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Roxy POV.

Es ist inzwischen Mittag.
Ich habe Dean seit heute Morgen nicht mehr gesehen.
Er hat mich beim aufräumen keines Blickes gewürdigt.
Es ist niederschmetternd.
Die ganze Atmosphäre ist angespannt.
Es ist kaum zum aushalten.
Greer und Eden sind als erste gegangen und Jaden und Kenna waren am längsten geblieben.

Ich habe kurzfristig beschlossen im Park laufen zu gehen.
Es ist das einzige womit ich mich ablenken kann.
Abgesehen vom Tanzen meiner eigentlichen Leidenschaft, aber nach der Geschichte mit Leila und Tracy tanze ich nicht mehr.
Ich vermisse es, aber war noch nicht bereit mich in einer neuen Tanzschule anzumelden.
Zumindest jetzt noch nicht.
Es gibt einfach zu viele Schatten aus meiner Vergangenheit mit denen ich noch nicht abschließen kann.

Ich starre auf meine blauen Lieblingsschucks die mir mein Bruder geschenkt hat bevor er nach Harvard ging.
Ich vermisse ihn sehr.
Er ist sowas wie mein bester Freund auch, wenn wir ab und zu miteinander kollidieren.
Wir sind ja immerhin Geschwister.
Ich habe heute Mittag das erste mal mit ihm telefoniert, seitdem ich hier bin.
Er kann meine Wut auf unsere Eltern verstehen und ich habe versprochen ihn in den nächsten Ferien besuchen zu kommen.
Mein Bruder und ich sind ein Herz und eine Seele bis er vor einem halben Jahr auf die Uni ging, danach hat sich einiges geändert.
Wir haben weniger Kontakt und sehen uns kaum noch, - verständlicherweise- aber wenn wir uns wieder sehen ist alles, als ist er nie weg gewesen.
Seine Meinung ist mir immer die wichtigste, besonders da meine Eltern so selten daheim sind und ich praktisch nur ihn habe.
Diese Zeit habe uns darmals zusammengeschweißt und auch wenn er weit weg ist, ist er mir immernoch näher als meine Eltern es jemals sein werden und aus diesem Grund freue ich mich tierisch auf das Treffen auch, wenn es noch einige Monate dauern wird bis ich ihn wieder sehen würde.

Ich stecke mir meine winzigen Kopfhörer in die Ohren und laufe los.
Diesesmal ist es noch hell, sodass die Wahrscheinlichkeit eher geringer ist sich zu verlaufen geschweige den von komischen Kerlen angesprochen und verfolgt zu werden so wie vor ein paar Tagen.

Nachdem ich einige Kilometer gelaufen bin halte ich in einem kleinem Café.
Ich bestelle mir einen Latte Macchiato und setze mich in eine Nische im hinteren Bereich.
Es ist keine gute idee gewesen laufen zu gehen, wenn man am vor Abend getrunken hat.
Meine Bauch pulsiert pausenlos.
Ein Latte nach dem Laufen ist auch so nicht so wirklich vorteilhaft.
Was solls.
Plötzlich blinkt mein Handy auf.
''Hast du Zeit?'' - Kenna
Ich habe meinen Latte Macchiato bereits ausgetrunken und bin gerade dabei zu bezahlen.
''Klar. Kommst du zu mir oder soll ich vorbeikommen'',
''Ich bin in einer halben Stunde bei dir''
''Okey, bis gleich Kenna'', schreibe ich zurück und verlasse auch schon das Café.

Als ich angekommen bin steige ich direkt unter die Dusche.
Dean ist immernoch nicht da.
Wo steckt der Kerl bloß?

Ich habe gerade meine Haare zu einem Zopf gebunden als die Türe klingelt.
Kenna steht davor, jedoch ist sie nicht alleine.
Sie trägt einen winzigen Hund auf ihren Armen.
Sie wirkt aufgebracht und rennt mich regelrecht um, als sie hinein läuft.
''Ich...ich war gerade spazieren da fand ich diesen Hund. Er war ganz alleine... meine Mom ist allergisch gegen Hundehaare...kannst du ihn vielleicht nehmen? ich konnte nicht zulassen das er alleine bleibt'', wimmert sie aufgebracht und sieht den kleinen an.
''Ja klar... er kann hier bleiben. Hoffentlich haben Denise und Jakob nichts dagegen'', meine ich nur hoffnungsvoll und nehme ihr den kleinen ab.
Er hat knuffige dunkelbraune Augen und weißes Fell.
Er sieht etwas abgemagert aus wahrscheinlich trieb er schon einige Tage in der Nachbarschaft rum.
Er ist kein Jahr alt.

''Wie sollen wir ihr nennen?', frage ich Kenna wenig später und sie beruhigt sich daraufhin etwas.
''Ich weiß nicht...wie wäre es mit Spike?'', sagt sie und es erscheint solangsam wieder ein lächeln auf ihren Lippen.
''Bitte sag das du dich um ihn kümmerst'', fragt sie mich flehend.
''Aufjedenfall, aber wir müssen ja noch einkaufen gehen. Ich habe ja nichtmal Futter. Kommst du mit?'', sie streicht sich die Tränen mit ihrem Handrücken weg.
''Ja natürlich'', ich umarme sie fest.

Wir sind mit dem kleinen in der Tierhandlung und haben ihn durchchecken lassen. Soweit ist alles inordnung mit ihm.
Er muss nur wieder etwas zunehmen.

Wir legen alles in unseren Einkaufswagen was ein Hund braucht.
Ein Kuschelbett, Leckerlies und allgemein Hundefutter, eine kleine Decke, eine Leine, Wasser und Futternäpfe in verschiedenen Farben und ein Halsband.
Wir packen auch einige Spielzeuge ein auf denen er herumkauen oder mit spielen kann.
Der kleine ist das süßeste Wesen das ich jemals gesehen habe und Kenna fällt der Abschied von ihm nicht einfach.

''Willst du vielleicht doch hier bleiben Kenna?
Dean ist seit heute Morgen verschwunden und hat kein Wort mit mir geredet'', meine ich und atme tief ein.
An ihn zu denken ist noch schlimmer.
Der Stich den ich verspüre will einfach nicht weggehen.
''Er ist ein Arsch. Genauso wie Jaden, aber denk dir nichts dabei so ist Dean eben er wird bald wieder auftauchen glaub mir und ja ich bleibe wirklich sehr gerne Roxy''.

Es ist mitten in der Nacht.
Kenna liegt rechts von mir und Spike links von mir.
Ich kann einfach nicht einschlafen, egal wie oft ich es versuch2.
Ich schiele auf die Uhr.
Es ist halb drei.
Dean ist immernoch nicht heim gekommen.
Solangsam beginnt das Gefühl von Sorge und gleichzeitig von Wut in mir hochzukochen.
Spike stupst mich mit seiner Nase an, er spürt das ich etwas auf dem Herzen habe und kuschelt sich in meinen Hals.
Ich lächele.
Hoffentlich würden Denise und Jakob mir erlauben ihn zu behalten..
Ich streichel ihm über den Rücken und langsam spüre ich wie endlich meine Augen schwerer werden.

''Hier das sind die Grammatikübungen die Dean mir gezeigt hat. Ich brauche sie nicht mehr'', sage ich und strecke Kenna die Blätter ins Gesicht.
Ich bin mir inzwischen sicher das ich den Test einigermaßen zufriendenstellend bestehen werde.
''Danke. Wir sehen uns Morgen Roxy.
Mach dir keine Sorgen Dean wird sicherlich heute noch zurückkommen und ich hoffe inständig das ich diesen dämmlichen Stoff bis Morgen in meinen Kopf bekomme'', sie verdreht ihre Augen und drückt mich fest.
''Tschüss Spiki'', sie gibt ihm einen kleinen Kuss und verschwindet auch schon aus der Haustüre.

Ich sitze vor dem Fernseher und Spike spielt währenddessen mit seinem quietschtenden Gummiball.
Ich habe mir etwas zu Mittag gekocht und bin mit ihm draußen gewesen.

''Hey'', ich schrecke hoch.
Spike bellt.
''Was ist das?'', fragt Dean entsetzt.
Es ist bereits Sonntagabend.
Ich stehe auf.
''Das ist Spike mein Hund'', sage ich wütend.
Denn ich bin wütend auf ihn.
Mehr als das.
''Dein was?''

Demaged HeartsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt