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Roxy Pov.

Durch das Fenster sehe ich die vielen, einzelnen Sterne am dunklen Nachthimmel.
Als ich bei den Rivers angekommen bin, habe ich mich schnell in eine Jogginghose und einen dicken Pullover gewälzt.
Ich habe ein paar Sachen gepackt, Geld eingesteckt und hab mir ein Taxi gerufen.
Spike hat mich zum Glück nicht bemerkt, sonst wäre es mir schwer gefallen, einfach so weg zu gehen.
Denise und Jakob habe ich noch schnell einen Zettel in die Küche gelegt.
Meinen Eltern habe ich nichts gesagt, ich habe nicht sonderlich lust mit ihnen zu kommunizieren.
Wie auch immer.
Ich versuche stark zu bleiben, obwohl ich am liebsten in Tränen ausbrechen würde.
Ich habe das Gefühl die Zeit würde ich Zeitlupe vergehen.
Ich sitze gerade mal seit einer knappen halben Stunde im Flieger.
Jedoch war ich mehr als beruhigt, als ich endlich drinn war.
Ich hatte nämlich das komische Gefühl das jemand mir nachgerannt wäre um mich noch zu erwischen.
Keine Ahnung ob es Brooke, Kenna, Dean oder Denise waren.
Ich hatte einfach so ein Gefühl, aber jetzt kann ich mich ganz entspannt zurücklehnen.
Ich klicke auf den ersten Song in meiner Playlist und schließe meine Augen.

Ich warte ungeduldig auf meinen Koffer, jedoch kann ich ihn nicht auf dem Gepäckband sehen.
Ich fluche, als ich bemerke das so gut wie alle Koffer bereits da waren, außer meiner.
Muss das jetzt sein?, frage ich mich selbst.
Mein Bruder weiß noch nicht das ich zu ihm kommen werde, ich habe ihn nicht erreichen können.
Also wird dies wohl oder übel ein Überraschender Besuch werden.
Naja egal.
Endlich, denke ich.
Als ich sehe das mein Koffer, als aller letzter auf dem Gepäckband war.
Besser als das er gar nicht kommt.
Schnell schnappe ich ihn mir mit meiner rechten Hand und ziehe ihn vom Band herunter.
Ich laufe richtung Außgang und steige schnell in den Bus, der mich direkt zum Campus fahren würde.
Schön ist es hier, denke ich.
Da hatte mein Bruder wohl doch schon ganz schön Glück hier studieren zu können.
Warm ist es auch.
Ich laufe in die Lobby. ''Entschuldigung, ich suche meinen Bruder. Er müsste unter dem Nachnamen Biker hier eingetragen sein'', sage ich freundlich zu der Dame die hinter dem Marmorfarbenen Glastisch steht.
''Einen Moment. Ich schaue mal eben im Computer nach'', meint sie Freundlich und schenkt mir ein lächeln.
Nett scheinen sie hier wohl auch zu sein.
''Ah, hier haben wirs. Zimmer 218 im Grandiongebäude. Sie müssen einmal über den Hof und dann rechts. Es steht der Name auf dem Gebäude'', ''Dankeschön. Einen schönen Tag ihnen noch'', sage ich und bewege mich in Richtung Hof. ''Danke, denn wünsche ich ihnen auch''.

Ich klopfe zaghaft an die Türe.
Ich höre ein lachen im Zimmer, und schnell klappt die Tür auf.
Mein Bruder schaut mich kurz unglaubwürdig an, seine Augen sind groß, aber er schließt mich danach direkt in seine Arme.
''Roxy? was machst du den hier?'', er freut sich sehr.
Das habe ich gebraucht.
Diese Umarmung.
Von einem der wichtigsten Menschen auf der Welt.
''Ich wollte dich einfach wieder sehen. Du hast mir gefehlt'', sage ich und drücke ihn noch fester.
Er lässt mich los.
''Roxy, das ist Amber. Meine Freundin. Amber, das ist Roxy meine Schwester'', er dreht sich zur Seite und ich sehe ein zierliches Mädchen hinter ihm stehen.
Sie hat dunkelbraune, kurze, wellige Haare und helle blaue Augen.
Sie passt perfekt zu ihm.
''Hallo, freut mich dich kennenzulernen Roxy'', sie lächelt und gibt mir die Hand.
Ich schüttle sie.
''Freut mich auch Amber''.

''Schmeckt dir der Milchshake?'', fragt mich mein Bruder. ''Ja Derek. Es schmeckt himmlisch. Also wirklich!'', ich schwebe auf Wolke sieben.
Das ist der beste Schokoladenmilchshake den ich jemals getrunken habe.
Ich habe ihm alles erzählt.
Alles von Anfang an.
Wie unsere Eltern mich behandelt haben, wie ich endlich richtige Freunde gefunden habe und was mit Dean passiert ist.
Was ich an ihm liebe ist das er keine Fragen stellt.
Er sitzt da und hört zu.
Anschließend gibt er mir immer einen Rat, den ich gut gebrauchen kann.
Diesemal meint er, ich soll auf mein Herz hören.

Wir verbrachten einen fantastischen Tag in der Stadt. Mein Handy habe ich dauerhaft aus. Ich will einfach mal eine Weile für mich sein.
Mich sammeln. Nachdenken. Wie auch immer.
Am Abend steige ich unter die Dusche.
Ich lasse Wasser auf meinen Körper prasseln und genieße es in vollen Zügen.
Ich probiere nicht an das Geschehene zu denken. Ich versuche nicht an Dean zu denken.
Ich versuche, die Bilder aus dem Kopf zu bekommen.
Aber es funktioniert nicht so, wie ich es gehofft habe.

''Hey hast du Lust mit mir und Amber etwas Essen zu gehen?'', fragt mich mein Bruder.
Ich bin gerade fertig damit meine Haare zu föhnen.
''Ja. Gib mir noch fünfzehn Minuten!'', sage ich schnell und renne zum Schrank.
Er lacht.
''Keine Eile. Wir warten auf dem Parkplatz auf dich. Du kennst ja hoffentlich noch meinen roten Range Rover?'', er zwinkert.
''Natürlich'', lache ich.

Wir fahren in ein kleines Restaurant, um die zehn Minuten dauert die Fahrt.

Ich sehe mir die Speisekarte an.
Ich kann mich einfach nicht entscheiden.
Außerdem könnte mein Appetit größer sein.
''Ich kann mich auch nie entscheiden'', sagt Amber. ''Aber ich kann die die Spaghetti Spinat Gorgonzola empfehlen. Die schmecken wirklich fantastisch'', sie ist wirklich sympathisch.
''Dann werde ich das mal probieren'', versuche ich überzeugend zu sprechen.
Der Kloß in meinem Hals sitzt immer noch tief.

''Amber, was machst du hier auf dem College?'', frage ich nachdem wir fertig gegessen haben.
Es war wirklich köstlich.
''Ich will Lehramt studieren. Das wollte ich schon immer. Wie dein Bruder. Was ist mit dir? was willst du nach der Highschool machen?'', ''Ich möchte unbedingt Psychologie studieren. Ich weiß nur noch nicht wo. Oxford ist ein bisschen zu teuer. Aber vielleicht an der California University. Wer weiß''.

Das Essen war wirklich eine Ablenkung.
Amber ist ein sehr nettes Mädchen und passt wie die Faust aufs Auge zu Derek.
Ich liege im Bett.
Es ist ziemlich schwierig das Handy immernoch nicht anzuschalten.
Ich würde gerne wissen ob er sich vielleicht gemeldet hat.
Aber letztendlich entscheide ich mich dagegen es anzuschalten.
Ich will das alles einfach vergessen.

Demaged HeartsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt