𝚉𝚆𝙴𝙸 ✅

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Es ist bereits Nachmittag als das Flugzeug auf dem Rollfeld von Goldsville landet. Der Pilot weißt uns darauf hin noch angeschnallt zu bleiben, während die Maschine in die endgültige Parkposition rollt. Die meisten beachten das einfach gar nicht, denn von überall her ist das Klicken der Anschnsllgurte zu hören. Da ich absolut keine Eile habe, starre ich aus dem Fenster und warte, bis die Menschenmassen ausgestiegen sind. So ziemlich als Letzter stehe ich dann auf, nehme mir meinen Rucksack und laufe zum Ausgang. Ich wünschte ich könnte einfach sitzenbleiben und wieder zurück fliegen. Eine freundliche Stewardess wünscht mir am Ausgang einen schönen Tag, woraufhin ich mich an einem Lächeln versuche. Die arme Frau kann schließlich nichts für meine betrübte Laune.

Zusammen mit den restlichen Passagieren laufe ich in das große Gebäude und halte Ausschau nach dem entsprechenden Band für unser Gepäck. Unsere Koffer fahren schon auf dem Laufband, weswegen ich nicht lange warten muss. Meiner Meinung nach hätten sich die Gepäckstücke ruhig etwas Zeit lassen können. Vielleicht wäre mein Großvater dann einfach wieder nach Hause gefahren und ich würde in Amerika herum irren und irgendwann in einen dieser schwarzen Vans und mein Schicksal einem gruseligen alten Mann überlassen. Ich glaube das wäre mir momentan lieber.

Ich ziehe meinen Koffer von dem Band und begebe mich Richtung Ausgang, welcher in die Halle des Flughafens führt. Dort soll mein Großvater mich abholen. Leider habe ich keinen blassen Schimmer wie er aussieht und er wahrscheinlich eben so wenig von mir. Ein alter Mann eben, ich werde ihn schon irgendwie finden.

Ich trete durch die Glastüre und blicke mich um. Nicht weit entfernt steht ein älterer Herr mit einem Zettel in der Hand: Thomas Brodie-Sangster. Immerhin war das nicht schwer zu erkennen. Ich atme ein letztes Mal tief durch und gehe auf ihn zu. Sein klappriges Brillengestell sitzt ihm schräg auf der Nase und seine Mundwinkel werden von tiefen Falten nach unten gezogen. Mit leblosen Augen fixiert er mich, macht sich jedoch nicht die Mühe um einen freundlichen Blick. „Hallo", sage ich monoton, woraufhin er mir zunickt und sich meinen Koffer nimmt.

„Wie war der Flug?", fragt er mich auf den Weg nach draußen. Er hätte genauso gut ein Script in der Hand halten können, von dem er seinen Text abliest. Ich versuche es trotzdem als ein Anfang zu nehmen und antworte: „Gut, es lief alles nach Plan." Überrascht mich die Art meines Großvaters? Überhaupt nicht. Er ist der Vater meines Vaters, also was habe ich erwartet? Alles was ich im Voraus über ihn herausfinden konnte ist, dass er alleine in einem kleinen Dorf lebt und sich nie bei uns daheim meldet. Was auch der Grund ist, weshalb ich ihn überhaupt nicht kenne.

Auf dem Parkplatz führt er mich zu einem alten braunen Auto, welches tatsächlich zu ihm gehört und nicht fälschlicherweise hier geparkt wurde, weil jemand den Weg zum Schrotthändler nicht kannte. Er öffnet die Klappe des Kofferraums und hebt meinen Koffer hinein, woraufhin das ganze Auto wackelt und auseinander zu fallen droht. Ich steige auf dem Beifahrersitz ein und er lässt sich hinter dem Lenkrad nieder. Als er den Motor startet, gibt der Wagen ein paar ungesunde Geräusche von sich, doch zu meiner Überraschung springt er an.

Während der Fahrt starre ich aus dem Fenster und beobachte die vorbeiziehende Landschaft. Wir fahren circa eine Stunde, bis wir ein ein kleines Dorf am Rande der Felder abbiegen. Ich habe keine Ahnung was ich erwartet hatte, aber eigentlich sieht es ganz hübsch hier aus. Wir fahren durch ein Wohnviertel mit großen schönen Häusern, die Abendsonne taucht die Kornfelder in ein goldenes Licht und die Atmosphäre wirkt sehr gemütlich und freundlich. Wir kurven durch die Straßen und halten schließlich vor einem gelben Haus links am Wegrand.

Ich steige aus dem Auto und betrachte das Haus vor mir. Auf dem Rasen befinden sich gelbliche Steine, welche zur Treppe führen, die ein paar Stufen hoch zur Haustüre geht. Die Fassade ist in einem sandigen Gelbton und die Haustüre aus einem schönen hellen Holz. Es gibt viele Fenster und einige Pflanzen in Töpfen vor dem Eingang. Es wirkt fast zu schön für meine momentane Stimmung. Ich laufe um das Auto herum und hole meinen Koffer heraus. Ich weiß noch nicht, was ich die Ferien über mit mir anstellen soll, doch ich bin froh, dass der Alte nicht unter einer Brücke lebt. Er geht mit mürrischem Blick zur Haustüre und schließt diese auf. Ich folge ihm und bin auch von der Inneneinrichtung überrascht. Moderne Möbel aus hellem Holz, schöner Parkettboden und viel Licht durch die Fenster. Ich frage mich weshalb er so ein altes Auto fährt, wenn es ihm offensichtlich nicht an Geld zu mangeln scheint. Vielleicht frage ich ihn irgendwann mal danach.

𝖨 𝖫𝖮𝖵𝖤 𝖨𝖳 ∙ 𝖣𝖸𝖫𝖬𝖠𝖲Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt