Erneut fragt sie sich, warum sie das getan hat und wie es dazu gekommen ist. Schließlich hat sie sich noch nie geprügelt aber den Hass auf Elena hat sie schon immer gehabt. Seitdem sie auf die Schule geht, kam von diesem Mädchen nichts als dumme Kommentare und sie hatte schon seit dem Lust ihr mal eine zu verpassen. Heute ist es dann dazu gekommen und wie gut sie sich auch währenddessen gefühlt hat, desto schlechter wird es ihr jetzt gehen. Denn Basti hat bisher kein Wort mit ihr geredet und nun sitzen sie im Auto auf dem Weg nach Hause. Außerdem hat ihr Juri immer noch nicht geschrieben und es ist schon Mittwoch. Keine Nachricht und auch kein zufälliges Treffen. Nichts! Die letzten Tage seit Samstag haben sie verrückt gemacht, wie oft hat sie seine Nummer ausgewählt und wollte ihm schreiben, ihn anrufen, irgendwas. Aber sie konnte nicht, sie ist zu stur und weiß dennoch dass es nicht lange dauern wird, bis sie schwach wird und ihm schreibt. War klar dass sie sich heute bei Elena nicht zurück halten konnte, ihr Kopf ist momentan ganz woanders.
In der Wohnung angekommen will sie dann aber doch noch etwas ansprechen "Kann ich wenigstens Maya kurz schreiben, dass du mein Handy hast" sagt sie zwar ruhig aber trotzdem genervt, er blickt sie an nach dem er die Eingangstür geschlossen hat. "Nein, kannst du nicht" sagt er und es macht den Anschein als wäre seine Wut kein bisschen verflogen "Du checkst es nicht, oder? Was soll ich dir noch alles seit letzter Woche durchgehen lassen?"
"Ja aber das heute war.." "Nicht deine Schuld! Ich weiß, ist es nie!" Unterbricht er sie "Hat es irgendwas mit diesem Typen zu tun oder wieso verhältst du dich so??" fragt er wütend nach und hat damit wieder recht, doch sie will es ja nicht mal selber wahr haben dass es was mit Juri zu tun haben könnte. „Kannst du mich nicht einmal ausreden lassen!!" äußert sie aufgebracht und blickt frustriert an die Decke „Damit ich mir den gleichen Scheiß von vorne anhören kann?" fragt er mit angezogenen Augenbrauen „Du hörst mir überhaupt nicht zu!" entgegnet sie wütend „Klar hör ich dir zu, Du.." „Nein tust du nicht!" unterbricht sie ihn, verwundert mustert Basti sie „Nie bist du auf meiner Seite, weil du mir nie zuhörst!" argumentiert sie lautstark „Ich bin auf keiner Seite, ich.." lacht er „Du solltest aber auf meiner sein!" Lässt sie ihn abermals nicht zu Wort kommen, langsam nervt ihn ihr aufmüpfiges Verhalten „Immer wenn dir irgendwer sagt dass ich Scheiße gebaut habe, glaubst du das sofort! Aber nie glaubst du mir, wenn ich sage wie es wirklich gewesen ist! Das ist voll ungerecht!" „Dana" warnt er sie, sichtlich genervt davon dass sie, ihrer Tonlage zufolge, keinerlei Respekt ihm gegenüber aufzubringen scheint „Wieso musst du immer so sein? Warum kannst du nicht EINMAL auf meiner Seite sein und mir wenigstens ein bisschen glauben??" ignoriert sie ihn „Du denkst immer direkt, dass ich ja sowieso verkacke und an allem Schuld bin, dabei hab ich nicht mal was gemacht! Sie hat mich beleidigt! Und dann hat die mich mit der Faust geschlagen, das hab ich garnicht gemacht! Ich wollte der garnicht die Nase brechen aber sie hat mich auch geschlagen, da musste ich doch irgendwas machen!" mittlerweile beobachtet er ihren kleinen Ausbruch, desinteressiert, mit verschränkten Armen. Sie steigert sich indessen immer mehr hinein „Außerdem redet die immer hinter meinem Rücken, immer wenn die an mir vorbei geht. Das ist auch nicht richtig aber da sagt ja keiner was, das ist mega provokant von der! Aber nein, ich bin scheiße weil die mich dreckige Fotze nennt und ich es mir nicht gefallen lasse. Boah, bin ich schlimm! Was fällt mir ein!!" ruft sie während sie abwehrend ihre Hände vor die Brust hält. Sie atmet ein Mal tief durch, vor lauter Aufregung steht sie den Tränen nahe, sie fokussiert die Fußleiste hinter Basti um sich wieder zu sammeln und es kehrt für einen Moment Stille ein. Genervt richtet sie ihren Blick auf ihren Bruder der sie, nach wie vor, mit dem selben ausdruckslosen Blick mustert „Fertig?" fragt er, nachdem er bemerkt dass sie sich wohl endlich abgeregt hat. Sie ist verunsichert, denn auf der einen Seite möchte sie ihm, weiß Gott, noch so einiges an den Kopf werfen. Auf der anderen Seite ist sie sich, seitdem sie Inne hielt, nicht mehr sicher was das sein sollte. Sie ist momentan so aufgewühlt dass sie vor lauter Gedanken kein Wort mehr heraus bringen kann. Basti wiederum erkennt ihren Zustand, weshalb er auch nicht wirklich sauer sein kann schließlich ist es auch nicht einfach für sie mit der ganzen Situation klar zu kommen. „Geh auf dein Zimmer" sagt er ruhig, zu versuchen mit ihr ein Gespräch zu führen wäre momentan sinnlos. Basti hält es am sinnvollsten ihr etwas Zeit zu geben um wieder runter zu kommen. So sehr wie sie auch versucht ihm zeigen zu wollen, dass er sie nicht einfach hinschicken kann wie er will, umso frustrierter wird sie da ihr keine passenden Worte einfallen. Er behält stur seinen Blick bis sie sich wortlos rum dreht und mit einem lauten Knall ihre Zimmertür hinter sich zu schlägt.
In der ersten Stunde läuft sie heulend in ihrem Zimmer hin und her, von einfach abhauen bis ihr ganzes Zimmer zerschlagen geht ihr alles durch den Kopf. Ihr kommt es auch in den Sinn, Basti abermals zu konfrontieren doch sobald ihre Hand die Türklinke berührt überkommt sie eine Angst die ihr rät ihr Zimmer besser nicht zu verlassen. Es ärgert sie wie weit er sie bereits manipuliert hat, denn sie kann nicht ungehindert das tun was sie will ohne Angst vor den Konsequenzen zu haben. Deswegen verlässt sie ihr Zimmer nicht und legt sich frustriert in ihr Bett, tatsächlich schläft sie bereits nach ein paar Minuten erschöpft ein. Eigentlich ist sie nicht der Typ der den Schlaf wählt um ihren Sorgen zu entgehen, normalerweise halten gerade diese sie wach. Der Tag schien jedoch wirklich lang und anstrengend gewesen zu sein so dass Schlaf das einzige war, was ihr Köper verlangte. Als sie aufwacht ist es Abend und bereits dunkel, jemand hatte sie zu gedeckt und sie wunderte sich da sie garnicht bemerkte dass Basti ihr Zimmer betreten hatte. Verschlafen richtet sie sich auf, so langsam erinnert sie sich wieder was passiert ist und in was für einer Situation sie sich befindet. Stöhnend lässt sie sich wieder auf den Rücken fallen, genervt davon sich nun damit beschäftigen zu müssen. Ihre Hand schmerzt und allgemein fühlt sie sich unwohl, wie man es nun mal nach einem Mittagsschlaf tat. Eine Dusche wäre nun das genau richtige um sich wieder besser zu fühlen, aber ihr sturer Kopf lässt sie nicht. Ihre Gedanken kreisen um den Streit, um den Stress der noch auf sie zu kommt, den Ärger in der Schule und natürlich um das Hauptthema. Juri. Nach und nach verwandelten sich ihre Sorgen in Gleichgültigkeit, wie sie es so oft taten wenn ihr alles über den Kopf steigt. Dann soll er doch wütend auf sie sein, dann kriegt sie eben eine Anzeige, dann wird sie halt von der Schule geschmissen, dann hat er halt nur mit ihr gespielt. Dann ist das eben so, was soll sie daran schon ändern können sie hat bereits alles kaputt gemacht, da kann man nichts mehr machen. Sie muss es einfach über sich ergehen lassen, wenn sie nicht vor hat sich umzubringen. Ehrlich gesagt ist es Dana ab und an mal in den Sinn gekommen einfach alles zu beenden, doch sie weiß dass das nicht das ist was sie will. Sie will leben, auch wenn es nicht einfach ist aber der Tod beunruhigt sie noch mehr. Gedanken über Gedanken überschlagen sich erneut, nur dass sie nicht mehr weint und aufgewühlt durch ihr Zimmer läuft. Im Gegenteil, sie liegt einfach nur da und blickt gedankenverloren an ihre Zimmerdecke. Nach einer Weile beschließt sie, dass wenn ihr so wieso alles egal ist dann kann sie auch einfach duschen gehen. Somit steht sie auf und geht ohne jegliche Konfrontation mit ihrem Bruder in das Badezimmer. Nach einer ausgiebigen, warmen Dusche fühlt sie sich nach wie vor wie betäubt aber zumindest konnte sie sich die getrockneten Tränen, das Blut und einen Teil ihres Unwohlseins abwaschen. Sie geht wieder auf ihr Zimmer um sich etwas gemütlicheres anzuziehen und kämmt ihre nassen Haare. Auf einmal vernimmt sie ein Klopfen an ihrer Tür, kurz bleibt ihr Herz stehen auch wenn sie wusste dass es früher oder später passieren würde. Kurz darauf betritt Basti den Raum und mustert sie einen Augenblick während sie mit der Schulter zu ihm gewandt auf ihrem Bett sitzt und ihre Haare bürstet. „Du solltest was essen" sagt er ruhig, sie erkennt immer noch die Wut in seiner Stimme „Keinen Hunger" antwortet sie knapp wobei sie keinen Blick an ihn verschwendet, obwohl sie natürlich Hunger hat. Es ist erneut ihr sturer Kopf welcher die Oberhand gewinnt. Sie bemerkt wie gute drei Sekunden sein Blick auf ihr liegt „Na gut" seufzt er als sie ihn immer noch nicht eines Blickes würdigt, er verlässt ihr Zimmer wieder. Dana schaut daraufhin zur Tür, ein wenig enttäuscht dass er tatsächlich gegangen ist und nicht darauf bestand dass sie aß. Trotzig schüttelt sie den Kopf, dann soll er doch gehen es war ihr ja sowieso egal. Später an dem Abend schlief sie dann mit einem Gedankenkarussell aus überwiegend Schuldgefühlen ein, außerdem stimmte sie es ungewollt traurig dass er denn ganzen Abend nur ein Mal auf sie zu kam.
Am nächsten Morgen wacht sie irritiert davon auf, dass kein Wecker sie aus dem Schlaf riss sondern sie tatsächlich von allein aufwachte. Stimmt ja, sie ist suspendiert worden. Ihr Handy hat Basti, deswegen klingelt kein Wecker und deswegen bleibt ihr nichts anderes übrig als erneut den ganzen Mist von dem vergangenen Tag innerlich durch zu gehen. Sicherlich 20 Minuten später kommt sie dann auch dazu aufzustehen, Basti ist wahrscheinlich zur Arbeit gefahren und hat sie merkwürdigerweise alleine gelassen. Sie hätte schwören können, dass er sie mit zur Arbeit schleifen würde aber sie kann nicht klagen, sie ist erleichtert dass er mal nicht in ihrer unmittelbaren Nähe ist vor allem nach ihrer Auseinandersetzung. Verschlafen bewegt sie sich in die Küche um sich einen Kaffee zu machen als sie ihr Handy auf dem ansonsten leeren Küchentisch erkennt. Offensichtlich hat er es nicht vergessen, wieso sollte es sonst so auffällig dort liegen? Ihre Vermutung bewahrheitet sich als sie es entsperrt und eine neue Nachricht von Basti hat.
‚Schreib mir wenn du wach bist'
Sie verdreht die Augen, es war gerade mal 10.24 Uhr also kein Grund ihm direkt zu schreiben. Sie macht sich zunächst Kaffee und setzt sich mit ihrem Handy auf ihr Bett um andere Nachrichten zu lesen ‚ey du hast der garnicht die Nase gebrochen!!! Melde dich wenn du kannst!" schreibt Maya, gut zu wissen wer hat überhaupt das Gerücht verbreitet dass sie das getan hat? Nur weil die Alte das behauptet heißt es noch lange nicht dass es wahr ist, wer denkt sie wer sie ist? Ein Arzt? Wütend drückt Dana auf das Mikrofonsymbol um eine Sprachnachricht an Maya zuschicken „Ich wusste es!!! Aber weißt du, Hauptsache Basti ist unnormal sauer und glaubt Alles was man ihm sagt! War ja klar dass die Behinderte denkt ich hab die gebrochen nur weil die ein bisschen blutet! Das war ja nicht mal extra!" regt sie sich auf und erzählt Maya noch ein bisschen mehr über ihre aktuelle Situation bis sie die Nachricht abschickt. Es sind nicht nur ihre Freunde sondern auch Leute aus ihrer Schule die eigentlich nichts mit ihr zu tun haben , die ihr Nachrichten geschickt haben, nur um ihre Neugierde zu stillen. Ungefähr eine halbe Stunde beschäftigte sie sich damit mit Maya und ein paar anderen Leuten zu schreiben bis sie, wenn auch zögernd, Basti ein einfaches ‚Hey' schickt. Schnell verlässt sie den Chat wieder in der Hoffnung sie hätte noch etwas Zeit bis er sie wieder nerven würde. Sie überlegt kurz und checkt, wie immer Juris Kontakt und siehe da, ein Profilbild. Hat er sie etwa eingespeichert? Sie reißt ihre Augen auf und will gerade Maya schreiben, da erscheint schon Bastis Anruferbild. Sie seufzt schwer, das ging zu schnell aber sie weiß dass sie das annehmen muss außerdem hatte sie interessante Neuigkeiten „Hey, weißt du was? Ich hab der garnicht die Nase gebrochen!" begrüßt sie ihn aufgeregt mit einem selbstgefälligen Tonfall und vernimmt zuerst nur die Hintergrundgeräusche der Werkstatt "Du solltest mir schreiben wenn du wach bist" fährt er sie rau an "Hab ich doch! Aber Maya hat mir das geschrieben.. ich hab doch gesagt die ist bescheuert, nur weil die ein bisschen geblutet hat!" Erklärt sie während sie geladen durch ihr Zimmer läuft „Dana, wir reden später darüber. Hast du schon was gegessen?" fragt er monoton, war ja klar dass er nicht darauf eingehen würde und sie sich nicht ernst genommen fühlen ließ "Nein, ich sollte dir doch sofort schreiben wenn ich wach bin" äußert sie sich trotzig und verschränkt ihren freien Arm vor dem Bauch, er seufzt genervt von dieser Antwort "Willst du schon wieder so anfangen?" sagt er herausfordernd und sie hält den Mund, denn eigentlich will sie es nicht „Halbe Stunde, dann bin ich da." fährt er fort, nach dem sie nicht auf seine Frage reagierte „Bis gleich" verabschiedet sie sich immer noch trotzig „und iss was!" mahnt er sie, bevor er auflegt.

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Controlled
RomanceWenn Danas Leben mit einem Wort zu beschreiben wäre dann wohl mit: Drama. Ihre traumatische Vergangenheit hängt ihr immer noch im Nacken, zum Glück teilt sie diese mit ihrem Bruder. Nur ihrem Bruder. Er ist nämlich der einzige der sich um sie gekümm...