Krankenhaus

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Als ich wieder aufwache, sehe ich erst einmal nur, dass alles weiß ist, wahrscheinlich ein Krankenzimmer. Warte, was? Wieso bin ich im Krankenhaus? Ich schaue mich weiter im Zimmer um und erblicke dabei einen großgewachsenen, schwarzhaarigen Jungen, der während er, auf dem Stuhl neben meinem Bett schlafend, seinen Kopf auf meinem Bett in Hüfthöhe abgelegt hat, meine Hand hält. Sofort wird mir warm ums Herz. Als ich mich aufrichten will um ihn aufzuwecken und ihn zu fragen was denn passiert ist, durchzieht mich ein sehr schmerzvolles Ziehen am Bauch.

Mit einem schmerzverzogenem Gesicht stöhne ich leicht auf und mache somit anscheinend Kageyama auf mich aufmerksam, denn dieser sitzt auf einmal kerzengerade auf seinem Stuhl und schaut mich mit seinen meerblauen Augen an.

"Hey, endlich bist du wach. Ich sitze hier schon ne halbe Ewigkeit."
"Was ist passiert?"
"Kannst du dich noch dran erinnern, dass ich meinte, wenn du ohne mich jetzt umkippen würdest, mich Suga umbringen würde? Naja, etwa 10 Sekunden später lagst du dann, dich vor Scherzen krümmend und weinend auf dem Weg und hast dann das Bewusstsein verloren. Ich hab dann den Rettungsdienst und mit deinem Handy deine Mutter angerufen, die dann noch vor dem Rettungswagen da war. Im Krankenhaus angekommen haben die dich sofort in den OP geschoben, weil die meinten, dass dein Blinddarm geplatzt sei. Sag mal, kannst du mir mal verraten, wieso um alles in der Welt du keinen Pin in deinem Handy hast? Jeder Idiot hat doch...."
"Danke.", unterbreche ich ihn mit einem Lächeln auf den Lippen. Auch er lächelt mich an, hat aber schnell wieder ein ernstes Gesicht.
"Wieso hast du eigentlich niemandem davon erzählt? Von den Schmerzen. Der Arzt meinte, dass eine Blinddarmentzündung schon vor dem Durchbruch ziemlich schmerzhaft ist. Also warum hast du's niemandem gesagt?"

Ja das war so ne Sache. "Dann hätte ich wahrscheinlich zum Arzt gemusst und der hätte es dann gesehen und ich dachte es kommt vielleicht davon, dann wäre es wieder weggegangen..."
"Was hätte er gesehen?" Fuck, wieso musste ich immer reden wie ein Wasserfall? Ich antworte ihm nicht, sondern ziehe nur, hoffentlich unauffällig, meine Bettdecke wieder ein bisschen höher und drehe meinen Kopf dann zur Seite weg. Wenn er das jetzt sieht, werde ich ihn wahrscheinlich nicht mal mehr als Freund behalten könne. Ich merke wie er mich immer noch anstarrt und dann ganz langsam meine Decke von meinem Bauch wegschiebt. Na super, er hat's doch gemerkt. Ich will nicht, dass er das sieht, aber ich hab gerade einfach keine Kraft mich zu wehren.

Langsam zieht er mir mein T-shirt hoch und schaut sich zuerst die frische OP-Wunde an und schweift seinen Blick dann weiter auf meine andere Bauchseite in Richtung der Hüftgegend. Okay, spätestens jetzt hat er sie gesehen. Die Narben. Ich hatte die Schnitte extra dort platziert, damit sie niemand sieht. Hat ja super geklappt.

Ich schnitt mich nicht häufig, aber immer wenn dieses Gefühl wieder da war und drohte mich zu ersticken, dann sah ich das als letzten Ausweg. War es bestimmt nicht, aber erklär das mal jemandem in so einer Situation. Wenn ich es tat, fühlte ich mich danach einfach besser, weil ich wusste, wenn ich Schmerzen hab, dann bin ich lebendig. Ich bin noch da. Das letzte Mal, dass ich mich geschnitten hatte, war jetzt etwa drei Tage her. Dementsprechend war die Wunde auch noch nicht komplett verheilt.

Mir kommen die Tränen. Jetzt wo er das gesehen hat, wird er wahrscheinlich gehen und mich nie wieder sehen wollen. Er wird es allen erzählen und ich bin dann nur noch "der Typ der sich selbst verletzt". Aber zu meinem Erstaunen blieb Kageyama ziemlich ruhig. Sein Blick wandert auf die Kommode neben meinem Bett und anschließend zieht er aus der Schublade, die er öffnet eine Tube raus. "Du musst jetzt mal eben ein bisschen still halten. Das brennt jetzt wahrscheinlich ein bisschen."

Ich schließe die Augen. Als er dann mit der Salbe meine Wunde einreibt, verkrampfe ich mit meinen Fingern in der Decke und muss mir ein Wimmern unterdrücken. Ha, von wegen 'ein bisschen'. Das brennt wie als wenn man Chilli auf ne Fleischwunde draufstreuen würde. Anscheinend hat Kageyama das bemerkt. Er hatte mittlerweile mein Bett auf eine Sitzposition eingestellt und kommt mir jetzt immer näher.

Und dann umarmt er mich plötzlich. Jetzt kann ich gar nichts mehr unterdrücken, also lege ich meinen Kopf auf seine Schulter und fange an zuu weinen. Nach einer halben Ewigkeit, die wir jetzt schon so dasitzen, löst er sich langsam von mir und setzt sich wieder richtig auf seinen Stuhl. Das war das schönste Gefühl, das ich seit langem hatte.

"Besser?" Ich nicke nur und er lächelt kurz. "Erzählst du mir warum?" Ich schüttle meinen Kopf. Nein, ich will es ihm nicht sagen, dann muss ich auch das von ihm erzählen und dann wäre unsere Freundschaft endgültig vorbei. "Hey ich möchte dir ja wirklich helfen, aber das kann ich nicht, wenn dur mir nicht sagst was los ist."

Also lasse ich mich doch dazu überreden, ihm alles zu erzählen. Jedoch ändere ich die Geschichte ein bisschen ab, was bedeutet, dass es sich so anhört als wenn ich das Volleyballspielen einfach klasse finden würde und wenn Kageyama dabei ist, ich natürlich Bälle schlagen kann. Also nichts besonderes. Für einen kurzen Moment meine ich zu erkennen, wie seine Augen leicht glasig werden. Mist, hat ihn das jetzt etwa so verletzt? Wir schweigen noch einige Zeit vor uns hin bis Kageyama schließlich meint: "Hinata egal wann, egal wo dieses Gefühl auftaucht: Bitte komm zu mir oder ruf mich an, dass ich zu dir kommen kann. Aber bitte lass mich dir dann helfen."
Ich bringe nur ein leises, brüchiges "Danke." hervor, stets bemüht nicht wieder in Tränen auszubrechen.

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Hey, hey, hey! So jetzt melde ich mich auch mal. Es ist jetzt wieder ein bisschen her, dass das letzte Kapitel rauskam, aber ich versuche jetzt so zweimal die Woche was hochzuladen. Wenn es mehr wird, wird's mehr. Wenn es weniger wird, naja dann ist es halt so. Kommt auf meine aktuelle Stimmung drauf an. Zeit habe ich ja eigentlich genug haha.
Ich hoffe die Geschichte ist lesbar und man denkt sich nicht gleich nach zwei Minuten 'was ist das denn für ne Grütze?'

Dann verabschiede ich mich mal wieder. Also dann bis zum nächsten mal und:
"Tschüssi macht's Guddl!"

Liebe oder Leere?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt