Part 12

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Auch wenn ihr in dieser Situation nichts anderes durch den Kopf gehen sollte, als sich in dem kommenden Gespräch zusammen zu reißen und bloß nichts Falsches zu sagen, drehen sich ihre Gedanken um Juri. Ihr widerstrebt es, sich einfach damit abzufinden, dass er nichts von ihr wollen könnte und sie hätte nun sogar den Mut ihm eine einfache Nachricht zu schreiben. Aber dafür bräuchte sie ihr Handy und dafür muss sie erstmal dieses Gespräch überstehen. Basti sitzt beinahe tiefen entspannt neben ihr, er spielt ganz klar eine ganz andere Rolle als noch vor ein paar Minuten im Auto. Er ist trainiert darin bei wichtigen Angelegenheiten sich so zu geben, wie er auch als Chef in seiner Firma fungiert, eine Ausstrahlung die Dana ganz klein wirken lässt. Die Sekretärin hatte die beiden soeben im Büro der Direktorin platziert wo sie auf sie und noch zwei andere Lehrer warten sollen, die bei der Auseinandersetzung dabei gewesen sind. Dana wippt aufgeregt mit ihrem Bein, in solchen Situationen kann sie sich kaum beherrschen ruhig zu bleiben, vor allem weil da noch so viele andere Dinge in ihrem Kopf umher schwirren. „Hey" reißt Basti sie aus ihrem Gedankenchaos, sie schaut ihn fragend an. Er deutet mit seinem Blick auf ihr Bein „Entspann dich, sag einfach das was wir gerade eben besprochen haben" beschwichtigt er ihre Aufregung, denn falls sie zu nervös werden sollte könnte sie sagen was sie denkt und er weiß dass das nicht immer gut ankommt. Sie schnaubt „Toll, ändert nichts daran, dass ich darauf keinen Bock hab" äußert sie genervt „Reiß dich zusammen und hör auf damit" warnt er sie ebenfalls genervt und hält mit seiner Hand ihr Bein fest, sie rollt nur mit den Augen und er lässt es wieder los, als sie aufhört damit zu wippen. Sie bemerkt weiterhin seinen Blick auf ihr „Ja, keine Sorge ich reiß mich zusammen!" beantwortet sie diesen. Dann öffnet sich die Tür und die 3 Lehrkräfte treten ein, sie nehmen vor ihnen Platzt nachdem sie Dana und Basti begrüßten. Die Direktorin, Frau Krahl, ist wohl in ihren Mittfünfzigern und hat mittellanges, hellbraunes Haar und sitzt direkt in der Mitte des Schreibtisches. Die Haarfarbe ist sicherlich nicht ihre echte, denkt sich Dana und findet es lächerlich wie auffällig das ist. Die beiden anderen Lehrer sind keine 40 Jahre alt, sehen aber so unsicher und schlecht angezogen aus, dass sie bestimmt komplette Versager in der Schule gewesen sein müssen. Dana graut es vor der Vorstellung auch mal so aussehen zu müssen, aber wenn sie sich so verhalten würde wie Basti es will, dann würde sie sicherlich als hässliche Lehrerin enden. „..darum will ich gerne mal wissen, wie das von deiner Seite aus abgelaufen ist, Dana." der einzige Satz den Dana von Frau Krahl registriert hat, denn nun sind alle Augen auf sie gerichtet. Kurz blickt sie Basti etwas unsicher an, von ihm kann sie aber momentan keine Hilfe erwarten, denn er hebt nur seine Augenbrauen nach dem Motto „Du weißt was du sagen sollst" also atmet sie einmal durch und blickt auf den Schreibtisch vor ihr. Sie erklärt dass sie nicht vor hatte sie zu schlagen, dass sie sich provoziert gefühlt hat und so weiter und sofort. Sie sagt genau das was ihr Bruder wollte, es bemerkt auch nur er dass, sie sich zeitweise davon abhalten muss, die Augen zu verdrehen. So lange es nicht der Direktorin auffällt, ist es nicht schlimm und das tut es nicht, sie hört ihr kopfnickend zu. Zuletzt entschuldigt sie sich, wie gerne Dana danach sarkastisch lachen wollen würde und ihr brennt die Kehle von dieser ganzen Show.
„Das Elena kein unbeschriebenes Blatt ist wissen wir, wir haben auch mit deinen Freunden geredet und sie haben uns erzählt, dass sie dich wohl auch beschimpft hat?" Fragt Frau Krahl „Ja, macht die doch immer!" platzt es aus Dana heraus „Dann hättest du zu einem von uns gehen müssen, anstelle sie zu ohrfeigen" stellt einer der Lehrer fest, worauf sie belustigt schnaubt. Das reicht Basti aus um einzugreifen „Dana" sagt er simpel und wirft ihr einen Blick zu, der sie zurück auf den Boden holt „Das war mir einfach zu viel" sagt sie ihm genervt, er sieht aber an ihren Augen dass das keine Ausrede ist. Er blickt zu der Direktorin „Ich weiß dass das nicht in Ordnung gewesen ist, was da mit ihr und dem anderen Mädchen passiert ist. Glauben sie mir wir haben und werden noch darüber reden. Darum weiß ich auch, dass es ihr wirklich leid tut und ihr es, wie sie gerade meinte, zu viel gewesen ist." hat ihr Bruder nun das Ruder übernommen, ein weiteres Beispiel dafür wie gut er ihr aus der Klemme hilft, wenn es drauf ankommt. Dana blickt derweil aus dem Fenster zu ihrer rechten, sie hasst es in dieser Situation zu sein, vielleicht gerade weil sie schon wieder in der Klemme steckt. „Nur weil einem etwas zu viel wird, schlägt man sein gegenüber nicht. Ich denke das sollte dir bewusst sein" meldet sich nun die andere Lehrerin zu Wort, Dana kannte sie nicht, muss wohl eine Unterstufenlehrerin sein. Gott, wie sie ihre nasale Stimme nicht leiden kann. Die muss sich doch selber ständig auf die Nerven gehen, wenn sie sich reden hört. Ob sie das weiß?
„Ist es, aber das war einfach zu viel" erklärt sie sich, als sie bemerkte dass von ihr wohl eine Antwort darauf verlangt wird. „Sie hat was persönliches gesagt.. über mich.. das war.." fährt sie mit gesenktem Blick fort und stockt, da ihr kein anderes Wort als „Scheiße" einfällt und Basti sie sicher dafür mit bösen Blicken durchlöchern würde „..das war überraschend. Für sie" ergänzt es Basti, als er merkt dass sie nicht weiter redet „Die beiden sind gerade mal 15, ich weiß nicht was das andere Mädchen für Probleme hat, aber bestimmt auch ein paar. Ich meine, sehen sie sich das Gesicht von meiner Schwester an. Diese Elena hat bestimmt auch nicht zum ersten Mal zu geschlagen. Das rechtfertigt sicher nicht Danas Reaktion, wie gesagt wir reden darüber und das kommt nicht nochmal vor." beschwichtigt er die Situation, Frau Krahl räuspert sich leicht „Ich weiß, dass sie und ihre Schwester keine leichte Zeit hatten. Darum können solche Kommentare nochmal besonders etwas in einem auslösen. Aber Dana, lass dich nicht von sowas aus der Fassung bringen. Es ist zwar noch nicht dramatisch, trotzdem solltest du dich mehr anstrengen. Du warst letzte Woche schon hier wegen der Auseinandersetzung mit Frau Menzel, nicht?" bei der rhetorischen Frage rutscht Dana unbequem auf ihrem Stuhl hin und her, was ein unnötiger flashback. "Außerdem bist du in der letzten Woche 4 mal zu spät gekommen. Am besten hältst du dich erstmal von Elena fern und konzentrierst dich mehr darauf in der Schule zu lernen. Mit ihr und ihren Eltern werden wir genau so ein Gespräch haben, also wird sie sich auch von dir fern halten müssen, bis sich die Sache beruhigt hat." ergänzt sie mit einem entschlossenem Blick, was ein Scheiß. Das mit dem zu Spät kommen wusste Basti natürlich nicht, aber er lässt sich nichts anmerken. Frau Krahl wechselte noch ein paar Worte mit Basti. Ab und zu musste Dana bestärken, dass das eine einmalige Sache war. Aber ihr Bruder hat das Gespräch vollkommen im Griff und es scheint als würden sie allmählich zum Ende kommen. Dana sollte gleich am nächsten Tag wieder in die Schule gehen und einen Vermerk erhalten, es war ihr erster, was zwar nicht gut ist aber Basti war klar dass das später sowieso keinen interessieren würde. Vorausgesetzt es bleibt der letzte, wofür er natürlich sorgen wird. Als sie das Büro verlassen und auf den Gang gehen, ist Dana froh endlich aus dieser Situation entlassen zu sein "Eyy!" Ruft plötzlich jemand und ehe sie sich versieht fällt ihr jemand von hinten um den Hals, natürlich Maya. "Andere Klassen haben gerade Unterricht!" Ermahnt sie Frau Menzel, die genau in diesem Augenblick das Lehrerzimmer verlässt, sie wirft Ihr und dann auch Dana einen bösen Blick zu, ehe sie zügig ihrer Wege geht. "Tschuldigung" flüstert Maya und zeigt ihrem Rücken den Mittelfinger. Sie lachen bis ihr Blick auf Basti fällt "Hi!" Begrüßt sie ihn mit einem höflichen Lächeln "Du hast auch nur Mist im Kopf, oder?" Fragt er ohne auf ihre Begrüßung einzugehen, sie ist die beste Freundin seiner Schwester. Natürlich ist sie kein Mauerblümchen. "Hast du frei?" Mischt sich Dana nun ein "Ja, Sport fällt aus" antwortet sie "Wie isses gelaufen? Fliegst du von der Schule? Fliegt Elena von der Schule?!" Fragt sie aufgeregt, Dana lacht "Nein, aber wäre besser gewesen, wenn sie fliegen würde" "Ich schwöre es dir, die erzählt so einen Scheiß. Von wegen du hättest angefangen und es glaubt ihr einfach keiner!" Basti beobachtet das Gespräch der Freundinnen einen Augenblick ehe sich Dana an ihn wendet "Ist es okay, wenn ich mit zu Maya gehe?" Fragt sie ihn hoffnungsvoll, sie muss ihr einfach das von Juri erzählen. Auch wenn es nur ein Profilbild ist, sie hat Redebedarf. Basti lacht "Auf gar keinen Fall" sie wirft ihm einen flehenden Blick zu "Bis dann Maya" ignoriert er diesen und verabschiedet sich, Dana verabschiedet sich ebenfalls von ihr mit einer Umarmung. Sie will sich nicht vor ihrer Freundin bloß stellen lassen, deswegen hakt sie garnicht erst weiter nach. "Bis morgen!" Ruft Maya ihr noch zu und geht zum Ausgang auf der anderen Seite des Flurs. "Bist du immer noch angepisst? Ist doch alles gut gegangen" stellt Dana fest als sie über den Parkplatz zum Auto gehen, sie weiß nicht wieso sie jetzt den ganzen Tag mit nichts tun verbringen muss. "Es ist gut gegangen weil ich dir mal wieder den Arsch gerettet habe" da ist er wieder. So hat er sich beim Gespräch definitiv nicht gegeben. "Und weil ich gemacht hab was du gesagt hast" argumentiert sie für sich "Sag ich doch.. hab dich aus der Scheiße gezogen" hält er dagegen, sie steigen ins Auto. „Darum kannst du heute mal arbeiten, wenn du schon nicht zur Schule musst" verkündet er und startet den Motor, sie seufzt als sie versteht dass es um das dreckige Werkzeug geht „Aber ich hab dir doch das Geld wiedergegeben!" protestiert sie und reibt sich müde durchs Gesicht, wie gerne wäre sie jetzt bei Maya zu Hause auf der Couch und würde mit ihr irgendeinen bescheuerten Teeniefilm auf Netflix gucken. „Und ich kann morgen wieder zur Schule und keiner wird angezeigt!" fährt sie fort und richtet ihren Blick auf ihn „Glückwunsch Prinzessin, keine Anzeige, kein Verweis mehr und nur 4 mal zu spät gekommen. Muss ich dich jetzt noch jeden Abend rechtzeitig ins Bett bringen?" Er kommt natürlich auf das Thema zu sprechen „Das war wirklich nicht viel zu spät! Nur 5 Minuten oder so!" rechtfertigt sie sich „Das ist mir egal, du bringst das wieder in Ordnung." sagt er desinteressiert während er mit einer Hand eine Nummer in seinem Handy auswählt um zu telefonieren, denn er muss sicher wieder um die Arbeit kümmern. Dana kennt das, ist ja nicht so als hätten sie sich nicht heute früh schon unterhalten, deswegen gibt es keinen Grund für ihn mit ihr darüber zu diskutieren ob seine Vorgehensweisen gerecht sind oder nicht. Er kennt seine Schwester zu gut um zu wissen, dass sie wohl nie aufhören wird zu nerven, wenn er ihr etwas vorschreibt. Den Rest der Fahrt telefoniert Basti, bis sie bei der Werkstatt ankommen. Sie steigen aus, er hat immer noch das Handy am Ohr und geht mit ihr über den Platz. Er weist Alexj auf russisch an, Dana zu dem Werkzeug zu bringen und ihr zu zeigen wie man es reinigt. „Geh mit ihm" befiehlt er ihr anschließend und deutet mit einem Nicken zu Alexj, dann wendet er sich wieder seinem Telefonat zu und verschwindet im Büro. Toll, so lässt er sie also zurück. Als sie dem Mitarbeiter hinterher geht, hält sie Ausschau nach Jan der heute anscheinend nicht da ist. Ansonsten hätte er sie schon längst mit irgendeinem dummen Spruch begrüßt, bei dem sie sich zusammen reißen müsste ihn nicht reflexartig zu beleidigen. Alexj zeigt ihr wie man das ölverschmierte Werkzeug zuerst mit Seifenwasser reinigen und anschließend gründlich trocknen muss, damit es nicht rostet. Er war schon immer ein eher wortkarger und ziemlich schmächtiger Angestellter ihres Bruders gewesen, er spricht mit einem hörbaren Akzent und sie glaubt auch mal mitbekommen zu haben, dass er erst seit 4 Jahren in Deutschland lebt. Wahrscheinlich weil er nicht viel mit ihr sprach, hatte sie nichts gegen ihn. Nachdem er ihr alles erklärte, ging er wieder zurück zu einem alten VW Bus um weiter zu arbeiten. Auch wenn das eine wirklich dreckige Angelegenheit ist und sie den Geruch ganz und garnicht ausstehen kann, das gründliche Abtrocknen bringt ihr eine seltsame Ruhe. Zudem ist es ein recht angenehmer Tag, nicht zu warm und es war nichts los. Anscheinend ist Alexj bis gerade eben alleine hier gewesen, normalerweise laufen hier nämlich ein paar mehr Leute rum. Dana weiß dass das nicht alles Angestellte von ihrem Bruder sind, sie geht dennoch davon aus, dass diese Leute was mit seiner Arbeit zu tun haben. Gerade als sie gedankenverloren eine Art Zange abtrocknet, wird die friedliche Stimmung von einem Motorgeräusche unterbrochen. Sie blickt nur kurz auf, dass hier Leute auf den Platz fahren ist selbstverständlich, sie vernimmt Männerstimmen die Alexj begrüßen und lachen. Sie legt das Werkzeug weg und blickt wieder auf, es ist Dima. Ihn würde sie immer erkennen, er ist groß, genau so wie Basti, er hat ein markantes Gesicht und schlitzförmige Augen. Sie weiß nicht genau ob seine Nase je gebrochen war, sie sieht aber so aus als wäre sie es schon ein paar mal gewesen. Dann war da noch Marek und der dritte.. ein lauter Krach halt über den Platz, ihr war vor Schreck die Zange heruntergefallen nach der sie griff, als sie Juri erkannte. Verdammte Scheiße! Schnell hebt sie das das blöde Ding auf, dabei sieht sie wie sich alle vier Männer zu ihr drehen. Sie tut so als würde sie nicht gerade vor Aufregung und Scham Schnappatmungen bekommen und putzt weiter, zum Glück hört sie sie nach ein paar Sekunden weiter reden. Gott sei Dank, Dima sprach sie selten an. Basti kennt ihn noch länger als Jan, aber er war nie so sehr an ihrem Leben interessiert gewesen wie Jan. Ein Mal traf sie auf ihn in der Altstadt, dabei machte er ihr klar besser nach Hause zu gehen. Eine Begegnung auf die sie lieber verzichtet hätte, zum Glück war es nicht sehr spät und sie deswegen nicht zu betrunken. Aber durch diese Straße ist sie seit dem nicht mehr am Wochenende gegangen.
Aber wieso war er hier?! Wieso mit ihm?! Wieso heute? Wieso genau jetzt, wo sie unvorbereitet mit verschmierten Händen auf einem Hocker sitzt um bei ihrem blöden Bruder zu arbeiten, weil sie sich mit diesem Miststück Elena geschlagen hat. Sie will am liebsten sterben, sie kann einfach nicht hoch gucken, sie kann nicht. Aber sie vernimmt seine Stimme, ein Blitz schließt ihr durch den Brustkorb. Wie kann er da stehen und sich unterhalten, wie kann es sein dass er sie versetzt hat und genau jetzt da stehen muss? Ihr Kopf dreht sich leicht, es fühlt sich an wie Stunden, wie sie da stehen und reden, fast so als würde er sie absichtlich quälen. Auch wenn sie es nicht überprüfen kann, sie spürt seine Blicke und ihre Kehle schnürt sich zu. Ihr wird immer bewusster, wie erbärmlich sie sich fühlt, jetzt wird er ihr sicher nie wieder schreiben. Nach einer halben Ewigkeit ertönt das Schließen der Bürotür, erleichtert hebt sie ihren Blick. Wenigstens für ein paar Minuten Bewegungsfreiheit. Es sei ihr nicht gegönnt, denn es hat nur Dima das Büro betreten. Marek kommt anscheinend genau auf sie zu, Juri mit einem kleinen Abstand hinter ihm.
Oh fuck.

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