Imaginärer Schalter

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Ist das normal? Darf das überhaupt so sein? Ich hab doch alles was ich brauche. Anderen Leuten geht es doch viel schlechter als mir. Ich darf mich einfach nicht so anstellen. Ich hab doch jetzt Kageyama, nicht wahr?
Ich will nicht, dass es mir wieder so schlecht geht. Ich will doch glücklich sein. Ich will mich nicht immer vor allem und jedem verstecken nur weil es sein könnte, dass sie mich weinen sehen.

Aber Kageyama hat mich ja schon so gesehen, oder? Ich hätte es ihm nicht erzählen dürfen. Damit belaste ich ihn doch nur.
Außerdem braucht er gerade mehr Unterstützung als ich. Aber wie soll ich ihm denn bitte dabei behilflich sein. Ich bin doch zu nichts zu gebrauchen. Aber ich kann es ja versuchen. Ich hab Angst. Ich hab so Angst. Hilfe. Hilfe. H- „-inata?"

Scheiße. Ich hab nicht aufgepasst. „Kannst du mir jetzt sagen, wie man den Mittelpunkt eines Kreises mit technischen Hilfsmitteln bestimmt, oder nicht?", fragte Frau Onodera mich. Am liebsten hätte ich ja gesagt, dass ich das nicht kann, aber ich glaube das hätte sie nicht so lustig gefunden. Eigentlich ist sie ja ganz nett, aber ich hab's leider nicht so mit Mathe. Inzwischen lagen die Blicke meiner Klasse auf mir und das half definitiv nicht mich zu konzentrieren.

„Ähm... könnte ich vielleicht kurz auf die Toilette gehen? Bitte?", das kam eher leise flehend als fragend rüber, aber ändern kann ich das jetzt sowieso nicht mehr. „Es gibt doch nicht umsonst eine Pause... Naja, aber geh lieber, bevor hier noch ein Unfall passiert."
Still dankend stand ich von meinem Platz auf und verschwand so schnell wie möglich aus dem Klassenraum.

Kaum war ich aus der Tür getreten, fingen meine Hände an zu zittern. Scheiße. Wieso denn ausgerechnet jetzt? Dazu kam, dass meine Atmung sich jetzt auch noch verschnellerte. Fuck. Bitte nicht hier. Ich schaffte es gerade so noch in eine der Toilettenkabinen, bis ich völlig in mich zusammensackte und nur noch am Zittern war.

Ich winkelte meine Beine an und zog sie an meine Brust. Wahrscheinlich um mich abzuregen - so ganz kontrollieren konnte ich das nicht - kniffen die Finger meiner linken Hand in meine rechte. Ok ich hab noch ungefähr 2 Minuten, bis ich wieder in der Klasse sitzen sollte, damit es nicht zu auffällig wird. Scheiße. Wenn ich weiter so zittere, kann ich das, mit in die Klasse zurückgehen, vergessen.

Ich versuchte wieder aufzustehen, aber irgendwie hatten meine Beine kurz vergessen, was es hieß Muskeln zu haben. Also saß ich nach dem missglückten Versuch immer noch auf den kalten Fliesen. Ok, jetzt reichts. Ich kann mich doch nicht ewig wie ein kleiner verängstigter Welpe zusammenkauern.

Genau in diesem Moment geschah es. Ich hörte auf zu zittern. Meine Atmung verlangsamte sich. Ich hatte jetzt auch wieder Kraft in den Beinen und konnte aufstehen. Und noch etwas war anders. Mir war es egal. Alle Sorgen, die ich in den Minuten davor noch hatte, waren irgendwie weg. Ich wusste schon noch was es war, worüber ich mir Gedanken gemacht hatte, aber es störte mich einfach nicht mehr. Als hätte sich ein eine unsichtbare Wand um den Teil meines Hirns gelegt, in dem sich meine Gefühle befanden. Wie Angst, Kummer, Sorgen... was auch immer.

Aber nicht nur solche Gefühle waren eingeschlossen. Ich konnte mich zum Beispiel nicht darüber freuen, dass die negativen Gefühle eingesperrt waren. Es galt nämlich auch für die positiven. Wie ich später feststellen musste, war das mit dem Empfinden von Glück und Freude genauso. Es war wie als hätte ich einen Schalter in mir gefunden, der meine Gefühle in Schach hielt, damit sie nicht überkochten (auch wenn es dafür schon etwas spät gewesen war).

Ich glaube aber nicht, dass es so simpel war.

Denn im Grunde genommen fühlte ich...

... Nichts.


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Ok, hey Leude, da bin ich wieder. Ist ja schon ein bisschen her, nicht wahr? (peinliches Lachen aus irgendeiner Ecke)

Ich schätze mal, dass ich keine gute Erklärung habe, wieso ich jetzt erst wieder angefangen habe, was zu veröffentlichen. Deswegen fang ich damit auch gar nicht erst an. Aber ein bisschen froh, dass ich nicht komplett weg bin, bin ich doch schon irgendwie.

Mich haben im Übrigen die ganzen lieben Kommentare unter den Kapiteln sehr gefreut. Dafür bin ich euch echt dankbar.

Vielleicht kommt ja jetzt wieder öfter mal was. Wer weiß. Aber aus der Erfahrung, die ich über mich selbst gesammelt habe, weiß ich, dass es nichts bringt etwas zu versprechen.

Also seid gespannt :)

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⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 10, 2021 ⏰

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