Kapitel 14

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Meemaw meinte es ernst. Sie nannte mich nie Elani, außer wenn es ernst war. Ich schluckte, da ich nicht wusste was mich hielt. Meemaw hasste es, wenn man nicht wusste, was man fühlte oder dachte oder so ähnliches. "Man muss immer im klaren über sich selbst sein!" Das war damals ihre Predigt und dies sagte sie mir nun erneut. Betreten sah ich zu Boden. Ja, stimmt schon. Ich sollte auch im Klaren über mich selbst sein, doch ich konnte es nicht. Ich fand keine Antwort auf ihre Frage. Ich fand nur eine Frage. "Wieso bin ich nicht im Wald gestorben?" Ich fragte Laut und Meemaw sah mich entsetzt an. Wäre ich gestorben, wäre so viel einfacher. Lukas könnte abschließen und jeder könnte ein Ende mit mir machen. Ich könnte bei Meemaw und Aljona bleiben. Alles wäre perfekt! Aber nein! Mein blöder Körper musste ja leben! Wer hatte mich überhaupt gerettet? Welcher Vollspacko hatte meinem Körper das Leben geschenkt? Wer auch immer es war, entweder würde ich ihn umbringen oder heimsuchen! "Wie kannst du nur so etwas sagen?!", fragte Meemaw entsetzt und riss mich so, aus meinen Gedanken. "Genaugenommen habe ich es gefragt und es ist eine Berechtigte Frage!", verteidigte ich mich. Im nächsten Augenblick schlug mir jemand gegen den Hinterkopf. Au! Das tat weh! Wütend drehte ich mich zu Aljona. "Was sollte das?!", fragte ich wütend. "So spricht man nicht mit der Ältesten! Das haben wir dir nicht beigebracht!", schimpfte diese. Meine Augen funkelten wütend. "Merk dir eines, Kind! Handele NIMALS aus Gefühlen! Dein Herz hat nur im Bett etwas zu sagen! Jedoch nimals außerhalb deines Schlafzimmers! Obwohl du bei deinem Alter eher gar kein Sex-Leben führen solltest!", hielt Meemaw mir nun den Vortrag. "Ich bin älter als DAS hier!", ich deutete auf meinen 15 Jährigen Körper. Meemaw holte aus und ich bekam saftig eine Gewischt. "Du dummes Kind! Du bist genau so alt, wenn nicht jünger! Deine Naivität und deine fehlenden Hirnzellen machen dich nicht nur dumm, sondern auch unnütz und zum Kleinkind! Du hast alles verlernt was wir... nein, ICH dir beigebracht habe! Du bist klein, schwach und dumm! Du weißt ja nichtmal was dich hier hält! Man konnte dich noch nie alleine lassen. Du brauchtest immer jemanden an deiner Seite. Wenn ich es nicht war, dann eben Aslan oder Fusel. Oder wenn keiner von den beiden, dann dieser Fünf! Benutze endlich deine paar Hirnzellen und finde zumindest raus, warum du noch hier bist!", schrie Meemaw mich an. Ich unterdrückte die Tränen die in meine Augen stiegen. Ich würde ihr jetzt nicht was vor heulen! Egal wie sehr mich ihre Worte verletzt hatten, ich würde mir nichts anmerken lassen. "Seit ihr nur hier um mich zu schlagen, oder habt ihr noch was besseres vor?", fragte ich emotionslos und kalt, bevor ich ihnen den Rücken zudrehte und Richtung Ausgang ging. Da wir hier in einer Art Tipi waren, fand ich schnell den Ausgang. Ich ging langsam und entspannt nach draußen. Wir waren in einem kleinen Lager und überall wuselten Menschen herum. Ich nahm an, dass alle anwesenden tot sein und ging ohne auch nur einem Beachtung zu schenken weiter. Weiter Richtung Wald. Als ich diesen erreichte und hinter ein paar Bäumen verschwand, rannte ich los. Rannte so lange bis ich mich krümend und heulend auf dem Boden wiederfand. Meine Hände krallen sich in den Boden und die Erde wurde von meinen Tränen ganz Nass. Ich weiß nicht wie lange ich dort so hockte, doch irgendwann hatte ich mich beruhigt und stand auf. Nun voller Dreck und Erde stand ich auf und ging weiter. Entspannter und langsamer, als mein Ausbruch gerade eben. Ich ließ meine Gedanken Schweifen und ging einfach durch den Wald. Was wohl Lukas jetzt tat? Ich wette dieser Idiot hatte mir das Leben gerettet. Doch jetzt woh ich nicht mehr da war, würde Luther wohl für immer ein Affe bleiben. Gefangen im Schweigen. Obwohl für ihn nur eine der beiden Konsequenzen neu sein sollte. Ich dachte, es ist wohl besser wenn ich tot bleibe. Es erspart mir und den anderen so viel! So viel leid, kummer und schmerz. Luther findet sich dann einfach damit ab, dass er schweigen muss. Fünf und Vanya kommen bestimmt zusammen. Er hatte es nicht bemerkt, aber als wir in der Kammer waren und kurz vorm Schluss, hatte er "Van" gesagt. Ben hatte mir mal gesagt, dass Fünf sie so nannte. Ich denke Klaus wird auch drüber hinweg kommen. Ich meine, hat er doch schon mal! Und Lukas... er macht wahrscheinlich weiter. Muss er. Er wird bestimmt nicht jeden Tag mit meinem Körper verbringen, warten das ich aufwache, mit mir sprechen und manchmal sogar an meinem Bett einschlafen. Doch, er würde genau das tun. Tat er bestimmt gerade. Aber was hielt mich zurück? Was ließ meinen Geist nicht los, dass ich zurück kann? Ich erreichte einen kleinen Bach, vor dem ich mich niederkniete und meine Hände wusch. Eigentlich war ich doch schon für fast alle tot. Ich war schon lange tot. Ich war schon sehr lange nicht mehr ein Teil von ihnen. Nur für Fünf und Lukas hatte es mich noch gegeben. Doch sein wir ehrlich, Fünf und ich hatten einander nie wirklich geliebt. Wir waren in dieses Bonny und Clyde Ding verliebt. Er, weil es das einzige war, was Vanya ihm nicht geben konnte und ich, weil es mich an Neun erinnert hat. Doch als Neun dann in Form von einem Schüler mir das Leben gerettet hat und wir dann durch einen Streit im Bett gelandet sind, war es mir eigentlich klar geworden. Er und ich waren nunmal so wie Bonny und Clyde. Fünf und Vanya wie Romeo und Julia. Doch Bonny und Romeo hätten niemals zusammen gepasst. Dieser Vergleich gefiel mir sehr. Und er passte. Blaue Augen schossen mir in den Kopf und ich musste automatisch grinsen. Ja, eigentlich wollte ich nur zu diesen Augen zurück. Wollte die Lippen unter ihnen küssen, doch dazu musste ich zurück und ich wollte einerseits weg von Meemaw, andererseits war sie meine quasi Oma und hatte mich schon immer so behandelt. Sie hatte mich nie in Watte eingepackt, sondern war ehrlich und grob. Manchmal zu sehr, aber damit konnte ich 4 Jahre leben. Warum hatten mich dieses Mal also ihre Worte so verletzt? Vielleicht weil ich sie gerade erst wieder hatte und sie mir DAS zur Begrüßung sagte. Oder weil sie recht hatte. Egal weshalb! Es tat weh! Ich wollte eigentlich nur mein altes Leben zurück! Als ich und Lukas noch Elani und Aslan waren und nichts von Reginald wussten. Als wir hier unterrichtet wurden. Als einfach jeder verfickte Scheiß einfacher war! Doch einfach war nicht immer das beste. Natürlich wollte ich es einfach haben, doch meistens war es doch so: Ist der schwerere Weg geschafft, ist es auch besser als wie davor. Ob es wohl wirklich besser wird, wenn ich hier weg geh? Wie lange die da unten wohl schon alleine sind? Ob sie mich vermissen? Vielleicht. Doch um die Antworten zu finden müsste ich nach unten. Mittlerweile saß ich auf einem Stein und ließ meine nackten Füße im Wasser baumeln. Eine Hand riss mich aus meinen Gedanken. Sie legte sich auf meine rechte Schulter. Ich wirbelte herum, bereit denjenigen zur Strecke zu bringen. Doch es war nur ein Mädchen. Ungefähr 15 Jahre alt. Wahrscheinlich tot. "Hey, Acht!", begrüßte sie mich freundlich. Woher kannte sie meinen Namen? Oder einen meiner Namen. Egal! Woher kannte sie ihn?! "Über was denkst du nach?", fragte sie, immernoch freundlich. "Über ein kleines, dummes Mädchen, welches mit dem Teufel redet!", entgegnete ich genervt und verdrehte die Augen. Ich wollte lieber alleine sein. "Oh, warum redet sie mit ihm?", fragte sie unwissend. Ich stöhnte genervt auf. Ich verdrehte die Augen und entgegnete schnippisch: "Keine Ahnung. Frag sie doch einfach!" "Aber dann müsste ich dich alleine lassen. Das wäre es mir nicht wert", erklärte sie und setzte sich neben mich. "Tschuldige mal, kennen wir uns?! Denn eigentlich wollte ich gerade alleine sein, ohne das mir so ein kleines, nerviges Mädchen Fragen stellt!", langsam wurde ich sauer. "Oh, also ich kenne dich. Ich bin dein... wie erkläre ich es dir? Also jeder hat sein eigenen Beschützer der ein Leben lang auf einen Aufpasst, bis man stirbt. Dann bin ich wie Marry Poppins. Ich bleibe so lange wie du mich brauchst, aber nicht willst. Wenn du mich willst, geh ich. Ich kenne dich, Romia. Ich weiß wie du tickst, Acht. Ich weiß, was dich bewegt, Amelie. Ich versteh dich, Elani. Zwar kann ich keine Gedanken lesen, doch du bist ein offenes Buch, welches nur verschlüsselt ist", erklärte sie mit einem Lächeln im Gesicht. "Erstens, ich mag dich nicht! Zweitens, wenn du mich lesen kannst, kannst du ja auch mal gucken und mir sagen was meinen Geist davon abhält wieder zurück zu gehen. Drittens, geh auf Abstand! Denn du sitzt fast auf meinem Schoß!", sagte ich wütend. Tatsächlich saß dieses Mädchen fast auf meinem Schoß. Würde ich mich 10 cm zu ihr bewegen, würden wir uns küssen. Sie lächelte mich an und sagte: "Du wirst mich schon noch mögen und ich bin nur so aufgeregt mal mit dir persönlich zu reden. Ich habe sooo viele Fragen an dich und du bist quasi meine Schwester, aber dafür müssen wir uns wohl doch erst besser kennenlernen bevor wir einander so bezeichnen. Naja, egal... ich weiß wieso dein Geist hier bleiben will", sagte sie, nun den Blick auf den Fluss. "Dann sag es mir, damit ich von hier weg kann!", befahl ich ihr. "Ich darf es dir nicht sagen, dass musst du selbst herausfinden. Aber ich kann dir helfen, die Antwort zu finden", sagte sie freundlich. Mein Ärger war nun etwas verblasst, daher fragte ich emotionslos: "Wie heißt du und wann fangen wir an?"

In the End...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt