12. Kapitel - Der Fluch Der Zwillinge

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Ich konnte meine Überraschung kaum verbergen, denn bis auf ihren Look und die Farben, sah sie genauso aus wie "Evil..?" Die Frau runzelte die Stirn und sah mich dabei mit demselben wachsamen Blick an, wie die Frau, die ihr so ähnlich sah. "Du hast meinen Zwilling also schon kennengelernt", fragte sie, woraufhin ich nur nicken konnte. "Ja. Eine sehr nette Person." Meine Stimme hatte einen sarkastischen Unterton, den ich versuchte zu verbergen, doch natürlich hörte Cat ihn raus. "Oh ja, ein wahrer Sonnenschein!", erwiderte sie lachend. Mir entschlüpfte selbst ein Grinsen und ich musterte die Frau vor mir. Die Gesichtszüge waren exakt dieselben, wie bei ihrer Schwester, nur die Augenfarbe war eine Andere und ihre Kleidung erst. Während Evil wirkte, als wäre sie die Königin eines Lack und Leder Fetischs, ließ Catherines Kleidung sie jugendlich und hip erscheinen. Sie trug eine schwarze Latzhose über einem violetten Shirt mit einem Print, der mir leider nichts sagte und ebenso schwarze, wie auch einfache Sneakers, mit violetten Schnürsenkeln. Ja, diese Frau hatte einen modernen Stil. Ich sah kurz zu Milo, der meinen Blick erwiderte und mich angrinste. "Cat liebt ihre Schwester." Die eben Erwähnte schnaubte spöttisch. "Und wie. Genauso sehr, wie du deinen Bruder liebst." Verwundert hob ich eine Augenbraue sah den Jungen abwartend an. Er seufzte und sah dabei durch die Gegend. "Wir sind sehr unterschiedlich. Genau wie Cat und Evil." Ich wollte etwas darauf erwidern, doch die Frau kam mir zuvor. "Jetzt kommt erstmal rein, Kinder. Wir können uns auch bei einer Tasse Tee unterhalten." Cat ging durch die Tür, wartete dort aber, damit wir ihr folgen konnten. Ich sah Milo noch einen Moment lang abschätzend an, lief dann aber der Frau hinterher ins Haus, welches, wie ich feststellen musste, sehr beeindruckend war. Vor uns breitete sich eine Empfangshalle aus, die mit Kunstwerken versehen waren, die mich in ihren Bann zogen. Das Erste, das mir auffiel, war eine Statue von einem Mann, der eine Krone mit Herzen auf dem Kopf trug und ein Zepter in der Hand hielt. Direkt daneben stand ein Mann, der eine Krone mit umgekehrtem Herzen trug und einen Reichsapfel in der Hand hielt. "Das sind die beiden Könige, die das Land regierten. Der rote König regiert sein Reich immer noch, während das Reich des schwarzen Königs.." Cat war neben mich getreten. "Von der schwarzen Witwe regiert wird. Ich weiß, Milo hat mir die Geschichte erzählt", sagte ich ihr. Die Frau sah mich von der Seite an. "Dann hat er dir bestimmt auch erzählt, dass wir so eine ähnliche Situation schon mal hatten." Ich wandte meinen Blick von der Statue ab und sah zu ihr. Dabei erkannte ich deutlich ihr Lächeln. "Nein, das hat er nicht." Die Katzenfrau drehte sich nun komplett zu mir und sah mir in die Augen. Cat musste die Überraschung in meinem Gesicht gesehen haben, denn sie lachte leise und ging zu einem Bild, welches zwei kleine Jungen zeigte, die auf einer Wiese waren. Einer der beiden hatte rot gelocktes und der Andere schwarzes Haar. Sie waren etwa fünf oder sechs Jahre alt, strahlten um die Wette und hatten jeweils einen Arm um die Schulter des Anderen gelegt. "Die beiden Prinzen des vereinten Königreich. Damals war es ein Wunder, wenn ein Ehepaar Zwillinge bekam und dann war es auch noch das Königspaar. Die Freude war groß und das gesamte Reich feierte die Geburt der Prinzen. Doch eine Person sah die Geburt der Brüder als Bedrohung. Die jüngere Schwester der Königin. Sie war auf den Thron aus und verfolgte die Unfruchtbarkeit der Königin mit Genugtuung. Umso größer war der Ärger, als diese schrecklichen Jahre vorbei waren und sie nicht nur eins, sondern gleich zwei gesunde Kinder gebar. Die Schwester der Königin, hielt sich in den ersten Jahren nach der Geburt der Zwillinge zurück, doch dann begann sie langsam ihre Umgebung mit Grausamkeit zu vergiften. Auf diesem Bild kann man sehen, wie nahe sich die beiden Brüder waren, bevor ihre Tante sie entzweite. Sie war geschickt mit ihren Worten und umgarnte auch ihre Schwester mit ihrer scharfen Zunge. Sie redete ihr ein, dass ihr Mann ihre Kinder töten will." Ich versuchte all die Informationen in mich aufzunehmen. "Und das hat sie geglaubt?" Cat schüttelte den Kopf. "Zuerst nicht, doch die Frau war geschickt und manipulierte ihr Umfeld weiterhin und als sich dann auch noch ungewöhnliche Zufälle häuften, glaubte ihr die Königin schließlich. Gemeinsam planten sie den Anschlag auf den König, um so, so dachte zumindest die Gemahlin, ihre Kinder zu schützen. In einer Nacht vergifteten sie den Herrscher und betrauerten am nächsten Tag seinen Tod. Es dauerte nicht lange, da begann die Schwester weiter ihr Netz aus Intrigen zu spinnen und redete so ihrer Schwester ein, dass sie zu schwach war, um das Königreich alleine zu regieren. Sie beschlossen also das Königreich zu teilen und so jeweils einen Teil zu regieren." Wie grausam konnte ein Mensch sein. "Der König hatte nie etwas Böses getan, oder?", fragte ich. "Nein, das hatte er nicht. Er war einfach nur im Weg." Cat lief weiter und kam vor dem nächsten Bild zum Stehen. Dort waren wieder die beiden Jungen zu sehen, doch diesmal waren sie schon älter, die Gesichtszüge ernster und die Haltung wie die eines Kriegers. "Auf diesem Bild sind die beiden dreizehn Jahre alt. Es ist das Jahr, in dem die Dunkelheit sich über dem Land ausbreitete. Die Schwester der Königin, die nun ebenfalls eine Königin war, fand einen Weg um dunkle Magie zu fabrizieren und nutze diese um das restliche Land an sich zu reißen. Überall im Land spürte man die Veränderungen, die eingetreten waren, seit der König gestorben war. Während die eigentliche Königin ihr Reich mit wunderschönen Rosen bepflanzte, das Grün pflegte und sich der Probleme annahm, die ihre Untertanen hatten, strebte ihre Schwester nur nach Macht. Sie ließ ihr Land verkümmern, scherte sich weder um die Natur, noch um die Tiere und ließ auch ihre Untertanen im Stich. Die Königin des Reichs mit den vielen roten Rosen, wurde die rote Königin genannt und ihre Schwester mit der schwarzen Seele bekam ebenfalls einen passenden Namen, die schwarze Königin. Machthunger ist ein widerliches Monster, das nie gesättigt werden kann. Die Anstrengungen der schwarzen Königin wurden belohnt, ihre Schwester wurde krank und starb. Doch was die Frau nicht wusste: Auf die Benutzung dunkler Magie folgt stets ein Fluch." Ich sah mir das Bild genauer an. Es wirkte sehr düster und hoffnungslos. "Was für ein Fluch?" Die Frau, die neben mir stand deutete auf ein anderes Bild, auf dem zwei Kleinkinder mit katzenartigen Zügen abgebildet waren. Das waren Evil und Cat! "Der Fluch der Zwillinge. Jeder der in Zukunft als Teil dieser Welt geboren wird, ist auch Teil des Fluchs und bekommt einen bösen Zwilling an seine Seite." Ich unterbrach die Frau. "Moment. Das bedeutet, jeder hier hat einen Zwilling?" Cat nickte. "Ganz richtig. Jeder hier hat einen bösen Zwilling und leidet unter seinen Taten, ist aber durch den Fluch an ihn gebunden, so lange er lebt oder bis der Lichtbringer den Fluch bricht." Ich hörte ein abfälliges Geräusch und drehte mich um. Dort stand Milo in der Tür. Ich hatte ihn schon komplett vergessen. "Jedes Zwillingspaar besteht also aus einem guten und einem bösen Zwilling?", fragte ich noch einmal nach. Milo nickte und sah mich eindringlich an. "Genau so ist es." Ich konnte meinen Blick nicht von ihm abwenden, sah ihn von oben bis unten an und blickte ihm direkt in die Augen. "Wer ist bei euch der böse Zwilling?" Es kostete mich so viel Kraft diese Frage zu stellen und ich war nervös. Ich dachte an Adrian, der mich vor den Höllenhunden warnte, mich aus der Anstalt holte und mit in diese Welt nahm. Wie er in seiner Lederjacke vor mir steht, der Wind seine kupferfarbenen Haare zerzaust und er mich mit seinem herausfordernden Blick angrinst. Aber auch wie er mich im Sumpf alleine ließ, mir meine Fragen nicht beantwortete und die dunkle Aura, die ihn umgab. Und dann sah ich Milo hier vor mir stehen, der mich aus Evils Haus befreit hatte, mir im Wald den Halt gab, den ich brauchte, mir etwas von diesem Ort hier erzählte und mich schließlich hierher brachte, weil er daran glaubte, dass Cat mir helfen konnte. Milos Gesicht verzog sich zu einem düsteren Grinsen. "Und das, meine Liebe, ist die eine Frage, oder nicht?"

Sweet Dreams - In Albträumen gefangen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt