Kapitel 7

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Can't we just fake a smile, put our shit to the side?

Der Abend der Party war für mich früh vorbei, nach der Sache mit Riven im Gang. Für die anderen ging es wohl noch weiter zur Sache, sie hatten im Keller unter der Schule etwas gesucht und scheinbar hatte Beatrix ihnen dabei geholfen. Nachdem der Name gefallen war, konnte ich den Erzählungen von Bloom leider nur noch mit wenig Aufmerksamkeit folgen, was mir leid tat, da sie so euphorisch war und entschlossen diverse Geheimnisse von unserer Schulleiterin herauszufinden. Sie war überzeugt sie könnte wissen, woher sie wirklich kam, das hatte etwas mit ihrer Wechselbalggeschichte zu tun. Das heißt, sie wurde als Baby getauscht, von einer Feenfamilie in eine normale Menschenfamilie. Seitdem war sie versessen darauf, mehr zu erfahren. Das klang auch alles wirklich spannend, aber wie gesagt, konnte ich mich im Moment nicht dafür begeistern.

Den ganzen nächsten Tag lag ich im Bett, mir ging es nicht gut, vermutlich hatte ich auf der Party zu viel getrunken, also blieb ich dem Unterricht fern, in der Hoffnung, es ginge mir bald besser. Zum Frühstück waren Bloom und Aisha so lieb und brachten mir eine Kleinigkeit zu Essen und einen Kaffee vorbei, wofür ich ihnen wirklich dankbar war. Sie kamen gerade vom Büro von Mrs. Dowling, beziehungsweise von deren Sekretariat. Der alte Sekretär war anscheinend entlassen worden oder sonstiges und Aisha hatte sich für diese Stelle beworben und las sich den ganzen Tag Akten durch. Langweilig würde man denken, aber dadurch hatte sie auch Zugriff auf die geheimeren Akten, was für Blooms Mission, Rumzuschnüffeln, von großem Nutzen war. Jetzt saßen wir in meinem und Stellas Zimmer, oder eher meinem Zimmer, weil Stella sich selten hier blicken ließ. Ich lag im Bett und nahm einen großen Schluck Kaffee, als Musa das Zimmer betrat.

„Was geht? Tut Bloom immer noch so cool?", fragte sie, während sie sich zu mir und Bloom aufs Bett setzte und den Deckel ihres Smoothies aufschraubte. Dass Bloom nicht in der Cafeteria frühstücken, sondern lieber hier essen wollte lag natürlich nicht nur daran, dass es mir nicht gut ging, sondern auch weil jemand herumerzählt hatte, dass Bloom ein Wechselbalg war und jetzt an jeder Ecke über sie getuschelt wurde.

„Versteckst du immer noch deine Beziehung?", schoss Bloom zurück, die das nicht auf sich sitzenlassen konnte.

„Du bist also mit Sam zusammen? Herzlichen Glückwunsch!", gratulierte ich ihr.

„Aber du musst es auch Terra sagen, sie ist seine Schwester und du kannst es nicht ewig verstecken", schob ich hinterher. Ich machte mir sorgen, wie Terra darauf reagieren würde, wenn sie erfährt, dass ihre Freundin eine Beziehung mit ihrem Bruder verschwiegen hatte.

„Wer versteckt was?", sagte eben genannte, als sie auch noch das Zimmer betrat und sich mit ihrem Essen neben Aisha auf einen der Stühle setzte, die hier herumstanden.

„Außer Stella, die tut so als kümmere sie der Besuch ihrer Mom nicht", fuhr sie aber fort und ließ zum Glück keinem die Zeit, etwas zu verraten.

„Meine Mutter kommt zu Besuch?", fragte ich verwirrt. Das war mir neu, aber die anderen schienen nicht überrascht. „Warum sagt mir davon keiner was?"

„Du wusstest davon nichts?", fragte Aisha stirnrunzelnd. „Nein. Normalerweise sagt sie vorher Bescheid, wenn sie kommt. Aber sonst hat auch keiner was gesagt", entgegnete ich.

„Wir dachten eigentlich, du wüsstest Bescheid. Sie ist immerhin deine Mutter", schaltete sich Terra ein. Darauf gab ich nur einen gegrummelten Laut, der meinen Missmut hoffentlich klar machte. Ich wurde noch darüber aufgeklärt, dass sie auf einer Versammlung später sprechen wollte, da es mir aber nicht so gut ging, hoffte ich, eine Begegnung mit meiner Mutter zu vermeiden.

Nach und nach verabschiedeten sich die Mädchen dann wieder und ließen mir Ruhe. Ruhe, die ich wirklich brauchte, denn ich war so müde und es hatten sich Kopfschmerzen angebahnt.

Den ganzen Tag verbrachte ich mit Schlafen, wurde dann aber geweckt, als meine Vorhänge aufgerissen wurden und ich Stelle als die Übeltäterin ausmachte.

„Stella, verdammt, was soll das?", fragte ich sie und musste mich erst einmal orientieren.

„Junge Dame, wie redest du mit deiner Schwester?"

Oh nein. Diese Stimme, so hochgeboren und dominant konnte ich sie nur meiner Mutter zuordnen. Und tatsächlich stand sie dort in dem Zimmer und sie sah aus als würde sie gar nicht wirklich dort stehen. Die Umgebung, so lässig und normal, wie unser Zimmer eingerichtet war, unterschied sich grundlegen, von ihrem edlen Outfit und dem teuren Schmuck, den sie trug.

„Verzeihung Mutter. Wie komme ich zu der Ehre deines Besuchs", versuchte ich mich an meiner förmlichsten Sprache, als wäre ich Zuhause in Solaria am Hof.

„Eigentlich wollte ich die Fortschritte deiner Schwester und die deinen sehen. Immerhin seid ihr schon eine Weile wieder hier. Also dachte ich, ich komme nach der Versammlung in der Halle vorbei. Bei Mrs. Dowling wurde mir dann mitgeteilt, dass du entschuldigt bist für diesen Tag. Ist alles in Ordnung?"

Ich konnte aus der Stimme meiner Mutter keine Fürsorge hören, wie es normalerweise bei einer Mutter der Fall war. Vielmehr schien sie verärgert darüber, dass ich krank war und ihr nicht präsentierte, was ich gelernt hatte. Nämlich gar nichts. Nachdem das letzte Schuljahr eskalierte und meine Mutter beschloss, wir sollten es wiederholen, um unsere Fähigkeiten zu verbessern und sie zu kontrollieren, hatte Stelle jeden Tag etwas geübt. Ihr war es ernst, das Licht und die damit gegebene Verantwortung zu beherrschen. Mir natürlich auch, aber ich wollte nicht. Wollte die Dunkelheit nicht herausfordern. Es ist schließlich schon einmal schiefgegangen.

„Tut mir leid, Mutter. Aber ich werde dir heute nichts zeigen können. Mir geht es wirklich nicht so gut und ich würde mich gerne ausruhen."

Hoffentlich hörte sie die Aufforderung heraus, dass sie mich in Ruhe lassen sollte. Sie hingegen schaute mich nur kritisch an. Sie hatte so hohe Ansprüche an mich, forderte mich immer, bis ich nicht mehr konnte und darüber hinaus.

„Ja vermutlich ist es besser so. Ich komme bald wieder, wenn es dir besser geht. Erwartet meinen Brief Kinder. Ich finde alleine raus, danke", damit war sie weg. Seufzend ließ ich mich zurück in die Kissen fallen.

„Sie ist so anstrengend", meckerte ich direkt los. „Sie ist eben nie zufrieden. Sie meinte vorher, ich würde nicht alles geben", meinte Stella und ich hatte direkt Mitleid mit ihr. Dass ich sie die letzten Tage so wenig gesehen hatte lag vor allem auch daran, dass sie ständig übte und ihr bestes gab. Natürlich saß der Schock von letztem Jahr immer noch tief, was erwartete Mom denn, was passieren würde? Stella und ich hatten immer noch nicht vollständig verarbeitet, was geschehen war und somit musste sie sich mit kleinen Schritten zufrieden geben.

„Sie meinte ich solle mit ihr nach Hause kommen. Sie wolle mich Zuhause unterrichten", gab sie flüsternd zu und kurz dachte ich, ich hatte es mir nur eingebildet. „Sie macht was?" Meine Stimme war laut, so viel lauter, als Stellas gerade noch.

„Ich denke sie wird dich auch bald holen. Je nachdem ob es dir bald besser geht. Aber sie meinte, du sollst erstmal hierbleiben und selbst versuchen, das auf die Reihe zu bringen."

Ich war schockiert. Sie wollte uns trennen? Dass meine Mom mich nicht trainieren wollte, wusste ich. Ich beugte mich nie dem, was sie sagte, war immerzu gegen sie. Aber dass sie Stella einfach mitnehmen wollte erschrak mich dann doch.

„Geh nicht, bitte", bat ich sie.

Einladend schlug ich die Bettdecke zur Seite, aber Stella ließ sich nicht dazu überreden, den Tag im Bett zu verbringen und Kekse zu essen, so wie wir es als Kinder und auch jetzt noch immer gemacht hatten, wenn Mom mal wieder zu anstrengend war und wir beide keine Lust mehr auf sie hatten.

Mit der Entschuldigung, dass sie packen müsste, entfernte sie sich vom Bett und zog ihren Koffer unter dem Bett hervor. Ich wusste, dass ich sie nicht umstimmen konnte, und unsere Mutter sowieso nicht. Also stand ich auf und schleppte mich zu ihr um ihr etwas zu helfen. Meine Glieder waren schwer und ich behinderte sie wahrscheinlich nur, aber sie sagte kein Wort und stillschweigend packten wir ihre Sachen zusammen.

Es war schon später am Tag und die Sonne war schon untergegangen, als wir fertig waren und mit einer langen Umarmung verabschiedete ich mich.

„Komm bald wieder. Und lass dich nicht unterkriegen. Und wenn es eine Möglichkeit gibt, nicht zu fahren, ergreif sie", meinte ich noch bevor sie nickte und aus der Tür ging und irgendwie fühlte es sich schon jetzt ein wenig leerer in dem Zimmer an. Ich fühlte mich leerer ohne sie.

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