Kapitel 10

82 7 2
                                    

Es war soweit. Es war 23 Uhr. Ich öffnete leise mein Fenster und kletterte auf das Dach. Oben angekommen, stand ich langsam auf und balancierte auf dem Dach herum, bis ich das perfekte Gleichgewicht hatte. Dann lief ich auf den Dächern drei Häuser weiter. Schon von weitem erkannte ich die kleine Dachterrasse, die wir mal in Beschlag genommen hatten. Die Bewohner ließen uns hier oben sein, weil Neun seine Gabe eingesetzt hatte. Daher war die Terrasse auch überdacht, hatte Strom und immer einen vollen Kühlschrank, in dem Alkohol und Essen drin waren. Außerdem standen dort zwei große Sofas und drei sehr gemütliche Sessel. Ich ging langsamer und zog meine Jacke enger um mich. Mir war sooo unvorstellbar kalt! Es hatte vor einer Weile angefangen zu schneien, daher war es noch kälter als ohnehin schon. Ich erreichte die Terrasse und ging sofort zu der Feuerstelle. Es war so schön warm. "Auch schon da?", ertönte die Stimme von Neun. Auf dem Sofa neben mir saßen Neun und Vier. Auf einem der Sessel saß Zwei. Also fehlten nur noch Fünf, Sechs und Sieben. Ich setzte mich auf Neuns Schoß und er legte seine Arme um mich. "Wie schaffst du es so warm zu sein?", fragte ich ihn. Er war wirklich
warm. Das einzige was an mir warm war, waren meine Hände. Die waren aber immer warm, außer wenn ich Angst hatte. Neun zuckte mit den Schultern und küsste mich kurz. "Was ist das mit euch?", fragte Zwei, der uns drei die ganze Zeit beobachtete. "Kompliziert", sagte Neun, während ich sagte: "Liebe." Doch ich sagte es eher lächelnd und ironisch als ernst. Zwei zog die Augenbrauen hoch. "Sie hatten ihre Beziehung schon angefangen bevor Dad sie geholt hat", erklärte Vier in Kurzfassung. Langsam wurde Neun kalt, daher stand ich auf und schob mir einen Sessel direkt ans Feuer. Dann legte ich mich auf diesen drauf. Die Wärme kam zurück in meinen Körper und mir lief ein Schauer über den Rücken. Das tat gut. "Seht mal wer da kommt!", sagte Vier sehr laut. Ich ließ meinen Kopf hängen, so dass er nun über die Lehne hing und sah die fehlenden drei. Schön, dann waren wir wohl vollständig. Ich war jedoch leicht überrascht darüber, dass Fünf gekommen war. Er musterte uns alle ganz genau. Sein Blick hing eine Spur zu lange an mir und Neun hängen. "Was?", fragte Neun provozierend und reckte den Kopf nach vorne. Fünf zuckte mit den Schultern. Ich verdrehte die Augen. Sechs kam zu mir und raunte mir ins Ohr: "Benimm dich! Nur für diesen einen Abend!" Ich nickte mürrisch und zog meine Beine enger um mich. Ich spürte das ein Blick auf mir lag. Doch nicht der von Neun, sondern von Sieben. Ich guckte sie böse an und sofort wandte sie den Blick ab. Blöde Ziege! "Okay, es ist 23:59 Uhr! Nehmt euch was zu trinken und kommt her!", forderte Neun uns alle auf. Wie gesagt, so getan. Schneller als gedacht standen wir in einem Kreis um das Feuer rum. Obwohl nicht wirklich standen. Neun, Zwei und Vier hatten die anderen beiden Sessel mit ran geschoben. Neun saß auf meinem und ich und Vier saßen auf den Lehnen. Der Sessel neben uns war von Sieben und Fünf besetzt und der daneben von Sechs und Zwei. Zwei hatte schon immer irgendwie zu uns gepasst. Doch trotzdem war er selten bei uns. Er war meistens bei Grace. Nein, nicht Grace. Mom. So sollten wir sie nennen. Doch ich hatte meine Mom noch nicht vergessen. Sie war da noch irgendwo. Neun und ich wollten, wenn wir groß sind mit Sechs und Vier zu unserem alten Dorf fahren und unsere Familien besuchen. Ich freute mich schon drauf. Neun hatte jedem von uns ein kleines Glas gegeben. In dem befand sich ein Kurzer. Anscheinend ein teurer. Dann schlug die große Turmuhr der Stadt 00⁰⁰ Uhr. "Auf ein neues Lebensjahr!", rief Vier und wir tranken. Sogar Fünf und Sieben. Was war bloß in die gefahren? Wussten die nicht mehr, wer WIR sind? Ach, egal! Wir waren jetzt 12! Yay! "Wer will noch eine Runde?", fragte Zwei. Alle sagten ja und bekamen noch was. Dies wiederholte sich, bis wir insgesamt fünf Flaschen weg hatten. Wir redeten noch eine Weile, bis Sechs auf einmal sagte: "Okay, okay. Ich weiß wir hatten gesagt, keine Geschenke, doch ich hab eine Kleinigkeit für jeden von euch." Das war so typisch für Sechs. Doch es war vollkommen okay! Ich meine, wer sagt schon nein zu Geschenken?! Sechs ging der Reihe nach, bis ich endlich mein Geschenk hatte. Es war eine kleine, in rotes Papier gewickelte Schachtel. Als ich sie öffnete, war dort eine silberne Kette, mit einem goldenen Säbelzahntigertotenkopf dran, drinne. Ich bedankte mich und Neun machte sie mir um. "Ich hab auch noch was für dich. Aber das geb ich dir später", flüsterte er mir ins Ohr. Ich musste grinsen. Damit hätte ich nicht gerechnet! Wir saßen noch eine ganze Weile da, bis die Turmuhr 03⁰⁰ Uhr schlug. Dann machten wir, ein betrunkener Haufen 12 Jähriger uns auf den Weg zurück. Ich, Sechs, Vier und Neun blieben noch kurz auf dem Dach der Akademie stehen. Neun zog einen Umschlag aus seiner Hosentasche und reichte ihn mir. Er reichte auch den anderen beiden einen Umschlag. Wir öffneten ihn gleichzeitig und mir blieb die Luft weg. Er hatte, für jeden von uns Flugtickets gekauft. "Wir fliegen in einer Woche. Nach Hause", erzählte er freudig. "Oh mein Gott, das ist Fantastisch!", sagte ich, den Freudentränen nah. Vier und Sechs strahlten Neun an. "Wir verschwinden! Alle zusammen!", sagte Neun freudestrahlend. Er war unglaublich. Ich schmiss mich förmlich an seinen Hals und küsste ihn. Was würde ich bloß ohne ihn machen? Vier umarmte uns von der einen Seite und Sechs von der anderen. "Danke, Kumpel! Du bist echt Hammer!", kam es von Sechs. "Ich hatte dich schon immer am liebsten!", sagte Vier und küsste Neuns Wange. Dieser sah leicht angewiedert zu mir runter.

Was ich damals nicht wusste, Neun/Lukas würde in 2 Tagen verschwinden und Klaus würde mich nie wieder kleines Monster nennen.
Außerdem hasste Lukas Fünf, weil dieser sich an nichts Erinnerte und daher seinen Bruder vergessen hatte. Doch ich wusste zu dem Zeitpunkt noch nicht, dass die beiden Brüder sind. Das würde ich erst in der Apokalypse erfahren.

In the End...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt