Falsches Lächeln?

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POV. Hinata:

Es klingelte an der Tür. Wer ist denn bitte schon so früh morgens unterwegs? Ich ging runter um die Tür zu öffnen, aber meine Mutter war schneller.

"Oh, hallo Tobio!", hörte ich ihre freudige Begrüßung. "Komm doch rein. Shōyō ist gerade erst aufgestanden. Du kannst ja schon mal zu ihm gehen, vielleicht kommt er dann ja endlich mal aus dem Knick.", na danke auch Mama. Er bedankte sich und kam, nachdem er seine Straßenschuhe abgestellt hatte, zu mir nach oben.

Ich schnappte mir seine Hand, zog ihn in mein Zimmer und schloss schnell meine Tür, denn mir fiel erst nachdem ich sein Grinsen bemerkt hatte, dass ich nur mit einer Jogginghose bekleidet, vor ihm stand. Es dauerte eine Weile bis ich in meinem ganzen Durcheinander im Schrank einen Pulli fand, der mir gefiel.

"So, und warum bist du jetzt schon so früh bei mir? Sonst bist du doch auch immer einer der letzten in der Klasse.", stellte ich fest. "Ich wollte mit dir zusammen zur Schule gehen. Ist doch ett von mir, oder?", lächelte er mich an. Aber dieses Lächeln ... Es war irgendwie... falsch. Es war aufgesetzt. Ich weiß wovon ich rede. Monatelang lächelte ich so, bis es mir zu viel wurde und ich gar nicht mehr lächelte.

"Was ist los?", fragte ich ihn besorgt. "Nichts. Was soll schon los sein?", antwortete er mir jetzt schnippisch. Das Lächeln war verschwunden. Erst jetzt bemerkte ich einen leicht roten Abdruck auf seine linken Wange.

"Was ist das?" "Was?" "Der Abdruck auf deiner Wange!" "Nicht so schlimm, ich hab mir nur einen der Küchenschränke ins Gesicht gehauen." Nein hat er nicht. Er lügt. Er sagt mir immer alles direkt ins Gesicht, aber dass er dabei auf den Boden schaut, hat er bisher erst einmal gemacht. Damals hatte ich ihn gefragt, ob er den Apfel aus meiner Bento-Box genommen hatte und er hatte es verneint. Jedoch war das gelogen, Tanaka hat mir es später erzählt.

"Was ist da passiert?", fragte ich ihn nochmal. "Ich hab dir doch gesagt, es ist nichts!", fauchte er mich jetzt an. "Es ist nicht 'nichts'. Das weißt du doch besser als ich!" "Das wird mir hier jetzt zu blöd. Ich hab keine Lust mich mit dir zu streiten. Du kannst ja alleine zur Schule gehen!" Er wollte sich gerade an mir vorbeischieben, aber ich kam ihm zuvor. Er ist zwar um einiges stärker als ich, aber ich hab einfach auf kurze Distancen definitiv einen Vorteil.

Also huschte ich durch die Tür und schloss sie ab. Den Schlüssel, den ich von meiner Mutter gerade erst bekommen hatte, ließ ich nämlich in der Tür stecken, damit ich ihn bei dem Glück, das ich immer hab, nicht verliere.
"Hinata, Boke! Was soll der Scheiß? Lass mich raus!", hämmerte er nicht allzu leise gegen die Tür. "Alles klar bei euch da oben, Shōyō?", rief meine Mutter aus der Küche. "Ich bin gleich wieder da Kageyama. Sei bitte kurz eben leise.", bat ich ihn. Man konnte nur einen lauten Seufzer hören. Oh man, hoffentlich tue ich das richtige ...

Liebe oder Leere?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt