Viertes Kapitel

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Steff:

Heute ist Thomas noch wach, als ich nach Hause komme. Er kommt in den Flur gelaufen, als er hört, wie ich die Tür aufschließe. „Hey”, rufe ich ihm zu und dann gähne ich erstmal.
Er kommt auf mich zu und schließt seine Arme um mich. Zufrieden lehne ich mich gegen seine Brust und seufze.

„Hey”, begrüßt Thomas jetzt auch mich. „Sag mal, warum ist es eigentlich wieder so spät? Ihr habt ja wohl nicht bis jetzt noch gedreht oder?”

Ich blicke verdattert zu ihm hoch. „Nein, natürlich nicht. Aber weißt du, man verbringt dann eben noch ein bisschen Zeit mit den Coaches. Wir sind vorhin noch in Reas Lieblingskneipe gegangen. Und gestern waren wir auch noch was trinken. Es ist einfach schön, den Abend zusammen noch ausklingen zu lassen.” Thomas schaut mich an und nickt dann. „Ey, wenn das irgendwie ein Problem für dich ist, dann komme ich morgen direkt nach Hause. Ich will nicht, dass du dann sauer bist oder so, weil du abends hier alleine sitzt.”

Er schüttelt sofort mit dem Kopf und erwidert „Nein, nein, das ist doch Quatsch. Ist doch verständlich, dass ihr Zeit miteinander verbringen wollt.” Er schiebt die Hände in die Hosentaschen. Irgendwas in seinem Blick macht mich stutzig. Er wirkt enttäuscht und… gekränkt? Ich weiß auch nicht. Innerlich fasse ich jetzt schon den Entschluss, morgen nicht noch mit in die Innenstadt zu kommen, sondern gleich nach Hause zu fahren.

Wir gehen zusammen ins Wohnzimmer, schalten den Fernseher ein, aber passen gar nicht auf, weil ich Thomas erzähle, wie es heute war. „Ey du glaubst es nicht, ein Talent hat Lifesaver von Sunrise Avenue gesungen und Samu hat sich nicht umgedreht! Das war echt total verrückt. Und dann, als wir uns um einen jungen Mann gestritten haben, hat Samu so dumme Hühnergeräusche gemacht und ich bin mir einfach sicher, dass er keinen blassen Schimmer hatte, was ich gerade sage. Es war so lustig Thomas, wirklich.”

An diesem Abend schläft Thomas fast sofort neben mir ein, einen Arm um mich geschlungen und seine Nase an meiner Halsbeuge vergraben. Ich andererseits liege noch lange wach und starre an die Decke, während ich versuche, meine Gedanken zu ordnen. Ich muss an Samu denken, daran, wie er mich heute in der Garderobe angeschaut hat und auch vorhin, in der Kneipe. Ich könnte schwören, dass er mich kaum eine Sekunde aus den Augen gelassen hat. Vielleicht komme ich ja wirklich irgendwann noch dazu, ihm den Songtext von Unendlich zu übersetzen.

Samu ist mir ein Rätsel. Er ist so vieles gleichzeitig, dass ich nicht weiß, was davon echt ist und was bloß Scharade. Ich glaube, er traut sich nicht ganz zu sein, wer er wirklich ist. Vor der Kamera erlebe ich ihn ganz anders, als backstage. In diesen wenigen Momenten, in denen wir zu zweit waren, ohne Bühne, ohne Kameras, da hatte ich das Gefühl, wirklich Samu zu sehen. Er ist ein netter Kerl. Er ist verrückt irgendwie, und ich habe keine Ahnung, ob er mich überhaupt irgendwie leiden kann, aber ich mag ihn.

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Blind Auditions, Tag drei. Langsam geht mir das ständig gleiche Outfit auf die Nerven. Nur noch heute und morgen, dann ist die erste Phase von The Voice schon geschafft. Mein Team füllt sich langsam aber sicher und ich bin überzeugt, einige ziemlich gute Talents zu mir geholt zu haben. Trotzdem merke ich, wie die anstrengenden Tage auf dem roten Stuhl beginnen, an mir zu zehren. Es macht Spaß, keine Frage, aber nach mehreren Tagen raubt es einem echt die Kraft.

Ein Lichtblick ist Samu, der plötzlich wieder in meiner Gaderobe steht und mich mit den Worten: „Hallo. I thought I'd pick you up to, ähm… gehen to the Maske”, begrüßt. Ich freue mich echt, ihn zu sehen.

„Hallo! Great to see you. Lass uns gehen”, sage ich und springe auf. Wir bleiben kurz voreinander stehen und ich glaube, wir wissen beide nicht, ob wir den Anderen umarmen sollen, oder nicht.

& wir war'n 𝘶𝘯𝘦𝘯𝘥𝘭𝘪𝘤𝘩Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt