Müde reibt sich Dana die Augen, bis ihr einfällt dass sie eben noch schnell, in den 3 Minuten die sie hatte, Wimperntusche und Concealer aufgetragen hat. Sie möchte nicht allzu tot aussehen denn sie weiß schließlich nicht wohin sie ihr Bruder entführt. „Oh man" stöhnt sie genervt als sie auf die schwarze Schminke auf ihrer Hand starrt die eigentlich auf die Wimpern gehört. Sie klappt die Sichtblende des Autos herunter, in der sich ein Spiegel befinden um zu checken ob nun auch ihr ganzes Gesicht wie ihre Hand aussieht. Basti wendet darauf hin seinen Blick von der Straße auf sie und stellt dann die Musik leiser „Hast du einen gefälschten Ausweis?" Fragt er sie auf den Club bezogen „Nein" antwortet sie während sie sich in dem kleinen Spiegel beobachtet, zum Glück ist nichts verschmiert und zum Glück sah das ‚Nein' auch sehr glaubwürdig aus, schließlich war es auch keine Lüge. Der Ausweis ist nicht gefälscht, er ist eben einfach nicht ihr eigener sondern der von einer blonden Bekannten von Maya die bereits 18 ist und ihn am Wochenende nicht brauchte. „Kontrollieren die nicht mehr oder wie bist du da rein gekommen?" Hakt ihr Bruder weiter nach, Dana klappt die Sichtblende wieder hoch „Manche kontrollieren nicht" erklärt sie womit sie eine weitere Lüge entgeht und lehnt sich in ihrem Sitz zurück. Sie kann sich momentan nicht entscheiden ob sie eher kotzen oder schlafen will. „In welchem wart ihr?" er lässt sie einfach nicht in Frieden, ist das seine Bestrafung? Sie mit Fragen zu durchbohren während sie am liebsten sterben würde? Wahrscheinlich. Leider klappt das auch ganz gut, sonst hätte er sie in ihr Zimmer geschickt und sie somit alleine gelassen während er auf seinen Termin fährt. So eine Genugtuung hat sie sich wirklich nicht verdient, außerdem war das auch nicht wirklich ein Termin an diesem Samstagnachmittag sondern eher ein kurzes Treffen mit seinem alten Chef, mit welchem er schnell Etwas besprechen will. Dieser arbeitete gefühlt 7 Tage die Woche und hatte ihn in Bastis alte Werkstatt eingeladen, die er immer noch betrieb. „Weiß nicht mehr" sagt sie erschöpft und reibt sich erneut durch's Gesicht aber dieses Mal ohne ihre Schminke zu zerstören. Basti gibt ihr einen kurzen, verwirrten Blick. „Ja, keine Ahnung mehr wie der heißt das war Mayas Idee!" verteidigt sie sich, in Wirklichkeit war sie einfach nur viel zu betrunken um überhaupt nur nach dem Namen gefragt zu haben. Das kann er sich auch denken und seufzt wobei er seine unterdrückte Wut zum Ausdruck bringt, dann blickt er wieder zu ihr und greift nach ihrer Hand um auf ihrem Handrücken das zu finden wonach er gesucht hat. Ein Stempel, von dem Club. „Das Zodiac!" ruft er immer noch mit einer Hand am Lenkrad, während sie genervt aus dem Beifahrerfenster schaut. Er lässt ihre Hand wieder fallen. „Ich kenne den einen Besitzer" berichtet er und Dana verdreht die Augen, wen kennt er nicht? Muss sie jetzt ernsthaft davor Angst haben, dass er ein Foto von ihr dort aufhängen lässt damit sie nicht mehr rein gelassen wird? Sie hält diese Sorge für sehr begründet. „Ich muss den mal fragen, was mit seinen Türstehern los ist, dass die kleine Kinder rein lassen." Fährt er kopfschüttelnd fort, natürlich nur um sie wieder einmal runter zu machen. So etwas kann sie vor allem in ihrem verkatertem Zustand nicht lange ertragen und sie hat Angst dass wenn sie nichts sagt, er nicht aufhören wird. „Basti, ich bin fast 16! Und Lukas ist sogar schon 18!" rechtfertigt sie sich genervt und blickt an die Decke des Autos. Ihr Bruder lacht daraufhin provokant „Ja genau, fast 16! Ich hätte dich eigentlich garnicht auf das scheiß Konzert gehen lassen sollen.." sagt er mit dem Blick stur auf die Straße gerichtet. Der ernste Ton, unter seinem Lachen, gibt ihr Anlass sich zu wundern ob er ihr das verbieten will. Geschockt guckt sie ihn an „Ich hab dir gesagt dass es mir leid tut, okay!" Sagt sie aufgebracht „und dann hast du gesagt, das wäre ja normal sich zu besaufen. Also was ist gelogen?" Fragt er sie vorwurfsvoll „Nein, das war ganz anders!" regt sie sich auf und lehnt sich, aus ihrer einigermaßen gemütlichen Position, nach vorne da er ihr gerade die Worte im Mund herumdreht „ich hab gesagt das ist normal, weil du gesagt hast dass es ja nicht um dich geht! Aber du hast dich auch MAL betrunken genau wie alle anderen das MAL in meinem Alter machen!" erklärt sie sich entrüstet und ihn belustigt es, wie er sie mit diesen Worten auf die Palme bringen konnte. Es sind einige schwache Punkte von ihr die ihre unreife Art zum Vorschein bringt und die ihn immer noch an die 7 jährige Dana erinnern. Denn ab da fing sie an ihre ersten, leichten Wutausbrüche zu bekommen wenn sie sich zu Unrecht beschuldigt sah und Basti, mit seinen damals 19 Jahren, lernte diese schnell in den Griff zu bekommen. „Wie du weißt, ist es mir scheiß egal was die anderen machen. Vor allem ist es scheiß egal was ich gemacht hab, wann kommt das endlich in deinen verdammten Schädel rein!" sagt er leicht verärgert und gibt ihr einen spielerischen Schlag auf den Hinterkopf, er würde sie niemals schlagen und sie dabei womöglich verletzen. Natürlich kam sie als Kind nicht drum herum von ihm mal über's Knie gelegt wurden zu sein, etwas was ihr direkt gezeigt hat dass man sich mit Basti besser nicht anlegt. Etwas was ihr immer noch im Hinterkopf schwirrt. Aber abgesehen davon sah ihr Bruder komplett davon ab ihr gegenüber handgreiflich zu werden, denn das letzte was er will ist ihr weh zu tun „Du lässt den Scheiß sein, Dana! Ich mein's ernst! Ich hab schon immer gesagt du sollst nicht trinken und das wusstest du. Ich hab gesagt spätestens bis Mitternacht, was eigentlich auch viel zu spät ist, und du kannst plötzlich nicht mehr auf die Uhr gucken weil du zu besoffen bist! Die anderen können machen was die wollen, aber wenn ich sage nein dann heißt das nein!" hält er in einem angespannten Ton vor, der bei jedem Wort rasender zu werden scheint, sie versucht ihren Blick auf das Armaturenbrett zu behalten um nicht ihre Augen zu verdrehen. Sie kommen auf dem Vorhof der Werkstatt zum stehen und Basti wirft ihr einen durchbohrenden Blick zu nachdem er den Wagen geparkt hat, während sie sich verwirrt umschaut „Haben wir uns da verstanden?" fragt er sie fordernd „Wo sind wir?" Ignoriert sie eher unterbewusst seine Frage „Dana.." warnt er und zieht ihren Blick auf sich, sie seufzt erschöpft „Ja haben wir. Wie gesagt, es tut mir leid und es passiert auch nie wieder." entschuldigt sie sich und er schüttelt, immer noch wütend, seinen Kopf „Ich dreh irgendwann noch durch bei dir, Kleine" äußert er sich mehr an sich selbst gerichtet „Was soll ich denn noch machen außer mich entschuldigen!!" beschwert sie sich und wirft die Hände frustriert nach oben, da hat er aber schon bereits das Auto verlassen. Einen Moment fixiert sie die bereits geschlossene Autotür, sie will wirklich nicht dass er ihr verbietet am Wochenende auszugehen und dass sie nicht weiß wie sie ihn dazu bringen kann, nervt sie gewaltig. Er klopft harsch gegen das Beifahrerfenster und zieht sie somit aus ihren Gedanken, damit sie endlich aussteigt. Trotzig steigt sie aus und geht neben ihm her auf die Werkstatt zu „Wieso sind wir bei deiner alten Firma?" erkennt sie nun den Ort „Weil ich hier kurz was zu erledigen hab" antwortet er simpel und betätigt die Klingel neben der Tür die in den Innenhof führt. Seit dem ihr Bruder, vor circa einem Jahr, seine eigene Firma gegründet hat ist sie nicht mehr hier gewesen, sie schaut sich einen Moment um bis ihr Blick auf einem Auto in einer Ecke des Vorhofes hängen bleibt, dessen Motorhaube geöffnet ist. Gerade als sie verwundert zu erkennen scheint wessen Auto das ist, wird die Tür geöffnet. „Privet Sebast'yan" begrüßt Bastis alter Chef, Sergej, ihn und blickt dann überrascht zu Dana „Privet Dana, kak dela?" Fragt er sie wie es ihr geht, sie nickt ihm mit einem leichten Lächeln zu „Gut und dir?" antwortet sie ihm, Sergej schlägt ihrem Bruder gegen die Schulter „Hast du ihr immer noch nicht russisch beigebracht?" fährt er ihn in einem gebrochenem deutsch an, obwohl er schon seit 20 Jahren in Deutschland lebt spricht er mit seinen Anfang 50 immer noch nicht akzentfrei. „Werd ich auch nicht" entgegnet ihm Basti, denn im Gegensatz zu ihr ist er zweisprachig aufgewachsen. Ihre Mutter, eine Russin, verliess nämlich ihren deutschen Vater als Basti 14 und Dana gerade mal 2 Jahre alt waren. Abgesehen von ein paar einfachen Sätzen verstand sie also nichts, denn ihr Bruder sprach immer deutsch mit ihr genau wie ihr Vater. Sergej ließ das Thema auch direkt fallen als er Bastis ernsten Unterton erkannte „Und was verschafft mir die Ehre?" fragte er Dana „Hab sie gerade vom Ballett abgeholt" antwortet Basti für sie scherzend und Dana wirft ihm einen genervten Blick zu „Ha ha" sagt sie sarkastisch, plötzlich ertönt ein Telefonklingeln aus dem Innenhof „Kommt rein" sagt Sergej mit einer Handbewegung und geht schon mal vor um den Anruf entgegen zu nehmen „Ist in Ordnung wenn ich hier vorne warte?" hält sie Basti davon ab einzutreten, fragend und vielleicht sogar ein wenig besorgt blickt er sie an „Wieso? Musst du kotzen?" Fragt er „Nein, also keine Ahnung, ich will einfach hier in der Sonne bleiben. Und im Innenhof ist es immer so schattig und es stinkt nach Benzin. Ich bleib auch direkt hier vorne sitzen" argumentiert sie begründet und Basti denkt einen Moment nach, auch er will ihr Unwohlsein nicht komplett ausreizen „Direkt hier vorne" sagt er noch mal warnend und deutet mit einem Kopfnicken auf die großen Steine die als eine Art Abgrenzung zu der Einfahrt in die Werkstatt dienen. Sie nickt zustimmend und setzt sich auf einen der Steine, wobei sie ihre Augen schließt um so erschöpft wie möglich auszusehen. Sie sieht es nicht aber sie spürt einen letzten prüfenden Blick von ihm, ehe sie das Klicken der schweren Eisentür vernimmt. Kurz darauf öffnet sie wieder ihre Augen um sicher zu sein, dass er rein gegangen ist. Einen Moment wartet sie noch bis sie aufsteht und um die Ecke, zu dem gerade eben gesichteten Auto, zu gehen. „Ich wusste du verfolgst mich" sagt sie zu Juri der gerade damit beschäftigt ist an seinem Auto herumzuwerkeln, er erschrickt leicht aus seinen Gedanken gerissen bis er sie sieht. Dana ist verwundert dass ihr das Herz dieses Mal nicht bis zum Hals schlägt als sie sich getraut hat ihn anzusprechen, auch wenn sie ein klares Ziehen vor Aufregung verspürt. Er schenkt ihr ein überraschtes Lächeln „Was machst du denn hier?" fragt er sie und wischt sich mit seinem, im Gegensatz zu seinen Händen nicht vor Öl verschmiertem, Unterarm den Schweiß von der Stirn. Dabei kleben ein paar seiner mittellangen, dunkelblonden Haare auf seiner Stirn und sie fixiert angetan seine muskulösen Arme bis sie sich wieder sammeln kann. „Das gleiche könnte ich dich auch fragen" gibt sie schlagfertig zurück, während sie auf den freigelegten Motor blickt. Er schlägt die Motorhaube zu und sie tritt vor Schreck zurück „Ich arbeite hier" antwortet er ihr belustigt darüber sie damit überrascht zu haben, sie versucht sich nichts anmerken zu lassen und schaut ihn wieder gefasst an „An deinem Auto?" stellt sie fragend fest während er seine Hände an einem alten Handtuch abputzt „Wenn Zeit ist" antwortet Yuri und blickt kurz, suchend, an ihr vorbei „Bist du mit deinem Bruder hier?" fragt er wobei sie schwören kann ein wenig Sorge wahrnehmen zu können „Ja, er redet gerade drinnen mit Sergej. Wir wollten eigentlich nur was essen gehen" erklärt sie damit sie nicht dazu gezwungen ist ihm zu sagen weshalb sie tatsächlich mitgekommen ist. Er nickt erleichtert darüber, dass ihr Bruder nicht in unmittelbarer Nähe ist und wirft das Handtuch, neben einen Werkzeugkoffer, auf den Boden. „Und warst du noch gestern mit deinem Freund tanzen?" fragt Juri, nachdem er sich gegen seinen Wagen gelehnt hat, woraufhin sie die Chance ergreift ihm zu sagen dass sie Single und somit für ihn zu haben ist. Verwundert zieht sie ihre Augenbrauen nach oben „Lukas? Das ist nicht mein Freund. Nur ein Kumpel." antwortet sie ihm und tut so als wüsste sie nicht, dass das nur ein Vorwand für ihn war um herauszufinden ob sie einen Freund hat. Er nickt daraufhin nachdenklich und zieht erstaunt seine Mundwinkel nach unten „Ich glaub aber er wär's gerne" stellt er mit seinem Blick auf den Boden gerichtet fest, eher er diesen wieder direkt auf sie richtet. Dana versetzt es einen leichten Schlag bei diesem direkten Augenkontakt, welcher von seiner Seite aus so fordernd wirkt. Dennoch zuckt sie so gelassen wie möglich mit den Schultern „Wieso?" äußert sie sich mit einem gespielt unwissenden Lächeln, er schüttelt den Kopf „Nur so" antwortet er mit einem leichten Lachen woraufhin sich Dana kurzerhand entschließt, dieses Thema voller versteckter Fragen zu wechseln. „Du arbeitest aber noch nicht lange hier, oder?" Sagt sie und lässt den Blick über sein Auto schleifen „Seit 3 Monaten ungefähr, wegen Mareks Cousin. Den du ja auch kennst" erinnert er sich an den vergangenen Abend, an dem er die beiden miteinander sprechen sah. „Sein Cousin ist ein Kumpel von meinem Bruder" erklärt sie woraufhin er nickt als hätte er das nicht bereits bei Marek über sie erfragt „Aber du hast mich schon Mal gesehen oder?" fragt er verwundert nach, sie hätte nicht gedacht wie verlegen sie das machen würde „Äh, ja schon so ein oder zwei mal, vielleicht" sagt sie und gerät dabei nur minimal ins Stottern dennoch legt er seinen Kopf ein wenig schief, er weiß dass sie lügt denn er hat sie die letzten Wochen ebenso angesehen wie sie ihn. Er kneift seine Augen ein wenig zusammen „Ja, ich glaub ich dich auch" Auch wenn sie erst das dritte Mal mit ihm redet, meint sie einigermaßen sein Verhaltensmuster zu erkennen. Hinter fast allem was er sagt steckt eine versteckte Botschaft, jeder würde erkennen dass er ihr gewisse Signale sendet und er hat ziemlich Spaß daran sie dabei zu beobachten wie sie tut als würde sie sie nicht verstehen. Dana beschließt dieses Mal auf sein Signal einzugehen, schließlich lässt sie sich nicht gerne vorführen auch wenn es Jemand ist dem sie einfach nur um den Hals fallen möchte „Bist du heute Abend wieder im Kreuzberg?" fragt Dana mit erhöhtem Puls „ich weiß nicht, bist du?" Äußert er sich mit so einer Gelassenheit als hätte er nur auf die Frage gewartet. „Ich weiß nicht, wenn du Lust hast" entgegnet sie ihm in genau der selben Tonlage was ihn zum Schmunzeln bringt „Klar" sagt er und sie würde am liebsten in die Luft springen vor Freude, er zückt sein Handy und tippt kurz darauf herum „Pass auf, du gibst mir jetzt deine Nummer" er geht ein paar Schritte auf sie zu und hält ihr sein Handy hin „und ich schreib dir dann wegen heute Abend" fährt er fort, sie lächelt ihn an und hofft dass er nicht bemerkt wie sehr ihre Hände zittern als sie es annimmt. Schnell tippt sie ihre Nummer ein und wählt automatisch den Anrufenbutton „Alles klar, machen wir so" sagt sie während sie ihm sein Handy wiedergibt und zückt ihres als es beginnt zu klingeln. Dana hält den Display in seine Richtung um zu bestätigen dass sie die richtige Nummer eingetippt hat und lacht. Er stimmt mit einem Grinsen ein, sie legt auf und sie stecken beide ihr Handy weg "Bist du wieder mit deinen Freunden von gestern unterwegs?" Fragt er sie, Dana zögert kurz denn sie hatte für heute eigentlich noch gar nichts geplant, möchte aber nicht dass er weiß dass sie ein wenig gehofft hat dass sie sich nur zu zweit treffen "Nur mit Maya" antwortet sie knapp, Maya wird sicherlich für sie Zeit finden. Eigentlich hat sie gar keine andere Wahl. "Die von gestern?" "Ja, genau" lässt sie sich auf ein wenig Smalltalk ein, sie kann es nicht fassen. Sie hat wirklich seine Handynummer.
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Controlled
RomanceWenn Danas Leben mit einem Wort zu beschreiben wäre dann wohl mit: Drama. Ihre traumatische Vergangenheit hängt ihr immer noch im Nacken, zum Glück teilt sie diese mit ihrem Bruder. Nur ihrem Bruder. Er ist nämlich der einzige der sich um sie gekümm...