Zeitsprung von drei Tagen
Steff:
Samu ist von sich überzeugt, was ja an sich gar nichts schlimmes ist. Ich habe nur das Gefühl, dass ich ein bisschen aufpassen muss, dass es ihm nicht zu Kopf steigt. Als er aufsteht um dem Talent eine kurze Einführung in die deutsche TV-Geschichte zu geben, wobei er Rea Herr Schimanski und die Fantas Team der Alte nennt, setze ich mich seitlich auf meinen Stuhl und setze ein unbeeindrucktes Gesicht auf.Der Finne läuft an meinem Stuhl vorbei und stellt sich neben mich. „Hier sitzt die Frau. Sie ist stark”, sagt er. Und dann liegt seine Hand auf meinem Bein. Er ist unmöglich, denke ich, aber noch während ich mit dem Gedanken spiele, seine Hand unauffällig wegzuschieben, weil sich so etwas bei einer Fremden absolut nicht gehört, fängt mein Bein genau an der Stelle, auf der seine Hand liegt, an zu kribbeln. „Ihr Name ist Bella Block”, fährt Samu fort und ich gebe mein bestes, meinen unbeeindruckten Ausdruck beizubehalten. Eine Sekunde später ist seine Hand wieder weg und er auch, aber irgendetwas zappelt in mir, will, dass er sie wieder dorthin zurück tut. Beunruhigt stelle ich fest, dass mein Herz schneller schlägt als vorhin.
Ignorier es, Steff. Ignorier es.
Am Ende entscheidet sich das Talent dann doch für die Fantas und einen kurzen Moment lang ärgere ich mich schwarz darüber. Aber der Ärger ist bloß wenige Minuten später schon wieder verschwunden, als sich die Stühle wieder umgedreht haben und ich die ersten Töne des nächsten Lieds höre.
„Meine Augen suchen Wasser in der Wüste...”
Mein Herzschlag beschleunigt sich und ich reiße die Augen auf. Nein, das kann doch nicht wahr sein. Passiert das gerade wirklich? Die zarte Frauenstimme singt weiter und, keine Frage, es ist tatsächlich unser Lied Unendlich. Ich kann es gar nicht glauben.Als plötzlich eine männliche Stimme den Gesang übernimmt, schießen mir die Tränen in die Augen. Die anderen Coaches haben mittlerweile auch bemerkt, dass es sich um einen Silbermond-Song handelt und lächeln mir zu. Als die beiden Sänger den Refrain anstimmen, kann ich nicht mehr. Ich hämmere auf den Buzzer, einmal, zweimal, dreimal. Der Stuhl kann sich gar nicht schnell genug herumdrehen. Ich schlage die Hände vor den Mund und kann die Tränen nicht mehr zurückhalten. Es berührt mich wahnsinnig, dieses Lied in dieser neuen Version hier bei The Voice zu hören. Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie Samu zu mir rüberlächelt und drehe meinen Kopf kurz zu ihm. „Weinst du”, sagt er und es ist mehr eine Feststellung als eine Frage. Ich kann nur nicken. Mit zittrigen Händen wische ich mir vorsichtig die Tränen von den Wangen.
Das Lied ist zu Ende. Die Talente heißen Johanna & Jonathan und außer mir hat sich niemand umgedreht. Ich bin überglücklich die Beiden in meinem Team zu haben.
Als ich die Beiden von der Bühne gebracht habe und zu meinem Stuhl zurückkehre, erwartet mich Samu mit einer Packung Taschentücher in der Hand. „Hier”, sagt er und hält sie mir hin, „For the next times du musst weinen.” Ich rolle gespielt beleidigt die Augen.
„Thank you”, antworte ich dann gnädig und nehme die Packung entgegen.
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Samu:
Der Tag neigt sich bald dem Ende zu. Anstrengend war es, aber tatsächlich schön, den roten Stuhl wiederzuhaben. Hätte das jemand dem Samu von vor einem Jahr gesagt, hätte er mit dem Kopf geschüttelt und beteuert, dass keine 100 Pferde ihn dazu bringen könnten, eine weitere Staffel Teil von The Voice zu sein. Aber hier bin ich jetzt. Ich beherrsche die Sprache zwar immer noch kaum, aber ich schlage mich wacker. Mit zurechtgelegten Sätzen und eingebautem Englisch schaffe ich das schon.Ich glaube auch, dass ich mit den anderen Coaches dieses Jahr schneller warm werde und generell besser mit ihnen klarkomme. Rea kannte ich schon flüchtig. Er ersetzt wohl dieses Jahr The BossHoss für mich. Nach nur einem Drehtag ist mir klar, dass ich mich mit ihm ziemlich gut battlen kann. Weil er Ire ist, bin ich davon ausgegangen, dass er auch nicht so gut Deutsch spricht, aber nichts da. Wenn er anfängt zu reden, verstehe ich meistens auch absolut nichts.
Dann wären da noch Michi und Smudo, zwei Typen von den Fantastischen Vier, einer ziemlich bekannten deutschen HipHop-Band. Lustige Kerle, und ein paar ihrer Lieder kenne ich auch schon. Obwohl ich natürlich nichts davon verstehe.
Glücklicherweise wurde auch Nena gegen eine andere Sängerin ausgetauscht. Ich hatte letztes Jahr schon das Gefühl, dass sie in dieser Sendung genauso fehl am Platz ist wie ich. Die neue heißt Stefanie Kloß und ist Frontfrau einer deutschen Band, deren Name mir zwar vage bekannt vorkommt, aber von der ich kein einziges Lied kenne. Silbermond heißt sie und ist anscheinend auch ziemlich populär. Nachdem ich sie jetzt drei Tage kenne, kann ich Steffi noch nicht so ganz einschätzen. Während der Show redet sie so schnell und so viel, dass die Worte für mich auch genauso gut chinesisch sein könnten. Aber backstage während unseren Unterhaltungen ist sie sehr offen und nett und spricht größtenteils Englisch mit mir. Wenigstens eine die verstanden hat, dass diese Sprache auch dieses Jahr noch nicht wirklich meins ist.
Das Positivste was mir gerade jetzt auffällt, nachdem die Kameras ausgeschaltet sind und der erste Drehtag hinter uns liegt: Bei dem Gedanken, mit den Anderen jetzt noch etwas trinken zu gehen, setzt bei mir nicht sofort der Fluchtreflex ein.
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& wir war'n 𝘶𝘯𝘦𝘯𝘥𝘭𝘪𝘤𝘩
FanficThe Voice of Germany, Staffel 4 Wir schreiben das Jahr 2014. Stefanie Kloß, Frontfrau der bekannten Band Silbermond, hat eingewilligt, dieses Jahr als Coach bei The Voice dabei zu sein. Eine Zeit, auf die sie sich freut, genauso wie auf das anstehen...