16 - Schrebergärten, Fliesen und Gras

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Stille breitet sich bis auf ein gelegentliches Knistern in der Leitung aus, nachdem ich "Hi" gesagt habe und bevor es zu unangenehm wird sage ich einfach das Erstbeste, was mir in den Sinn kommt. "Ich hab deine Nummer noch", sage ich mit wackliger Stimme und könnte meinen Kopf gegen die Wand schlagen. Natürlich hab ich seine Nummer noch. Wie hätte ich ihn sonst anrufen sollen? Am liebsten würde ich einfach wieder auflegen, warte aber nervös mit vor Peinlichkeit verzogenem Gesicht darauf, dass er irgendwas dazu sagt. 

"Ich weiß", antwortet Pierce nur und man hört deutlich die Belustigung in seiner Stimme. Das Ganze ist mir noch peinlicher und ich bereue es schon tierisch überhaupt angerufen zu haben. "Ja, äh klar", lache ich peinlich berührt und kann vor meinem inneren Auge sehen, wie Pierce mich mit diesem leicht überzogenen spöttischen Lächeln ansieht. 

"Hast du vielleicht Lust morgen was zu machen?" 

Diese mutige Frage hängt eine kleine Ewigkeit im Raum, oder zumindest fühlt es sich so an, und ich habe wirklich Angst, dass Pierce mich jetzt für eine super Klette hält. Dann antwortet er lässig: "Klar." "Gut", fülle ich die Stille nervös. Als ich weiter nichts sage - weil ich einfach kein weiteres Wort rausbringen kann - fragt Pierce ob ich dann zu ihm zu Eds Haus kommen möchte. "Ich weiß nicht", sage ich unsicher, ob mir dort nicht zu viele neugierige Ohren sind. Noch hätte ich lieber etwas mehr Privatsphäre, wie ich Theo und Lena ja vorhin auch schon erklärt habe. "Okay", antwortet Pierce, "irgendwelche Vorschläge?" 

Auf der verzweifelten Suche nach einem Ort, lasse ich meinen Blick durch mein Zimmer schweifen, als mein Blick an einer Notiz hängen bleibt, die auf meinem Schreibtisch liegt. "Scheiße", murmele ich, denn mir fällt siedend heiß ein, dass ich meinen Großeltern versprochen hatte, mich morgen um ihren Schrebergarten zu kümmern. "Hmm?", brummt Pierce verwirrt und ich wende mich schnell wieder an ihn. "Ich hab total vergessen, dass ich mich morgen um den Schrebergarten meiner Großeltern kümmern soll", gebe ich kleinlaut zu. 

"Oh", sagt er und ich bilde mir ein, Enttäuschung in seiner Stimme zu hören. "Aber du könntest mitkommen, wenn du willst. Du könntest mir beim Arbeiten zusehen", schlage ich vor und lache am Ende leicht. "Okay", stimmt Pierce nach einiger Überlegung zu, "wann soll ich da sein?" 

"Um 12?", frage ich, "ich schick dir die Adresse." 

"Okay", antwortet Pierce und seine Stimme hat etwas Endgültiges, also lege ich nach ein paar weiteren Sekunden peinlichen Schweigens auf. Ich schicke Pierce schnell die Adresse des Schrebergarten Parks, dann schmeiße ich mich erschöpft wieder ins Bett. Es ist gleich viertel vor zwölf und ich weiß jetzt schon, dass eine ziemlich schlaflose Nacht auf mich wartet. Dieser Junge macht mich ganz wuschig. Ich rolle mich zu einer Kugel zusammen und spanne den Bauch an, um das nervige Kribbeln darin zu vertreiben, dass mich um jegliche Fassung bringt. Ein kleines Lächeln stiehlt sich auf meine Lippen und ich freue mich auf morgen.

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Als ich aufwache, scheint die Sonne hell in mein Fenster und ich weiß schon, dass ich zu spät dran bin, bevor ich auf die Uhr geschaut habe. Das wäre mal ein Morgen gewesen, an dem Annas morgendlicher Krach wirklich nützlich gewesen wäre, aber heute ist sie natürlich mucksmäuschenstill. Ich springe aus dem Bett und kriege einen halben Herzinfarkt, denn es ist schon halb zwölf. Warum zur Hölle hat mich denn niemand geweckt?! Gestern Nacht habe ich noch bis drei Uhr gelesen, weil mein Kopf und mein Magen mich einfach nicht haben zur Ruhe kommen lassen. Trotzdem ist es höchst ungewöhnlich, dass ich so lange schlafe. Natürlich muss sowas genau dann vorkommen, wenn ich verabredet bin. Ich schmeiße mich in eine kurze Cargohose und ein graues T-Shirt, über das ich nach kurzer Überlegung noch einen beigen Pulli schmeiße. Sieht einfach besser aus und die richtige S-Bahn krieg ich eh nicht mehr. Ich schmeiße mein Handy, mein derzeitiges Lieblingsbuch, mein schwarzes Notizbuch und meine Kopfhörer schnell in einen grünen Rucksack, den ich früher mal als Schulrucksack verwendet habe und stürme aus meinem Zimmer. Im Bad habe ich nur kurz Zeit um über meine Zähne zu putzen und mir das Gesicht zu waschen.

Wasting My Young YearsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt