Part 11

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Auf dem Bild ist Juri zwar nicht gut zu erkennen, aber er ist es. Eindeutig. Es zeigt ihn und zwei andere Freunde von ihm auf einer Party, höchstwahrscheinlich. Es sieht so aus als würden sie nicht gewusst haben, dass sie fotografiert wurden sind, man erkennt dass sie sich anscheinend darauf unterhalten und zeigt Juri von seinem Seitenprofil. Sie zoomt näher an sein Gesicht. Wieso hat er sie auf einmal eingespeichert?
Sie vernimmt das Öffnen der Eingangstür und steckt schnell ihr Handy weg, denn sie sitzt gerade am Küchentisch da sie natürlich Hunger gehabt und was gegessen hat. Aber dann hat sie sich wieder zu intensiv mit Juri beschäftigt und ist einfach sitzen geblieben. Basti betritt die Küche und sie wechseln Blicke aus, dabei wird Dana nervös aber sie hätte nicht einfach in ihr Zimmer rennen können als er aufgeschlossen hat. "Wie gehts deiner Hand?" Fragt Basti so sachlich wie möglich und zieht einen Stuhl zu sich, um ihr genau gegenüber zu sitzen "Besser" antwortet sie während er nach ihrer Hand greift um sie ähnlich wie Jan gestern, zu untersuchen.
"Dein Auge sieht immer noch scheiße aus" merkt er nebensächlich an, nachdem er ihr kurz ins Gesicht sah ehe er jeden ihrer Fingerknochen einzeln abtastetet "Danke" äußert sie sich darauf sarkastisch "Ist doch gut. Dann sehen die gleich, dass die Alte auch nicht ganz unschuldig ist" erklärt er ruhig, Dana verdreht die Augen denn sie hatte vergessen dass dieses Gespräch in der Schule heute ist „Ugh.. stimmt das ist ja gleich" sagt sie mehr zu sich selbst „Au!" beklagt sie sich und zieht ihre Hand weg, als er etwas fester auf ihre geschwollenen Knöchel drückt. Sie könnte schwören, dass er das extra gemacht hat damit sie sich nicht beschwert. „Also glaubst du mir jetzt doch?" fragt sie während sie sich ihre schmerzende Hand reibt, schließlich hat er gesagt dass Elena nicht unschuldig ist „Ich hab nie gesagt, dass ich dir nicht glaube" argumentiert Basti und lehnt sich in seinem Stuhl zurück „Aber es war trotzdem dumm von dir" stellt er mit einem eindringlichen Blick fest, welchem sie nur ausweichen kann „Die hat mich einfach aufgeregt, Basti" jammert Dana kaum hörbar „Das hab ich letzte Woche schon gehört, genau das. Aber da war's Deine Lehrerin. Dann kommst du mitten in der Nacht total besoffen nach Hause und jetzt das! Is' in letzter Zeit bisschen viel, findest du nicht?" fragt er nach, sein Unterton ist streng aber trotzdem weicher als am Abend zuvor. Denn in Wirklichkeit ist er besorgt um sie.
„Ich finde du übertreibst" merkt sie trotzig an, er versteht sie einfach nicht und wird es auch nicht, weil er ihre komplette Situation nicht nachvollziehen kann. Ihr Bruder seufzt genervt „Alles klar, dann übertreibe ich. Dann heißt es auch kein Weg gehen mehr und kein Handy für den nächsten Monat." äußert er sich bestimmt und verschränkt seine Arme, wenn sie trotzig sein will dann wird er eben auch trotzig. Sie guckt ihn geschockt an „Aber du hast gesagt du glaubst mir!" ruft sie verständnislos „Aber du hast trotzdem Scheiße gebaut!" entgegnet er ihr in der selben Lautstärke „Weil mir das einfach zu viel geworden ist! Ich hab manchmal das Gefühl, dass die mich einfach alle fertig machen wollen!" kontert sie aufgebracht „Gut okay, dann ist dir das zu viel geworden! Glaubst du, wir können denen das gleich so sagen? Dass dich einfach jeder fertig machen will und du deswegen keine andere Chance hattest?" fragt er fordernd „Ja! Können wir!" verteidigt sie sich, er lehnt sich wieder nach vorne „Du weißt dass, das nicht funktioniert." sagt er mit einem leichten Lachen „Ich sag dir aber was funktioniert, wir gehen da gleich hin, du sagst du hast dich provoziert gefühlt und dass das schon länger so geht. Das war dir einfach zu viel gestern und es tut dir leid." erklärt er ihr seinen Plan, mit allem ist sie einverstanden bis auf den letzten Teil „Nein" protestiert sie „Doch" entgegnet er ihr mit angezogenen Augenbrauen und einem nicht mehr so weichen Tonfall „Nein, ich entschuldige mich nicht bei der! Auf gar keinen Fall!" bleibt sie weiterhin stur „Du sollst dich bei keinem entschuldigen, du sollst es nur den Lehrern sagen!" Äußert er sich „Ja und die sagen dann, ich soll mich bei der entschuldigen!" entgegnet sie ihm rechtfertigend, er fährt sich genervt durchs Gesicht „Wenn wir das so machen, wie du denkst, dann haben wir hier ganz schnell das Jugendamt vor der Tür stehen. Willst du das? Wie damals, wo diese Tusse hier jede Woche vorbei gekommen ist um zu sehen wie wir leben?" fragt er und sie erwidert kurz seinen drängenden Blick, sich darüber im Klaren zu sein. Sie schüttelt daraufhin leicht ihren Kopf, denn sie kann sich noch ganz gut an das erste Jahr erinnern als sie bei ihm einzog. Das ist gerade mal 4 Jahre her und fühlt sich wie eine Ewigkeit an, da kam sie gerade aus dem Heim und sie waren sich unsicher ob ihr Bruder schon alt genug war um sich um sie zu kümmern. Schließlich kam er aus dem selben Elternhaus wie sie und hatte auch keine leichte Zeit hinter sich. Mit seinen damals 23 Jahren hatte er aber schon eine abgeschlossene Ausbildung, einen Job und genügend Geld um für sie zu sorgen. Außerdem war er überzeugend in dem was er sagte und sah schon immer gepflegt, um nicht zu sagen ziemlich attraktiv aus. Nichtsdestotrotz ordnete das Jugendamt eine Mitarbeiterin an, ein Mal in der Woche bei beiden vorbei zu kommen. Das war immer recht unangenehm, da sie vor allem Dana häufig Fragen über ihre Psyche stellte, die sie nicht immer beantworten wollte. Als sie sich dann sicher waren, dass es den Geschwistern gut geht wurden die Hausbesuche weniger. Basti ist wohl eher als Dana bewusst unter was für einem Druck sie dennoch stehen, denn Bastis Führungszeugnis ist nicht komplett sauber. Fehler aus seiner Jugend die er bis heute bereut, dadurch zweifelt das Amt schneller an ihrem Zusammenleben.
Basti klatscht einmal in seine Hände „Gut! Ich hab da nämlich auch keinen Bock drauf" antwortet er auf ihr Kopfschütteln „Aber wenn die da ist und ich mich entschuldigen muss, dann.." fängt Dana an „Was dann?" unterbricht er sie rau, sie verschränkt die Arme „Mach ich das nicht" antwortet sie bestimmt mit ihrem Blick bewusst von ihm abgewendet, er reibt seine Hände nachdenklich aneinander
„Ich glaube nicht, dass sie da ist. Und wenn sie es ist, wirst du sie einfach ignorieren, verstanden?" weist er ernst an wobei sie nervös mit ihrem Bein wippt „Du wirst sie nicht angucken und nichts sagen. Aber wie gesagt, ich glaube nicht dass sie dabei sein wird. Außerdem hast du mir selbst gestern gesagt, dass du sie eigentlich garnicht schlagen wolltest. Also tut es dir leid, nicht für sie, aber du wolltest das nicht, oder liege ich da falsch?" fragt er nach „Nein" antwortet sie verlegen, er kriegt es immer hin sie zu bequatschen.
„Das sagst du denen genau so! Meinetwegen kannst du denen sagen, dass du dich noch nicht bereit fühlst dich bei ihr zu entschuldigen oder irgendso 'nen Scheiß. Aber du musst zumindest ein bisschen Reue zeigen, dass die nicht denken du wärst so ein Psycho der das aus Spaß macht" erklärt er während er aufsteht und muss beim letzten Teil ein wenig lachen, genau wie Dana „So wie du?" fragt sie ruhig und fixiert den Boden, er hat ihr einfach eine zu gute Steilvorlage gegeben. Sofort verschwindet sein Lachen und er sieht sie an
"Wo ist eigentlich dein Handy? Du solltest mir damit nur schreiben." Sagt er fordernd und sie verdreht die Augen, als sie aufsteht und ihm ihr Handy wieder gibt "Immer noch zu wütend für Späße?" Fragt sie trotzig "Mach dich fertig, Loser!" Weist er sie mit einem Kopfnicken in Richtung ihrer Zimmertür an.

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