Nio x Reader

949 26 6
                                    

Der Regen fällt auf die Erde nieder. Es kommt dir so vor, als würde er dir sein Beileid mitteilen. Denn du stehst am Grab deines geliebten Pokémon. Es hat nach einem normalen Trainingskampf seine Verletzungen nicht überlebt und war ihnen erlegen gewesen. Du greifst schluchzend in den Blumenstrauß, den du fest an deine Brust hältst. Dieser Verlust schmerzt zutiefst. Es fühlt sich an, als hätte man dir selbst das Herz ausgerissen und es nieder getrappelt. Du gibt dir von Anfang an die Schuld für diesen Vorfall. Du wolltest doch nur dein Pokémon trainieren. Warst du zu hart dran gegangen? Jede Nacht in deinen Albträumen siehst du die Umrisse des Verstorbenen. Wie im dunklen Nebeln gehüllt, mit stechend, leuchtenden roten Augen starrt es genau in deine Seele und schafft es dir jedes Mal ein noch schlechteres Gewissen zu verschaffen.

Deine Mutter versucht dich vom Gegenteil zu überzeugen, aber vergeblich. Wärst du an diesem Tag nicht mit deinem Pokémon ins hohe Gras gegangen, wäre es noch lebendig an deiner Seite. Dein Herz verkrampft sich immer mehr unter dem ganzen Stress und zwingt dich in die Knie. Du lässt den Strauß in deinen Händen zu Boden segeln und krallst dich in den kalten, feuchten Boden. Die Geister-Pokémon, die den Friedhof, auf dem ihr euch befindet, als ihr Zuhause bezeichnen, schwirren um dich rum. Sie stehen dir zu Seite. Auch wenn Nebulak und Alpollo so aussehen, als würden sie sich darüber freuen, wenn einer unter Trauer litt, war es dem nicht so. Sie kennen aus eigener Erfahrung wie es ist. Man erzählt sich, dass diese Geister selbst mal Pokémon waren, die das Zeitliche gesegnet haben.

In deiner ganzen Trauer versunken, bemerkst du auch nicht den Junger, der ein Stück abseits von dir hinter einigen Grabsteinen steht. Er hält eine Maske an sich und sieht traurig zu einem Gengar, das neben ihm steht mit einem großen Lächeln. Üblich bei diesem Pokémon. Es wollte zu dir schweben und dir beistehen. Doch der Junge es hält es zurück. Er war schüchtern, was andere Leute anging und wollte nicht bemerkt werden. Obwohl er dir so gerne helfen möchte. Aber er wusste nicht wie. Du heulst dir deine Seele aus dem Leib und er steht nichts tuen in der Gegend rum. Wie konnte er dir nur helfen und dich aufmunternd? Er mochte es nicht, andere traurig zu sehen. Der Friedhof war sein Lieblingsplatz, wegen seiner Atmosphäre und seiner Ruhe. Man dachte, er sei an solchen Szenen gewohnt. Nur Hirngespenste. Es bricht ihm jedes Mal erneut das Herz.

Gengar sieht seinen Trainer mit einem neugierigen Blick an. Es wollte hier nicht rumstehen und dich beobachten. Es wollte handeln. Das lila, große Pokémon schwebt um den Jungen und lockt ihn näher zu dir. Du hörst einen Ast zerbrechen und schreckst hoch. Mit geröteten Augen versucht du etwas in der Dunkelheit zu erkennen. Du erspähst nur die Nebulak und Alpollo in der Luft fliegen. Sie konnten das Geräusch nicht ausgelöst haben. Die wichst dir mit dem Ärmel über deine Augen, um die Tränen zu trocknen.

,,W-wer..ist da?", fragst du ängstlich und machst einen Schritt nach hinten.

Du spürst das Papier, das um den Blumenstrauß gebunden ist, und hüpfst wieder nach vorne. Die Blumen sollten nicht kaputt gehen. Sie waren ein Geschenk für dein Pokémon. Eine blasse Silhouette ist erkennbar. Dein Herzschlag beruhigt sich langsam. Auch deine Tränen sind komplett versiegt.

,,Ent-Entschuldigung..I-ich wollte dich nicht erschrecken!", flüstert eine Jungenstimme.

Er tritt näher zu dir. Es ist ein Junge mit pechschwarzen Haaren und dunkeln Augen. In seiner Hand eine weiße Maske. Sie kommt dir bekannt vor, doch fällt es dir momentan nicht ein, wo du sie einordnen sollst. Ein letzter Schluchzer von dir bricht durch die Dunkelheit.

,,Wer bist du?", fragst du misstrauisch.

,,Ich? Ähm..ich bin Nio! Und wer bist..du?"

Es fällt dir wie Schuppen von den Augen. Der vor dir, ist Nio - der Arenaleiter von Passbeck. Er ist schon mit jungem Alter in die Rolle eines Arenaleiters geschlüpft. Er ist spezialisiert auf den Umgang mit -Pokémon. Da er sehr schüchtern ist, versteckt er sein Gesicht hinter der Maske und ist nur sehr selten in der Öffentlichkeit anzutreffen. Man munkelt, dass er seine Zeit lieber auf Friedhöfen oder in verfallenen Ruinen verbringt. Kein Wunder, dass du ihn hier triffst.

,,Mein Beileid!"

Erst versteht du nicht, was er meint. Dann zeigt seine freie Hand hinter dir auf den Grabstein. Du nickst dankend und blickst in die selbe Richtung wie die Hand. Plötzlich steht das Gengar vor und grinst dich breit an. Vor Schreck fällst du auf den Boden. Nio straft sein Pokémon mit einem bösen Blick, reicht dir eine Hand und zieht dich auf deine Beine zurück.

,,Ich weiß, wie du dich fühlst."

Nio führt dich zu einer Bank, auf die ihr euch nieder setzt. Zusammen starrt ihr in die Dunkelheit. Seine ruhige Anwesenheit beruhigte dich immens. Deine Trauer scheint wie verflogen. Du genießt seine Gesellschaft. Bist froh, dass er dich nicht mit aufmunternden Sprüchen volltextet wie deine Mutter es die ganze Zeit tut. Du weißt selbst, dass es seine Zeit braucht, um einigermaßen darüber hinweg zu kommen. Doch eins schwörst du dir. Du wirst die Sache als Pokémon-Trainer an acta legen und nun für zurückgelassene und verwundete Pokémon da sein. So sorgenlos wie ein Gengar sein. Anderen eine Freude machen, damit man selbst das Glück findet. Das ist dein neues Ziel. Und vielleicht hast du auf dem Friedhof schon einen neuen Partner gefunden. Einer der Nebulak, die dich seit deinem Eintreffen praktisch gestalkt haben. Keiner konnte dein verstorbenes Pokémon ersetzen. Es würde immer die Nummer eins in deinem Herzen sein. So viel war klar.

,,Danke!", hauchst du in die Stille.

Nio möchtest du zuerst eine Freude machen und seine Freundin werden. Er scheint ziemlich einsam. Aber das regelst du schon. Nicht mit vielen Worten, eher mit Taten.

love, life, Pokémon x ReaderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt