Kapitel 2

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But now I don't even know you

Am nächsten Morgen fühlte ich mich schon deutlich besser gelaunt. Meine Stimmung war grade schon euphorisch, als ich aufstand und die Vorhänge zur Seite schob. Das helle Licht blendete mich und direkt bereute ich es. Dadurch, dass ich die Kräfte des Schatten und der Nacht in der Familie hatte, bekam mir zu helle Sonne nicht ganz so gut und dennoch liebte ich sie.

Stelle drehte sich wohlig in ihrem Bett und seufzte verträumt, als die warmen Sonnenstrahlen auf ihre Haut schienen. Ihr ging es damit sogleich besser. Dafür war die Nacht und Dunkelheit ihr nicht geheuer, weshalb ich sie schon so einige Male unterstützen musste, wenn die Nächte mal wieder besonders gruselig waren. In unserem Zuhause auf Solaria liebten wir es, uns raus zu schleichen und Nachts die Sterne zu beobachten. Aber der Weg dorthin war mit meiner Schwester zum verrückt werden.

Summend machte ich mich fertig und ging in den großen Gemeinschaftsraum der WG, wo ich die anderen Mädchen ausmachen konnte. Eine kleine, etwas rundliche Fee stellte sich als Terra vor. Das Mädchen mit den Zöpfen und den Kopfhörern auf dem Kopf zog diese nur kurz ab, um mich zu begrüßen. Ihr Name war Musa. Neben ihr saß ein roter Feuerkopf, der sich als Bloom vorstellte. Auch ich wünschte ihnen allen einen guten Morgen und teilte ihnen meinen Namen mit.

„Bristen, hast du unsere Sachen schon gesehen? Sie wollten gestern schon gebracht werden", fragte mich meine Schwester, die gerade eben auch den Raum betreten hatte.

„Sie stehen direkt neben dir", schmunzelte ich sie an, worauf sie nur genervt die Augen verdrehte, ihre Koffer nahm und wieder im Zimmer verschwand.

„Ist sie eigentlich immer so", Terra schien die richtigen Worte zu suchen, ohne verletzend zu klingen. Sie war so ein gutherziger Mensch.

„Gut drauf meinst du?", beendete ich ihren Satz lachend und ich sah ihr an, dass sie froh darüber war, nicht selber antworten zu müssen. Auch die anderen verzogen belustigt das Gesicht.

Wir waren eine halbe Stunde später etwa alle fertig und machten uns auf den Weg in den Unterricht. Auch Aisha begleitete uns, die letzte unserer Mitbewohnerinnen, die allerdings zuvor noch beim Schwimmen war.

In der ersten Stunde saß ich neben Bloom und wir versuchten dem Unterricht zu folgen, unterhielten uns aber lieber etwas. Oder eher sie fragte mich ständig etwas über die Schule. Sie hatte wohl von den anderen erfahren, dass Stella und ich eigentlich letztes Schuljahr schon hier waren. Sie selber war bei Menschen groß geworden, was mir merkwürdig erschien.

„Es ist total cool hier, aber ich ha noch gar nicht alles gesehen von der Schule und dem Gelände", seufzte die rothaarige neben mir. Verständlich, denn Alfea war ein wunderschöner Ort, zumindest, solange man hinter dem Schutzwall war. Also bot ich ihr an, ihr nach dem Mittagessen die Umgebung zu zeigen. Ich kannte viele Ecken hier und sie meinte ich wäre ihr eine große Hilfe. Den Rest des Unterrichts konzentrierten wir uns wieder und richteten den Blick nach vorne.

Später liefen wir beide dann entspannt draußen herum und ich erzählte Bloom etwas zu verschiedenen Plätzen, auch zu Ereignissen, die letztes Jahr hier stattgefunden hatten. Zumindest die freudigen.

„Sag mal Bristen, warum wiederholt ihr dieses Jahr?", fragte sie irgendwann ehrlich interessiert. Das neugierige Funkeln in ihren Augen ließ mich unruhig werden. Die Wahrheit konnte ich ihr schlecht erzählen.

„Es gab da einen ... Vorfall", meinte ich vage und ließ mir Zeit um die richtigen Worte zu wählen. „Die Direktorin meinte danach es wäre besser, wir fangen noch einmal neu an. Vermutlich hatte sie die Idee aber auch erst nachdem unsere Mutter sie darauf gebracht hatte."

Ich war mir nicht sicher ob Bloom wusste, dass Stella und ich Prinzessinnen und somit künftige Königinnen waren, da sie eigentlich ja nicht von hier kam. Und es gefiel mir irgendwie, dass sie so unvoreingenommen uns gegenüber agierte. Oder zumindest mir gegenüber, denn ich glaubte nicht, dass Bloom für meiner Schwester herzlich viel Sympathie übrig hatte.

„Achso, okay. Und eure Freunde? Was ist mit denen. Ich habe euch noch nicht mit vielen anderen hier sprechen sehen."

Dass unsere Freunde nach letztem Jahr nichts mehr mit uns zu tun haben wollten, verschwieg ich ihr lieber.

„Wir waren immer mehr unter uns", entgegnete ich deshalb und hoffte, sie würde ein anderes Thema anschneiden. Doch in dem Moment brannte mein rechter Oberarm etwas. Es war vielmehr ein Kratzen und ich gab dem Verlangen kurz nach und rieb darüber. Über das Mal, auf der Hinterseite meines Oberarms, das durch mein langes Oberteil trotz der warmen Temperaturen verdeckt wurde.

Und mit einem Mal nahm ich auch unsere Umgebung wieder war, die ich während des Gesprächs von eben kurzzeitig verdrängt hatte. Wir waren am Trainingsplatz der Spezialisten angekommen, auf dem auch einige trainierten und ihr Trainer Silva stand daneben und beobachtete seine Schützlinge genau.

„Hier trainieren die Spezialisten. Sie agieren quasi mit uns Feen, also werden mit uns ausgebildet. Nur dass sie keinerlei Kräfte besitzen", erklärte ich Bloom, die interessiert zuhörte,, doch ihr Blick hing an einem speziellen blonden Kämpfer, der mit seinem Partner auf einer Matte trainierte.

„Ich nehme an, du kennst Sky schon?", schmunzelte ich deshalb nur. Ertappt schaute sie schnell von ihm zu mir. „Ich habe ihn gestern bei meiner Ankunft kennengelernt, er hat mir den Weg gezeigt", versuchte sie sich an einer Entschuldigung ihres Starrens. Ich konnte es ihr nicht verübeln, denn Sky sah gut aus, doch mein Blick schweifte eher zu seinem Freund, mit dem er auf der Matte rangelte.

Riven war mir mehr als bekannt und als sich unsere Blicke kurz trafen, fing mein Oberarm nur noch mehr an zu jucken. Was er auch zu spüren schien, denn er kratzte sich kurz an derselben Stelle, nur am linken Oberarm, als er sich auch schon wieder abwand.

„Du kennst die beiden, oder?", nahm ich war und damit holte mich Bloom aus meiner Blase. „Kann man so sagen", murmelte ich und wollte nur noch weg von hier. Aber Silva sah das anders. Er kam direkt auf uns zu und schien uns begrüßen zu wollen.

„Hey Bristen, was macht ihr den hier?", fragte er direkt. Ich vermied diesen Ort für gewöhnlich. „Ich zeige Bloom etwas die Gegend, sie kennt noch nicht alles", gab ich höflich zurück und er nickte verstehend. „Und wer wäre besser, als du?", grinste er schelmisch. „Weißt du Bloom, Bristen hier kennt vermutlich alle Ecken in Alfea und nutzt diese gerne um sich zu verstecken, wenn sie Mist gebaut hat", lachte er herzlich.

Er hatte Recht, nicht selten kam es im letzten Jahr vor, dass ich außerhalb des Unterrichts etwas üben wollte und versehentlich die Vorhänge in Brand gesteckt hatte. Aus Angst zu sehr ärger zu bekommen versteckte ich mich meistens irgendwo in einer abgelegenen Nische im Garten, bis Silva mich fand und mir versicherte, dass alles in Ordnung wäre.

Schuldig sah ich Bloom an, die mir einen verwirrten Blick zuwarf: „Ich war vielleicht nicht immer eine Vorzeige Schülerin." Worauf sie auch grinsen musste und dieses Grinsen wurde noch größer, als sich zwei besondere Spezialisten näherten, um sich auf einer Bank nieder zu lassen und sich eine Pause des anstrengenden Trainings zu gönnen.

„Jungs macht die Pause nicht so lange, nachher steht noch was an", widmete Silva sich an sie und ging mit einem Nicken an uns Mädchen davon. Jetzt wollte ich auch so schnell es ging nur noch weg. Weit weg. Aber Bloom hatte andere Pläne und ließ sich von Sky in ein Gespräch verwickeln.

Schweigend stand ich daneben und versuchte das Brennen meines Arms zu ignorieren, ebenso wie die Blicke, die Riven mir zuwarf. Ich wollte ihn nicht ansehen, wollte nicht in sein Gesicht sehen, dass ich den ganzen Sommer vermisst habe. Sein nachdenkliches Gesicht konnte ich förmlich vor mir sehen, wie er die Stirn in Falten legte und mich überkam eine Erinnerung, wie ich ihm eben diese mit meinen Fingern fortstrich.

Ich sah Bloom an, die sich langsam von Sky abwandte und unbewusst kratze ich über den Stoff meines Shirts, in der Hoffnung es würde etwas nützen. Und wie ich im Augenwinkel wahrnehmen konnte, tat Riven exakt das selbe, den Blick in die Ferne gerichtet, mit seinen Gedanken lange nicht mehr anwesend. Beinahe synchron führten wir die Bewegung aus und Bloom warf uns einen merkwürdigen Blick zu, während Sky begriff und seinen Freund anstieß.

„Komm Bloom wir gehen weiter. Tschüss Jungs", verabschiedete ich sie, ohne sie anzublicken und zog Bloom mit mir, ohne auf ihre Fragen einzugehen, ob alles in Ordnung war.

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