Kapitel 18

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And stand face to face now

In unserer WG zurück, fiel spürbar die Anspannung von uns allen ab. Wir brachten Bloom in ihr Bett und halfen ihr, sich zuzudecken.

„Wie geht es Sam?", erkundigte sich die rothaarige und sah dabei hauptsächlich Terra und Musa an.

„Gut, dank dir und Musa", antwortete Terra ihr, die sich gerade neben das Bett setzte.

„Ihr hättet Terra erleben sollen. Sie wird die ganze Woche noch an uns herumoperieren. Zur Übung natürlich", schmunzelte Musa, die sich genau wie Aisha zu Bloom auf das Bett setzte.

„Zu Schade, ich hätte zu gerne die Flügel gesehen", seufzte Terra und schaute Bloom und mich sehnsüchtig an.

Bei dem Stichwort Flügel durchfuhr Bloom direkt wieder ihre Neugierde.

„Was hat es mit den Flügeln auf sich, Bristen. Ich dachte, nur Feen, die ihr Gegenstück gefunden haben, erhalten sie. So wie du." Nun schienen auch die anderen von Neugier geweckt zu sein.

„Als Gegenstück zählt nicht immer eine Person, Bloom", lächelte ich sanft, als ich daran dachte. „Ich scheine Glück zu haben, dass Riven meines ist", gab ich zu. Auch wenn das nicht immer der Fall war, dachte ich, als ich mich zurückerinnerte, wie sauer ich damals war, von einer Person anhängig zu sein, nur durch ihn ganz zu sein.

„Ob man da von Glück sprechen kann, ist die andere Frage", murmelte meine Schwester und wir alle mussten ein Lachen unterdrücken, dennoch zeichnete sich auf jedem unserer Gesichter ein Grinsen ab.

„Bloom, du hast deine Ergänzung in dem Drachenfeuer gefunden, dass du sowieso schon tief in dir trägst. Heute Abend hast du es freigelassen, um deine Liebsten zu schützen. Deshalb sind deine Flügel erschienen. Du ergänzt dich selbst."

„Das ist so faszinierend", sagte Terra mit glänzenden Augen, die von Bewunderung strahlten. Tief in Gedanken ließ jeder von uns den geschehenen Abend revue passieren. Doch das Klingeln eines Telefons riss uns aus unserer Starre.

„Deine Eltern", sagte ich in Blooms Richtung und wollte ihr das Handy reichen, doch Aisha nahm es mir aus der Hand.

„Ruh dich aus, Bloom. Ich werde dich decken. Nennen wir es meine einmal pro Monat Lüge", damit nahm sie ab und erzählte Blooms Eltern etwas von Prüfungen und wie anstrengend die Woche gewesen war. In diesem Punkt log sie allerdings nicht. Die Woche war ein einziges Chaos und anstrengend wie sonst was.

Was mich direkt zu anderen Gedanken führte. Ich dachte daran, wie es Riven ging. Er rannte mir nach, als ich zu Bloom wollte, doch danach sah ich ihn nirgends mehr. Kurz darauf musste ich anfangen zu Lachen. Ziemlich laut, weshalb ich froh war, dass Aisha das Telefonat bereits beendet hatte.

„Was ist los?", fragte Stella, die mich ansah, als hätte ich den Verstand verloren. Vielleicht hatte ich das sogar, aber ich war einfach so erleichtert in diesem Moment.

„Ich dachte, wir würden alle sterben heute Abend", brachte ich immer noch zwischen einzelnen Lachern hervor. „Innerlich hatte ich mich schon verabschiedet von allen. Inoffiziell hatten Riven und ich uns schon vorbereitet, uns nie wieder zu sehen. Und dann kommt Bloom und erledigt eine Horde Verbrannter in wenigen Minuten."

In den ersten paar Sekunden war alles still, nur mein erleichtertes Lachen erfüllte den Raum. Aber nach und nach stiegen auch die anderen mit ein. Nacheinander fingen alle an zu Lachen und es tat so gut zu wissen, dass es uns allen gut ging.

Wir beschlossen, dass es besser war, uns alle auszuruhen und wir wechselten unsere Klamotten in bequemere, was mir mein Körper dankte, denn seit zu langer Zeit trug ich Kampfkleidung, doch nun gibt es keinen Kampf mehr zu kämpfen. Es war alles gut. Dennoch konnte ich nicht schlafen. Zu viele Gedanken spukten in meinem Kopf. Als alle anderen schon lange schliefen, stieg ich aus dem Bett und schlich aus der WG. Nur mit Socken tappte ich durch die dunklen Gänge der Schule, die von Stille erfüllt war. Als ich endlich an der Tür angekommen war, die ich gesucht hatte, zögerte ich nicht lange und klopfte so leise wie möglich. Trotz dessen hallte das Geräusch von den Steinwänden wieder und ließen mich kurz zusammen zucken. Lange musste ich allerdings nicht auf dem Flur stehen bleiben, da wurde die Tür mit einem leisen Knarzen geöffnet.

„Ich dachte schon, es hätte dich erwischt", ertönte leise aus dem ebenso dunklen Zimmer. Dennoch erkannte ich sehr wohl wer da vor mir stand. Sowohl physisch, wie auch mental. Das Gefühl von Geborgenheit machte sich zeitgleich breit, wie seine angenehm kratzige Stimme meinen Körper umhüllte.

„Hast du etwa an mir gezweifelt?", flüsterte ich ebenso leise zurück und schob mich an ihm vorbei in das Zimmer, dass er sich normalerweise mit seinem besten Freund teilte, doch der war nirgends zu sehen.

„Ist Sky nicht hier?", fragte ich ihn und drehte mich wieder in seine Richtung. Er schloss gerade die Tür hinter sich und kam mit großen Schritten auf mich zu. Seine Hände schlossen sich sanft um meine Arme, hielten mich fest und gaben mir Sicherheit. Und vor allem die Sicherheit, dass es ihm gut ging. Zwar würde ich spüren, wenn es ihm nicht gut gehen würde, allerdings wollte ich mich persönlich versichern.

„Ist das deine einzige Frage gerade?", schmunzelte Riven und schob mir eine Strähne aus den Augen.

„Ich habe so viele Fragen in meinem Kopf, dass ich befürchte, er platzt bald", gab ich zu und versuchte seinen Blick zu meiden. Doch seine warme Hand, die meinen Kopf zu ihm drehte, verhinderte dies.

„Du musst dir keine Sorgen mehr machen, Bristen. Es ist vorbei. Die Verbrannten sind tot und wir sind alle wieder in Sicherheit."

„Ich will dir doch glauben, aber ein Gefühl sagt mir, dass noch etwas auf uns zu kommt", seufzte ich und offenbarte somit meine größte Sorge in diesem Moment. Nämlich dass noch nichts wieder gut war.

„Ich glaube du solltest dich ausruhen. Etwas schlaf würde uns allen gut tun", schlug er vor und ich nickte nur, während er mich in das Schlafzimmer schob und auf das Bett zusteuerte, dass dort an der Wand stand. Sofort fiel mir auf, wie lange ich nicht mehr in diesem Bett geschlafen hatte, war ich doch letztes Jahr fast täglich hier. Aber darum sollte ich mir auch keine Gedanken mehr machen. Ich wollte einfach schlafen und an nichts mehr denken.

Ich kroch unter die Decke und drehte mich Richtung Wand. Hinter mir senkte sich die Matratze ebenfalls und kurz darauf verspürte ich Rivens Präsenz an meinem Rücken. Sein einer Arm legte er mir um den Bauch und ich griff seine Hand und hielt sie fest in meiner. Sein warmer Atem prasselte in meinen Nacken, sein Duft umhüllte mich und das Gefühl von Skepsis legte sich mit meinen Gedanken schlafen.

„Ich liebe dich, Riven", sagte ich in die Dunkelheit.

„Ich liebe dich, Bristen."

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