Kapitel 17

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If I come over

Auf unserem Weg in den Hof trafen wir keine Menschenseele. Alle waren hoffentlich schon in Sicherheit, auf einem Platz, niemand sollte jetzt alleine sein. Meine Gedanken rasten. Wieder wusste ich nichts, ob die Verbrannten schon in der Schule waren, sie schon angegriffen hatten oder ob es meinen Freunden, meiner Schwester gut geht. Riven, der neben mir herlief und mich alle paar Sekunden besorgt von der Seite ansah, griff mich schließlich am Arm, kurz bevor wir um die letzte Ecke bogen, die in den Hof führte, zu den anderen.

„Versprich mir etwas", sagte er leise, seine Stimme beinahe von der kühlen Luft in diesem Gang fortgetragen. Sein Gesicht nahe an meinem und seine Hände glitten meine Arme herunter, bis zu meinen Händen, die sich fast automatisch mit den seinen verschränkten.

„Kommt auf die Art des Versprechens an", antwortete ich ebenso leise, aus Sorge, diesen Moment zu zerstören. Der letzte ruhige Moment, bevor wir vermutlich in einen Kampf ziehen mussten.

„Wenn ich dir sage, du sollst wegrennen, renn weg. Wenn es zu gefährlich für dich ist, geh. Such einen sicheren Ort und warte dort auf mich."

Die Bedeutung seiner Worte wurde verstärkt, als ich die Sorge in seinen Auge sah. Wie ein Sturm tobte sie in ihm und ich würde lügen, würde ich behaupten, mir ginge es nicht genauso. Würde er wieder in meinen Armen liegen, würde er wieder fast im Sterben liegen. Er unterbrach meine Gedanken, indem er mit Nachdruck seine Bitte wiederholte.

„Das kann ich nicht", erwiderte ich. Meine Augen wurden feucht, Tränen kamen keine. „Erwarte nicht von mir, dich dort alleine zu lassen, um mich in Sicherheit zu wissen. Du weißt ich würde nicht damit leben können, würde dir etwas passieren, weil ich dir nicht beiseite gestanden habe."

Betreten sah er weg. Wich meinem Blick aus, wo ich doch so gerne noch einmal seine grünen Augen strahlen sehen würde.

„Lass mich mit dir kämpfen. Zusammen können wir es schaffen. Und wir sind nicht allein. Die anderen werden uns helfen und-"

„Und was? Keiner von denen ist ausgebildet worden, gegen Verbrannte zu kämpfen. Meinst du die letzten paar Wochen Training haben ausgereicht? Es sind wenige, die an unserer Seite kämpfen, Bristen."

Seine Stimme zitterte und der anfänglichen Wut wich Verzweiflung. „Wenn wir das nicht überleben", der Rest seines Satzes stand offen.

„Wir werden das überleben. Wir beide haben schlimmeres durchgemacht, als das. Hab ein wenig Hoffnung und Vertrauen", sprach ich ihm zu und zwang ihn mich wieder anzusehen, indem ich meine Hand an seine Wange legte und seinen Kopf zu mir drehte. „Wir werden es schaffen, verstehst du mich? Was können uns ein paar Verbrannte schon anhaben?"

„Darüber solltest du keine Witze machen", murmelte er, aber sein rechter Mundwinkel zog sich minimal nach oben, kaum genug, um es wahrzunehmen, aber durch unsere jetzige Nähe sah ich es dennoch sehr genau. „Sagt der Sprücheklopfer von uns beiden."

Jetzt musste er grinsen und versuchte es noch zu verstecken, indem er auf den Boden schaute und danach sein Gesicht in meiner Handfläche vergrub. Er nahm meine Hand in seine, verteilt zarte, kleine Küsse auf der Oberfläche meiner Haut, um dann seine Hand aus meiner zu lösen, sie in meinen Nacken zu legen und mich so nah zu sich zu ziehen, dass uns nur wenige Millimeter voneinander trennten. Erwartungsvoll schloss ich meine Augen, doch bevor seine Lippen die meinen berührten, stoppte er noch einmal. „Du weißt nicht, wie sehr ich es vermisst habe, dir nahe zu sein, Bristen."

Mein Name aus seinem Mund, so vertraut, lies mein Herz höher schlagen.

„Dann sei mir noch näher", flüsterte ich und endlich legte er seine weichen, wohlgeformten Lippen auf meine. Sie passten sich gegenseitig an, verschmolzen miteinander, trennten sich nur um kurz darauf wieder aufeinander zu treffen. Der Kuss war sanft, aber er verlangte nach mehr. Mehr, das wir ihm nicht geben konnten, nicht in diesem Moment, nicht zu diesen Umständen.

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