Kapitel [5]

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"Was ist damals passiert, nachdem dein goldener Kern zerstört wurde?" Jiang Cheng erstarrte. Woher wusste er das? Außer Wei Ying und den Wen Geschwistern war niemand dabei. Hatte Wei Ying mit Lan Wanjie darüber gesprochen und dieser es seinem Bruder erzählt? Wei Wuxian, du Verräter! Du hast geschworen, mit niemandem darüber zu sprechen. Jiang Cheng spürte, wie wieder diese Wut auf seinen Bruder in ihm aufkeimte. Lan Xichen bemerkte die Veränderung in seinem Gesicht sowie in dessen Augen und fügte schnell hinzu. "Bitte versteh mich nicht falsch. Ich habe zufällig ein Gespräch während der Sunshot-Kampagne mit angehört. Ein paar Kämpfer des Wen Clans sprachen darüber, wie es denn möglich sei, ohne einen goldenen Kern, so zu kämpfen, wie es der neue Anführer der Yunmeng Jiang Sekte tat und daher meine Frage. Wie hast du deinen goldenen Kern wieder erlangt?" Jiang Cheng war es peinlich, auf seinen vermeintlich tiefsten Punkt in seinem Leben angesprochen zu werden. Sein Gesicht wurde blass und er sengte den Kopf. Jetzt habe ich wieder den gleichen Fehler begangen und Wei Ying ohne Grund beschuldigt. Wieso mache ich das immer? Er fand keine Antwort darauf. Lan Xichen wartete geduldig, da er sah, wie schwer es Jiang Cheng fallen musste darüber zu reden. Jiang Cheng holte tief Luft und erzählte die ganze Geschichte. Er unterbrach ihn nicht und stellte keine Zwischenfragen, wofür Jiang Cheng ihm dankbar war. Denn wenn er ihn unterbrochen hätte, wäre er sehr wahrscheinlich nicht mehr in der Lage gewesen weiterzusprechen. Als seine Erzählung endete, schwiegen beide erst einmal. Als Lan Xichen immer noch nichts dazu sagte, hob Jiang Cheng den Kopf und schaute ihn direkt an. Aber wie immer konnte man keine Regung im Gesicht des ersten Meister Lan erkennen. Er senkte wieder seinen Kopf. Nach einer gefühlten guten Stunde begann Lan Xichen zu sprechen. "Jiang Cheng, du weißt schon, wer die Heilige von Baoshan ist?" Er machte eine Pause und sah ihn an. Da dieser aber nur weiter vor sich hin starrte, sprach Lan Xichen seufzend weiter. "Die Heilige von Baoshan ist, Baoshan Sanren und Mutter von Wei Wuxian." Jiang Chengs Kopf schnellte in die Höhe. NEIN, wie konnte das sein? Ich war auf den Berg mit verbundenen Augen gegangen. Ich machte alles so, wie Wei Ying es mir gesagt hatte, als ich oben angekommen war, war sie da. Sie sprach mit mir. Wie konnte es seine Mutter sein? Sie starb, als er noch sehr jung war. Was ist wirklich auf dem Berg passiert? Ich kann mich nicht daran erinnern, als ich erwachte war ich bereits am Fuße des Berges und fühlte meinen goldenen Kern. Jedoch jetzt begann er zu zweifeln. Jetzt, da er seinen Kern wiedererlangt hatte, konnte er Wei Ying nirgends finden, obwohl dieser ihm versprach, dass sie sich im Dorf treffen würden. Zwei Monate vergingen, bis sie sich endlich wieder trafen, doch Wei Ying war nicht mehr derselbe wie zuvor. Wei Ying war sichtlich ernster. Er trug auch nicht mehr sein Suibian, sondern hatte nur noch eine Bambusflöte dabei, die er Chenqing nannte. War es möglich? Jiang Cheng schaute zu Lan Xichen und dieser sah die Zweifel in seinen Augen. "Reich mir das Schwert." Lan Xichen runzelte seine Stirn. "Was willst du dir beweisen? Ich kann die Zwei nicht trennen! Du jedoch schon. Was glaubst du, wessen Kern in dir ruht?" Das ist ein Albtraum, wach auf Cheng. Er kann das nicht gemacht haben. Warum sollte er so etwas tun? Sein Gehirn setzte aus, er brach zusammen. Lan Xichen sprang an seine Seite und fing den regungslosen Jiang Cheng auf. Er zog ihn in seine Arme, hielt ihn fest und streichelte sanft über sein Haar. Mein armer Cheng'er, das war wohl etwas zu viel für dich auf einmal. 

Er blieb so bis zur Morgendämmerung und als die Sonne höher stieg, erwachte Jiang Cheng. Zuerst wusste er nicht, wo er war, aber dann kamen die Erinnerungen und er fing unkontrolliert und heftig an zu weinen. Es war ihm egal, dass er immer noch in Lan Xichens Armen lag, denn die Wärme, die dieser ausstrahlte, brachte ihm zumindest ein wenig Trost. Lan Xichen ließ ihn gewähren und wiegte ihn in seinen Armen. Gelegentlich legte er einen Kuss auf sein Haar und allmählich beruhigte sich Jiang Cheng. "Was soll ich nur machen? Ich kann den Preis, den er bezahlt hat, in diesem Leben nicht zurückgeben und ich war immer so boshaft zu ihm, habe ihn immer kritisiert, habe ihm misstraut, ihn immer missverstanden und am Ende habe ich ihn sogar mit meinen eigenen Händen getötet." Wieder rannen Tränen aus seinen Augen. Er schaute nun Lan Xichen an und sein Blick schien ihn zu bitten 'HILF MIR'. Aber alles, was Lan Xichen für ihn tun konnte, war ihn zu halten und zu trösten. Sie saßen da, bis die Sonne wieder unterging. Jiang Cheng war vor Anstrengung zum Glück eingeschlafen. Lan Xichen überlegte in der Zwischenzeit, was zu tun sei. Bichen und Chenqing müssen verschwinden. Niemand darf sie finden, da wir nicht wissen, wer hinter der ganzen Sache steckt. Wir können die beiden Waffen nicht am Lotus Pier oder der Cloud Recesses aufbewahren. Er schaute sich im Tempel um, vielleicht gibt es hier eine Möglichkeit. Die Bewegung von Jiang Cheng riss Lan Xichen aus seinen Gedanken. "Du bist wach, geht es die besser?" Jiang Cheng löste sich aus der Umarmung mit leicht gerötetem Gesicht, das jedoch nicht nur durch sein Weinen entstanden war. "Um ehrlich zu sein, nein, aber was kann ich schon dagegen machen?  Wir können nicht ewig hier bleiben und ich will unbedingt diese schlammige Kröte finden, die meinen Bruder gedrückt hat." Jiang Cheng stand auf und schaute mit angriffslustigen Augen zu Lan Xichen herab. Dieser lächelte ihn an und stand ebenfalls auf. "So gefällst du mir schon besser, Cheng'er. Wir sollten uns auf den Weg machen und ein paar Dinge herausfinden, aber zuerst verstecken wir unseren Schatz" zeigte auf das Bündel, das er vorbereitet hatte und zwinkerte Jiang Cheng zu. Dieser errötete wieder leicht als er das Zwinkern sah oder war es eher wegen des Kosenamen, den ihm Lan Xichen gab.

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Soulmate I: through timeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt