5. Kapitel - Mad as a hatter

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"Unbirthday? Du gratulierst mir zu meinem Nicht-Geburtstag? Warum?" Verwirrt sah ich zu dem Rothaarigen. "Du hast doch heute nicht Geburtstag, oder?" Er lächelte mich charmant, aber auch berechnend an. "Ja, schon", antwortete ich ihm. "Dann kann ich dir ja schlecht zu deinem Geburtstag gratulieren." Grinsend hob er eine Augenbraue. Der ist irre.
"Adrian! Da bist du ja endlich." Ein Junge mit weißem Haar kam auf uns zugerannt. Er war ziemlich jung, ich schätzte ihn auf 13, oder 14. "Und du musst Cataysa sein." Er blieb direkt vor uns stehen und verwundert sah ich mir den Jungen genauer an. Er war klein, sein Haar schneeweiß, die Augen von einem strahlenden Blau und die Sommersprossen ließen ihn noch jünger wirken. Seine Kleidung jedoch bestand aus einer karierten Hose, einem Hemd und einer eleganten Weste, was überhaupt nicht zu seinem Alter passte. Nachdem ich mir den Jungen angesehen hatte, sah ich ihm wieder in die Augen. Aber diese Augen waren nicht die fröhlichen Augen eines kleinen Jungen, sein Blick war direkt, lauernd, als würde er alles im Auge behalten. Sie hatten auch nicht mehr den Glanz, den Kinder in ihren Augen hatten, sie waren matt und wirkten müde, als hätte er schon zu lange gelebt und zu viel von der Welt gesehen. Ich empfand dieses Kind als unheimlich. "Ich-uhm, ja. Ich bin Cataysa." Der Junge schenkte mir ein strahlendes Lächeln und Adrian nickte ihm zu. "Sehr schön! Mein Name ist Conner." Er streckte mir die Hand hin, die ich ergriff und schüttelte. "Nett dich endlich kennenzulernen", fügte er noch hinzu und sah dann auf seine Armbanduhr. "Wir müssen los, Leute. Wir haben keine Zeit, wir haben keine Zeit und davon ganz schön viel." Yeay, noch ein Irrer! "Darf ich fragen, wieso wir keine Zeit haben." Ich versuchte einfach mal dieses seltsame Spiel mitzumachen. "Weil du den Takt der Zeit kaputt gemacht hast", antworteten Adrian und Connor unisono. Natürliiiiich. "Ok. Und wo müssen wir jetzt hin? Aus dem Irrenhaus sind wir schließlich abgehauen." Ich sah die beiden Jungen abwechselnd an. "Wir müssen zu Catherine. Sie kennt den Weg." Adrian sah mich an. "Natürlich. Und welchen Weg kennt sie?" Meine Stimme nahm so langsam einen sarkastischen Ton an, ehrlich gesagt fühlte ich mich von den beiden verarscht. "Nun, wir müssen dein Herz zurück holen, bevor die Zeit abläuft." Die helle Stimme gehörte zu Conner, welcher mich auch ernst ansah. "Mein Herz?" Was redet er da? Adrian lächelte mich an, kam mir näher und legte eine Hand auf die Stelle wo mein Herz schlug, oder besser gesagt, hätte schlagen sollen. "Kannst du deinen Herzschlag fühlen?", fragte der Junge in der dunkeln Kleidung. Erschrocken stellte ich fest, dass ich es nicht spüren konnte. Geschockt schob ich seine Hand zur Seite und legte meine Eigene dort hin. "Mein Herz schlägt nicht", stellte ich immer noch geschockt fest. "Nein, dein Herz schlägt noch. Nur nicht mehr in deiner Brust", antwortete Conner. "Ach Adrian, hier." Der kleine Junge reichte Adrian eine Basecap, auf der Spielkarten abgebildet waren. "Ah, danke. Ich hatte gehofft, du würdest die hier mitbringen." Er setzte die Cap auf und sah dann wieder zu mir. "Normalerweise verlasse ich ohne Kopfbedeckung nicht einmal das Haus, aber als Catherine meinte, die Höllenhunde wären hinter dir her, war Eile vonnöten. So und jetzt sollten wir los, bevor diese Monster uns eingeholt haben." Ich erwiderte darauf nichts. Er schien wirklich verrückt zu sein. "Er macht die Caps selbst. Du kannst dir also vorstellen wie stolz er auf sie ist und das er mit denen sogar schlafen geht. Du solltest dir mal sein Haus ansehen. Da kommt es dir schon so vor, als würden sie dich verfolgen. Caps an der Wand, Caps auf den Möbeln, Caps auf den Boden. Ich habe sogar eine auf der Toilette gefunden", fügte Connor bei meinem Blick noch hinzu. Ich sagte dazu nichts mehr, für verrückt hielt ich die beiden schließlich schon. Ich versuchte wieder zurück zum eigentlichen Thema zu kommen. "Und wo ist mein Herz? Oder bekomme ich nun wieder eine seltsame nicht-Antwort?" Connor warf Adrian einen Blick zu, als wäre ich hier die Durchgeknallte. Er zuckte nur mit den Schultern und lief dann los. "Hey, Moment. Ich rede mit dir." Ich lief aufgebracht hinter Adrian her. "Ich habe schon alles gesagt, was ich zu sagen hatte", antwortete der Rothaarige und lief unbeirrt weiter. Ich sah zu Connor. Vielleicht konnte er meine Frage beantworten. "Ich bin nur der Wächter der Zeit." Sehr schön. Eine Nicht-Antwort also. Da die Jungen anscheinend nichts mehr sagen wollten, liefen wir schweigend weiter.
Nach einer Zeit ließen wir die Felsengruppen hinter uns und die Wiese zu unseren Füßen wurde immer dunkler. Der Geruch von Verwesung und Tod lag in der Luft und angeekelt sah ich mich nach der Ursache um. Je weiter wir gingen, desto stärker wurde der Geruch. Der Himmel wurde dunkler und ein mulmiges Gefühl machte sich in mir breit. Es lag Unheil in der Luft.
Ich bemerkte wie meine Füße langsam nass wurden und wie die Wiese unter unseren Schritten nachgab. Es gluckerte, als der Matsch sich festsog und wir bis zu den Knöchel darin versanken. Es kostete einiges an Mühe einen Schritt nach dem anderen zu machen und so sah ich das Moor erst, als die Adrian und Connor stehen blieben. Ein dichter Nebel, welcher vom Moor aufkam, verhinderte die Sicht. "Ab hier musst du alleine weiter." Adrian sah mich an. "Aber was? Wie soll ich das machen?" Erschrocken sah ich zu ihm und dann zu dem Moor, von dem auch der Geruch von Tod und Verwesung aus ging. "Du machst einen Schritt vor den anderen", antwortete der Junge grinsend. Die Wut kochte langsam in mir hoch. "Findest du das etwa lustig? Lache ich etwa darüber? Huh?" Ich musste mich zusammen reißen, um ihn nicht zu schütteln. "Du stellst die falschen Fragen, Cataysa", erwiderte er nur. Connor seufzte und sah auf seine Uhr. "Die Zeit drängt. Cataysa, wir können nicht weitergehen. Du musst ab hier alleine gehen und du musst dich beeilen, die Höllenhunde sind immer noch hinter dir her. Das Moor hat verschiedene Erhebungen. Bleibe stets auf dem Weg und finde den Weg hinaus. Aber tritt bloß nicht daneben, das bedeutet den sicheren Tod." Der kleine Junge sah mich ernst an. "Du musst jetzt los!" In weiter Ferne hörte ich ein Knurren und so riss ich meinen Blick von Connor los und machte den ersten Schritt in die Moorlandschaft hinein. Nach ein paar weiteren Schritten blieb ich stehen und drehte mich noch einmal zu den beiden Jungen um. Connor blickte mich mit einem unruhigen Blick an, während Adrian mich mit seinem Blick taxierte. Ich nickte ihnen kurz zu und verschwand dann im Nebel.

Sweet Dreams - In Albträumen gefangen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt