Mein Kopf dröhnt. Ich wache langsam auf, wie als würde ich versuchen mich aus Treibsand herauszuziehen. Ich stöhne, als ich langsam zu mir komme. Grob nehme ich mein Umfeld wahr und setze mich auf. Ich liege in einem großen Bett, neben mir liegen Leni und ein völlig augeknockter Zig. Aber ehe ich weiter darüber nachdenken kann, spüre ich wie mir speiübel wird und mir die Galle hochkommt. Ich stürze aus dem Bett, falle fast über einen auf einem Teppich liegenden Theo und stürze ins Badezimmer. Gerade noch rechtzeitig komme ich an der Toilette an, um meinen größtenteils flüssigen Mageninhalt in die Schüssel zu entleeren. Als ich fertig bin und wirklich nichts mehr kommt, setze ich mich mit brennendem Hals und nach wie vor höllisch schmerzendem Kopf und schweren Gliedern gegen die Wand gelehnt und schlucke schwer. Stöhnend streiche ich mir übers Gesicht in dem verzweifelten Versuch, die Kopfschmerzen weg zu reiben. Langsam kommen die Erinnerungen an den gestrigen Abend wieder. Ich erinnere mich, wie ich ziemlich lange mit Pierce geredet habe und wie wir fast Freunde geworden sind - bis er mich geküsst hat. Ein ganzer Schwall an fremden und seltsamen Emotionen kommt hin mir hoch und ich entscheide, dass es eindeutig zu früh morgens ist um sich damit jetzt zu befassen. Na gut, ein Blick auf die Uhr sagt mir, dass es nicht unbedingt zu früh ist, denn es ist 11 Uhr, aber mein Kopf ist definitiv zu belastet, um sich damit jetzt zu beschäftigen.
Lena kommt ins Bad und ich schaue sie elendig durch meine halb geschlossenen Lider an. Sie gähnt als Begrüßung und ich stöhne wegen der Kopfschmerzen. Wir beide müssen lachen, aber ich höre schnell wieder damit auf, als ein weiterer stechender Schmerz durch meinen Kopf fährt. "Guten Morgen, Sonnenschein", sagt Lena auf die Art, wie ich sie normalerweise foppe, wenn sie einen Kater hat. Als Antwort kriegt sie nur ein Grunzen. Sie kichert leise und macht einen Waschlappen feucht, den sie mir reicht um mein Gesicht abzuwischen. Dann reicht sie mir ein Glas Wasser und ich spüle meinen Mund aus, ehe ich es mit großen Schlucken leer trinke. Sie lässt sich neben mir neben der Toilette gegen die Wand sinken und nimmt mich in den Arm. Ich lege meinen schweren Kopf auf ihre Schulter und sie streicht mir übers Haar. Diese Art von Liebe braucht man, wenn man mit schrecklichem Kater und noch schlimmeren Erinnerungen an den gestrigen Abend aufwacht. "Meine arme Maus", sagt sie neben meinem Kopf, "dein erster Kater."
Ich schmolle und seufze ein bisschen herum und Lena lacht leise. Dann sieht sie mich besorgt an: "Sag mal, Seb. Was war denn gestern Abend los?" Verwirrt runzele ich die Stirn. Sie wird den Streit/Kuss was auch immer mit Pierce doch wohl nicht mitgekriegt haben, oder? Oh Gott, ich hoffe nicht. Das hatte doch überhaupt nichts zu bedeuten. Oder vielleicht doch? Ich war doch einfach nur total besoffen. "Wieso?", frage ich also misstrauisch.
Jetzt runzelt Lena die Stirn: "An was erinnerst du dich denn?"
Anstatt zu antworten frage ich: "Was glaubst du denn gesehen zu haben?"
Jetzt habe ich sie endgültig verstört. Genervt und leicht irritiert erklärt sie: "Naja, du bist an Theo und mir vorbeigerannt, hast dir an der Bar die Kante gegeben, eine Vodkaflasche geschnappt, viel zu viel davon getrunken und irgendwelchen zusammenhangslosen Kram gefaselt. Oh, und du bist raus in den Garten gestürmt und dann in den Pool gekippt."
Schockiert sehe ich sie mit offenem Mund an, dann vergrabe ich vor Scham mein Gesicht in meinen Händen und seufze. Anstatt zu lachen, zieht Lena mir die Hände vom Gesicht und sieht mich weiterhin ernst und besorgt an. Dann fügt sie leise hinzu: "Und dann hast du geweint, fast den Rest des Abends und wolltest niemandem sagen, was los ist. Du hast dich in Eds Schlafzimmer verschanzt und nicht mal mit Ed selbst wolltest du reden. Du warst so wütend. Und irgendwie verletzt. Das hat mir richtig Angst gemacht." Sie scheint auf irgendeine Reaktion von mir zu erwarten, aber ich bin nur wie erstarrt. Es fühlt sich an, als würde der Himmel über mir einstürzen. Es ist ja schon peinlich genug, betrunken in den Pool zu fallen und sich die Klamotten von irgendjemandem leihen zu müssen. Aber dann auch noch einen besoffenen Nervenzusammenbruch vor allen meinen Freunden zu haben... Es fühlt sich an, als wäre ich in meinem ganz persönlichen Albtraum gefangen.
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Wasting My Young Years
Teen FictionDer 17jährige Sebastian ist glücklich, zumindest meistens. Er versteht sich gut mit seinen Schulkameraden, schreibt gute Noten ohne sich Mühe zu geben. Liest gerne und hat einen mehr oder weniger gut bezahlten Job in der Bibliothek. Hat eine Familie...