Gewissheit

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Ich durfte wieder zum Training gehen. Das war das einzige worüber ich mich heute noch freuen konnte. Ich hatte nämlich ne Arbeit verhauen. Schon wieder. Aber die Freude auf das Training sollte auch schon bald wieder verfliegen.

Kageyama holte mich nach der letzten Stunde vorm Klassenraum ab. Generell machten wir in letzter Zeit realiv viel zusammen. Wir gingen dann zusammen zur Halle. Ich erzählte ihm gerade wie absulot kacke die Mathearbeit war, bis er auf einmal von einem Mädchen zur Seite gezogen wurde. Sie redeten eine Weile miteinander bevor das Mädchen ihn zu sich runterzog und ihn küsste. Ihn küsste? Sie küsste ihn?

Das war einfach zu viel für mich. Ich rannte weg, aber nicht zur Halle sondern zu mir nach Hause. Ich konnte jetzt nicht einfach zum Training in die Halle spazieren und mit einem mittlerweile total verheultem Gesicht sagen, dass es mir gut geht. Also rannte ich und rannte bis mir auffiel, dass ich mein Fahrrad in der Schule vergessen hatte. War jetzt aber auch egal. Muss ich morgen halt den Bus nehmen.

Nach einer halben Ewigkeit kam ich dann endlich zu Hause an. Ich lief in mein Zimmer, schmiss mich aufs Bett und fing an zu weinen. Meine Mutter und Natsu waren nicht da, weil sie bei bei einem Hortfest oder sowas waren, was mit Übernachtung war. Auf jeden Fall sollten die erst am nächsten Nachmittag wiederkommen.

Ich heulte mir die ganze Seele aus dem Leib. Seit wann hat denn Kageyama eine Freundin? Darauf war ich mental noch nicht richtig vorbereitet. Als irgendwann meine Tränendrüsen leer waren, setzte ich mich aufrecht auf mein Bett und starrte den Spiegel an. Ich entfernte geschickt einen spitzen Teil am unteren Rand des Spiegels.

Ich wollte gerade ins Badezimmer gehen um die Scherbe und die Wunde zu reinigen, als es plötzlich an der Tür klingelte. Kamen Natsu und meine Mutter etwa doch früher nach Hause? Ich legte die Scherbe noch schenll in mein Zimmer, ging meinem Gesicht die Tränen wegwischend zur Tür und wollte sie gleich wieder zuschlagen, als ich sah wer davor stand. Kageyama. Dieser war aber in dem Moment um einiges schneller als ich und stellte seinen Fuß in den Türspalt.

"Man Hinata was ist denn los mit dir?"
"Geh weg!", schrie ich ihm entgegen.
"Kannste knicken. Erst möchte ich wissen wieso du abgehauen bist. Außerdem hab ich dir dein Fahrrad mitgebracht."
"Häh, aber du hast doch gar keinen ..."
"Schlüssel?", unterbrach er mich und hielt ihn mir vor die Nase, "Den hast du Idiot im Fahrradschloss stecken lassen." Ok wow, das bin absolut ich.
"So und jetzt lass mich endlich rein, es wird langsam echt kalt draußen." Mit diesen Worten drängte er sich an mir vorbei und blieb dann im Flur stehen. Ich schloss die Tür, ging dann wortlos an ihm vorbei in mein Zimmer und setzte mich aufs Bett. Kageyama folgte mir.

"Kann ich mich zu dir setzen?"
"Mach doch einfach."
"Kann es sein, dass du sauer auf mich bist wegen irgend was?"
"Nein."
"Würdest du mir dann bitte verraten was los ist?"
"Nein." Ich hatte keine Lust gerade mit irgendjemandem zu reden. Schon gar nicht mit ihm. Langsam wirkte Kageyama ziemlich genervt von mir. Kann ich verstehen. Manchmal bin ich von mir selber ja auch genervt.

"Okay ich weiß nicht was mit dir los ist, aber ich werde hier nicht weggehen ehe du mir sagst was passiert ist. Also kannst du dich wenn nötig schon mal auf ne lange Nacht einstellen. Wenn es sein muss schlaf ich auch auf dem Boden. Verlass dich drauf."
"Brauchst du nicht.", sagte ich monoton und holte ihm einen Futon und eine Decke aus meinem Schrank.
"Willst du das ich hierbleibe?"
"Pff.", ich zuckte nur mit den Schultern.
"Man Hinata, ich will dir ja helfen, aber du musst schon ein bisschen mitarbeiten.", sagte er leicht verzweifelt und machte eine kurze Pause. "Hat es etwas mit dem Mädchen von vorhin zu tun?"

Ich drehte den Kopf weg und schnaubte leise. Shit. Zu offensichtliche Reaktion.
"Also ja..."
"Seid ihr zusammen?", fragte ich dann doch.
"Nein."
"Aber ihr habt euch doch ...", mir fiel es schwer das letzte Wort auszusprechen.
"Geküsst?", beendete Kageyama meinen Satz. "Ja, aber glaub mir ich wollte das definitiv nicht. Hat sie dann auch gemerkt als ich nicht erwiedert habe."
Ich musste lächeln.
"Sie hat mir erzählt, dass sie schon seit längerer Zeit in mich verknallt war. Nachdem ich sie dann von mir weggedrückt hatte, hab ich ihr dann erklärt, dass ich das ziemlich mutig von ihr finde mir das zu sagen, aber ich schon jemand anderen sehr toll finde."
Und mein Lächeln hatte wieder die Fliege gemacht. Wow, super. Und wieso spür ich jetzt wieder Tränen auf meinen Wangen?

"Es reicht jetzt. Sagst du mir jetzt bitte was mit dir los ist?"
Kaum hatte er den letzten Satz beendet, hielt ich es nicht mehr aus und rief mit Tränen in den Augen: "Du bist los! Ich mag dich! Okay? Sehr sogar! Aber das kann nicht funktionieren, weil du bist ein Junge, ich bin ein Junge und außerdem magst du jemand anderes -"
"Du bist diese andere Person, Hinata!", schrie Kageyama jetzt förmlich.
"Ich? Aber ich dachte -"

Weiter kam ich nicht denn er hatte seine Lippen auf meine gelegt und verhinderte so, dass ich weiter reden konnte. Mein Herz machte gerade eine ganze Kür. Langsam löste er sich von meinen Lippen.
"Nicht aufhören.", flüsterte ich sanft als ich meine Lippen wieder auf seine legte. Ich hatte schon lange nicht mehr ein so tolles Gefühl. Tobio Kageyama, der Junge in den ich schon eine ganze Weile verliebt bin, ist auch in mich ...

Wir hatten uns mittlerweile wieder voneinander gelöst, als mir plötzlich ziemlich viele Fragen im Kopf rumschwirrten, die ich auch gleich aussprach. "Wieso wusstest du eigentlich, dass ich nach Hause gelaufen bin? Ich glaube nämlich, dass ich gar nicht so laut war? Und dadurch dass mein Fahrrad ja noch in der Schule stand, hatte ich jetzt erstmal gedacht, dass ich mich noch irgendwo auf dem Schulgelände befinde." Wieso genau hinterfrage ich indirekt gerade eigentlich alles?
"Ich hab zuerst in der Halle nachgeschaut, ob du vielleicht das bist. Suga kam dann irgendwann auf mich zu und meinte, dass du voll verheult nach Hause gelaufen bist. Dann hat er mir noch ne Tüte in meine Tasche gesteckt und gesagt, dass ich das endlich mit dir klären soll und wir süß zusammen wären. Ich frag mich ja immer noch wieso er immer alles als erstes vor jedem anderen weiß. Zur Tüte meinte er: "Erst öffnen, wenn ihr euch zu 100% sicher seid." Keine Ahnung was er damit gemeint hat. Naja und danach bin ich dann so schnell wie es ging zu dir gefahren."

In Gedanken über Sugas Worte versunken fiel mein Blick auf etwas, das eigentlich keiner zu Gesicht bekommen sollte: In einem meiner Schrankfächer lag die Scherbe von vorhin, die noch etwas rötlich verfärbt war. Ich hatte es ja nicht geschafft sie sauber zu machen, weil Kageyama ja auf einmal vor der Haustür stand. Dass ich die ganze Zeit über auf die Scherbe starrte, bemerkte ich erst als er aufstand, zum Schrank lief und sie dann in den Händen hielt. "Ich dachte, du tust es nicht mehr ..." Ich schaute zur Seite. Ich hatte es geschafft mit einem einzigen Blick die ganze Stimmung von eben in den Keller zu ziehen.

Er kam wieder auf mich zu und wollte mir mein T-shirt hochziehen um sich den Schnitt anzusehen, doch ich schlug ihm seine Hand weg. "Lass es einfach gut sein."
Er schüttelte mit dem Kopf und ging aus meinem Zimmer. Was hat er denn jetzt vor?

Nach ein paar Minuten kam er wieder in mein Zimmer mit einer Tube in der Hand. Mein Blick verfinsterte sich, als ich sah, dass es die Salbe aus dem Krankenhaus war, welche uns vom Arzt mitgegeben wurde. Er setzte sich wieder neben mich aufs Bett und fragte: "Möchtest du das machen oder soll ich?" Ich wollte gar nichts also drehte ich mich wieder weg. "Schweigen ist auch ne Antwort.", sagte er und drückte meinen Oberkörper an der Schulter aufs Bett. Ich verzuchte mich zu wehren, aber er war einfach viel stärker als ich. Es war aussichtslos also stoppte ich alles, was ich versucht hatte um mich zu befreien und blickte mit einem leeren Gesichtsaudruck an die Decke.

Als Kageyama jedoch die Salbe auf den Schnitt schmierte, erinnerte ich mich wieder an den Schmerz im Krankenhaus, doch diesmal war es um einiges schmerzhafter. Naja ist ja logisch, die Wunde ist ja auch noch frisch. Ich keuchte auf. Wann zur Hölle würden diese Schmerzen endlich verschwinden?

Zwei weiche Lippen legten sich sanft auf meine und ich fühlte wie der Schmerz langsam verschwand und ich nur noch meinen Gegenüber wahrnahm. Er hatte mir mittlerweile ein Pflaster auf die Wunde geklebt und entfernte seine Hand langsam von meinem Bauch. Also eigentlich hätte die gerne noch ein bisschen dort liegen bleiben können...



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Hey Leute. Ähm ja also das mit dem "Dafür wird wahrscheinlich morgen oder Mittwoch das nächste Kapitel rauskommen." hat ja jetzt nicht so wirklich geklappt. Uppsi. Tschuldigung nochmal deswegen. Ich glaube, ich lass das lieber mit den Ankündigungen für neue Kapitel, haha.

Ich bin, obwohl das eines meiner längeren Kapitel ist, irgendwie nicht richtig zufrieden damit. Naja es hoffentlich nicht ganz so schlimm geworden.

Ich wünsch euch noch einen schönen Tag ;)
Tschüssi macht's Guddl

Liebe oder Leere?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt