg und ich fliege mitsamt der Einkäufe auf die Person drauf.
Ich lande ohne mich in irgendeiner Weise abfangen zu können auf der Person, die mich an Brust und Arm gepackt hat um zu verhindern, dass ich uns irgendwelche Knochen breche. Überall auf mir ist Joghurt und meine Hand, die neben dem Kopf des Mannes aufgestützt ist, ist auf eine absolut eklige Art und Weise völlig in einem zermatschten Packet Butter vergraben.
Ich blicke nach unter, in das Gesicht meines Naja-at-least-you-tried-
"Retters", welches nur wenige Zentimeter von meinem entfernt ist. Als ich die Person erkenne, höre ich blitzartig auf weiterhin Entschuldigungen zu stammeln und werde noch roter, als ohnehin schon.Ich spüre den Atem des geheimnisvollen rothaarigen Unbekannten in meinem Gesicht und fasziniert beobachte ich die tausend winzigen Sommersprossen in seinem Gesicht. Seine Hand liegt immer noch sanft und groß auf meiner Brust, die andere hält mich an der Schulter fest. Wie immer bei Körperkontakt dieser Art, läuft mir ein Schauer über den Rücken und mein Atem geht heftig - zwiegespalten, irgendwie total panisch, weil ich gar nicht so merkwürdig angespannt und erregt sein möchte in so einer Situation. Aber irgendwie würde ich mich der Nähe auch gerne noch ein bisschen länger hingeben.
Erst als er stöhnend das Gesicht verzieht, die Hände endlich wieder wegnimmt und versucht sich aufzurappeln, kann ich mich aus meiner Schockstarre befreien. Mein Herz hämmert wie bescheuert, sodass ich Angst habe es springt mir aus der Brust, in diesen wenigen Sekunden ist so viel, so schnell passiert, dass weder mein Körper noch mein Kopf irgendwie mitkommen können.
Der Rothaarige sieht mich mit diesem schiefen Fastlächeln an, dass ich schon kenne und fragt: "Gehst du von mir runter?" Ich werde mir plötzlich wieder des immensen Körperkontakts zwischen uns bewusst und zappele und zucke nach oben, um so schnell wie möglich den Abstand zwischen uns zu vergrößern. "Ähm, sorry, tut mir total leid, und danke, oh gott, sorry, wirklich!", stottere ich hin und her und sammele mit fahrigen Bewegungen die Butter vom Boden neben ihm, während er auch aufsteht.
"Mmmmm", brummt er nur, was ich irgendwie nicht einordnen kann. Da kommt Theo lachend um die Ecke gelaufen und lacht noch mehr, als er das Chaos sieht, dass er angerichtet hat.
Ich werfe ihm einen bitterbösen Blick zu, der ganz klar sagt: Du bist sowas von dran!
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Wasting My Young Years
Teen FictionDer 17jährige Sebastian ist glücklich, zumindest meistens. Er versteht sich gut mit seinen Schulkameraden, schreibt gute Noten ohne sich Mühe zu geben. Liest gerne und hat einen mehr oder weniger gut bezahlten Job in der Bibliothek. Hat eine Familie...