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Nachdem wir alle gegessen haben ging ich zu meinem Zimmer und ließ mich müde auf mein Bett fallen. Es war zwar erst fünf Uhr, doch ich war immer noch geschwächt von dem Angriff vor sechs Tagen. Mein Vater hatte mit mir gesprochen und eine Kraft in mir freigesetzt, die es mir möglich machte vor dem unsichtbaren Wesen zu fliehen. Ob er ab jetzt immer zu mir sprechen würde, wenn ich in Gefahr war? Aber das machte keinen Sinn. Ich war mit meinen vierhundert Jahren schon unzählige male in Gefahr gewesen und da hat auch keine Stimme in meinem Kopf zu mir gesprochen. Mein Vater musste ein sehr mächtiger Dämon sein, wenn er so mit mir kommunizieren konnte. Aber Magnus hatte recht. Es gab viele mächtige Dämonen ,deren Name mit 'B' begann. Es wäre eine Suche nach der Nadel im Heuhaufen.

Mein Handy klingeln riss mich aus meinen Gedanken. Auf dem Display erschien Erins Name. Ich nahm den Anruf entgegen. „Bist du denn von allen guten Geistern verlassen? Du hast dich seit sechs Tagen nicht mehr gemeldet! Sechs tage! Ich dachte schon, du wärst tot oder so.", schrie mich Erin direkt an.

Ich musste mir mein Handy etwas vom Ohr halten, da sie so laut war. „Ersteinmal hallo," begann ich, doch weiter kam ich nicht, denn Erin schrie mich erneut an. „Hallo? Du kannst dir dein Hallo sonst wo hin stecken. Ich hätte fast einen zwielichtigen Hexenmeister hier in Schottland bezahlt, damit mich dieser nach New York portaliert! Was war los?"

„Es tut mir Leid, ok? Ich war fünf Tage lang in Ohnmacht." „Was? Geht es dir gut?" Nun klang ihre Stimme mehr als besorgt und der ganze Ärger war verflogen. „Ja. Mir geht es gut." In kurzen Sätzen erklärte ich ihr, was passiert ist. Dann entstand eine kurze Pause und ich hörte sie deutlich ausatmen. „Wow. Das ist heftig. Wie geht es dir mit alldem?" Ich stand auf und ging zum Fenster, welches ich kurzerhand öffnete und die Abendluft einatmete. „Ich weiß nicht. Es ist so komisch, dass wir alle nach meinem Vater suchen, weißt du? Viele Hexenmeister wissen nicht, wer ihr dämonisches Elternteil ist, deswegen hat es mich nie sonderlich gestört, dass ich es auch nicht wusste. Doch jetzt, wo ich seine Stimme hören konnte und er mir geholfen hat..Ach keine Ahnung. Ich würde einfach gerne wissen, wer er ist."

„Ich glaube, ich kann dich verstehen. Eigentlich wollte ich jetzt zu Jaimy, doch ich kann auch weiter mit dir reden. Du brauchst jetzt nämlich jemanden." „Nein. Alles ok. Geh du mal zu deinem Lover." Ich hörte Erin am Ende der Leitung lachen. „Ich habe dich lieb. Das weißt du, oder?" Ich lächelte. Dankbar, sie zu haben. „Ja klar. Ich dich ja auch. Viel Spaß mit Jaimy." Ich konnte förmlich sehen, wie sie grinste. „Den werde ich haben.", sagte sie mit einem Unterton, zu dem ich nicht mehr viel sagen musste.

Ich legte auf und schmiss mein Handy auf mein Bett. Mittlerweile ist die Sonne schon untergegangen und ich sah die wunderschöne Skyline leuchten.

Ich drehte mich um und sah das Kleid meiner Mutter auf einem Stuhl neben der Tür liegen. Traurig ging ich darauf zu und nahm es in die Hand. Mit der Hoffnung den Duft meiner Mutter an dem Kleid zu riechen, zog ich tief die Luft ein. Und zu meinem Erstaunen vernahm ich noch leicht den Geruch von Blumen und Honig. Sie roch danach, weil sie sich immer Blumen ins Haar steckte. Und der Honigduft umgab sie schon seit ich ein kleines Baby war. Ich hing das Kleid vorsichtig in meinen Schrank, der noch leer war, da meine Klamotten immer noch in den Kisten waren. Mit einem einfachen schnipsen fand ich nun meine Kleidung im Schrank vor mir wieder und die Kartons waren verschwunden.

Verloren stand ich nun in meinem Zimmer und wusste nicht, was ich machen sollte. Also nahm ich mein Handy und beschloss, mir New York anzuschauen, denn ich war seit geraumer Zeit nicht mehr hier. Außerdem hoffte ich, ein Spaziergang würde meinen Kopf wieder leerfegen.

Ich schlenderte durch die Straßen und lief an vielen interessanten Geschäfte vorbei. Ich nahm mir nicht die Zeit, mich vor den Mundis unsichtbar zu machen. Wieso auch? Ich war eh in meiner Freizeit unterwegs. Ein kleiner Junge rempelte mich an, der aber sofort weiter lief. Seine Mutter entschuldigte sich schnell, bevor sie ihrem Kind hinterherjagte.

Ich lief über die Wiese, mein Onkel direkt hinter mir. Meine Lunge schmerzte, doch ich lief unbeirrt weiter, damit er mich nicht bekam. Doch dann stolperte ich und viel auf dem weichen Rasen. Es tat nicht weh, doch bevor ich aufstehen konnte, war Onkel Murph schon bei mir und kitzelte mich durch. Ich lachte und versuchte mich zu wehren, doch ich als zehn jähriges Kind hatte keine Chance gegen seine Kraft. Und so kitzelte er mich weiter durch, bis ich fast keine Luft mehr bekam und Onkel Murph sich auf das Gras fallen lies. Ich kuschelte mich an ihn. „Du hast schon wieder verloren." Er schaute belustigt zu mir herunter und legte einen Arm um mich. „Nur weil ich gestolpert bin. Sonst hättest du mich nicht gekriegt." Er lachte und ich spürte, wie seine Brust unter meinem Kopf vibrierte. Er strich sich durch seinen dunkel braunen Vollbart. Wenn man genau hinsah, konnte man schon einige graue Haare sehen.

Zusammen blickten wir in die Wolken. Onkel Murph zeigte auf eine große Wolke direkt über uns. „Siehst du die da? Sie schaut ein wenig wie deine Mutter aus. Findest du nicht?" Ich betrachtete die Wolke etwas genauer und nickte dann. Ich wusste genau, dass mein Onkel seine Schwester über alles vermisste. Ich setzte mich auf und schaute ihm in die Augen. „Onkel Murph?" Nun setzte auch er sich auf. „Ja?" Ich nahm seine große raue Hand. „Danke, dass du dich um mich kümmerst." Er zog mich in seine Arme. „Aber natürlich kümmere ich mich um dich mein kleiner Teufel. Du bist doch alles was ich habe und ich liebe dich."

Ich seufzte. Das waren gute Zeiten. Mein Onkel war wirklich alles für mich, nachdem meine Mutter plötzlich gestorben ist. Ich war wirklich froh, dass er so lange gelebt hat und ich bis zu seinem letzten Atemzug bei ihm sein konnte.

Ein lautes Hupen brachte mich zurück in die Realität und ich setzte meinen Weg fort. Irgendwann kam ich vor einer Bar namens Hunter's Moon an und ging rein. Ein Drink würde mir jetzt echt gut tun.

Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass dort eine Person sein würde, die mein Leben nur noch mehr durcheinander bringen würde.

Forever With Magic - Shadowhunters ff  (girlxgirl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt