25. Kapitel

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Steff:

Ich bewege mich auf dünnem Eis und das weiß ich. Seit Tagen schleiche ich jetzt um Thomas herum, spüre mit jeder Sekunde mehr, dass meine Gefühle für ihn nahezu komplett verflogen sind. Ich treffe mich nicht mit Samu, aber wir telefonieren jeden Tag, wenn ich spazieren gehe. Er hat es geschafft, aus dem Hotel auszuchecken und in seine Wohnung zurückzukehren und generell klingt er am Handy glücklicher, als ich ihn in letzter Zeit erlebt habe.

Thomas spiele ich weiterhin die glückliche Freundin vor, aber ich weiß, dass er mich skeptisch beobachtet, wenn er denkt ich sehe es nicht. Er kennt mich. Er merkt, wenn mich etwas bedrückt. Wenn ich abends an ihn herangekuschelt auf dem Sofa liege, denke ich an Samu. Wenn wir daraufhin miteinander schlafen, denke ich an Samu.

Trotzdem platzen meine Ungeduld und der angestaute Frust in mir erst nach Tagen, an einem Abend, nachdem wir gerade vom Italiener zurückgekommen sind. Sternenlicht durchflutet das Schlafzimmer, in dem ich auf dem Bett liege. Thomas sitzt noch am Esstisch und arbeitet etwas am Laptop.

I miss you

Die Nachricht leuchtet auf meinem Handydisplay auf und zeichnet ein Lächeln auf mein Gesicht.

I miss you with every bone of my body

Übertreib nicht ;)

Ich übertreib nicht!!

But seriously

I really wanna make love to you

Röte steigt in meine Wangen und ich beiße mir lächelnd auf die Unterlippe. Es ist absurd von mir, es sich vorzustellen und noch absurder, dass ich genau weiß, dass ich das will. Samu auf mir, nackt und ohne irgendetwas zwischen uns. Seine Finger, seine Küsse, alles, was er ist.

I know you’re blushing rn

Ha ha

Urplötzlich fühlen sich meine Finger ganz taub an und ich weiß nicht, was ich noch schreiben soll. Samu kennt mich schon jetzt besser, als es mir lieb ist. Er kennt mich besser, als er es jemals hätte tun sollen.

Ich lege das Handy zur Seite und knibbele nervös an meinen Fingerspitzen herum, während mein Blick auf die zerwühlte Bettwäsche auf Thomas‘ Seite fällt. Letzte Nacht haben wir uns hier geliebt. Naja, er hat mich geliebt. Es schmerzt, daran zu denken, dass ich dieses Gefühl nicht erwidern konnte. Und mit jedem Tag der vergeht fällt es mir schwerer, ihm etwas vorzuspielen.

Ich krieche unter die Decke und stecke mir Kopfhörer in die Ohren. Während die Musik mich in einen leisen Dämmerschlaf davonschwemmt, rattern in meinem Kopf die Zahnräder.

Es gibt keinen Weg, das alles für Thomas weniger schlimm zu machen. Er wird ein gebrochenes Herz haben und vielleicht nie wieder ein Wort mit mir sprechen. Im schlimmsten Fall ist wirklich die Existenz der Band in Gefahr. Im schlimmsten Fall endet es darin, dass wir alle vier getrennte Wege gehen.

Aber andererseits… Thomas und ich haben immer gewusst, dass es ein Risiko ist, eine Beziehung miteinander einzugehen. Hannes und Nowi haben es genauso gewusst. Von Beginn an konnten wir uns nicht sicher sein, dass das zwischen uns Beiden für immer sein würde. Und ich kann mich noch genau an den Tag erinnern, im Frühling 2009, als Thomas und ich zu den anderen Beiden gegangen sind um ihnen zu sagen, dass wir uns ineinander verliebt hatten.

„Wussten wir doch längst“, hat Nowi lächelnd erwidert und auch Hannes ist locker mit der Sache umgegangen.

Allerdings hat er etwas gesagt, das ich wohl nie vergessen werde. „Eins müsst ihr mir aber versprechen. Wenn das mit euch irgendwann aus welchen Gründen auch immer nicht mehr funktioniert, darf die Band daran nicht kaputt gehen. Okay? Ich will da nämlich echt keine Schlagzeilen drüber lesen.“ Damals haben wir nur milde gegrinst und natürlich nicht im Entferntesten daran gedacht, dass irgendetwas uns je wieder trennen könnte. Wir schwebten auf einer Wolke, von der wir dachten, sie würde niemals verfliegen. Thomas denkt das vermutlich noch immer.

& wir war'n 𝘶𝘯𝘦𝘯𝘥𝘭𝘪𝘤𝘩Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt