Heimweg

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Kageyama verbrachte das restliche Wochenende noch bei mir zu Hause.
"Wie willst du's eigentlich deiner Mutter sagen?", diese Frage stellte ich mir schon den ganzen Tag und jetzt musste sie mal raus. "Was soll ich ihr denn sagen?" Stellt der sich gerade so blöd? "Na, dass du eine Schildkröte adoptiert hast und sie Günther genannt hast. Was soll ich schon meinen? Das mit uns, Baka!", ich war ein bisschen lauter geworden. "Achso.", das ganze ließ ihn anscheinend echt kalt. Mir war es total egal, ob er ihr es jetzt schon sagte oder nicht, aber ich wollte jetzt mit ihm darüber reden.

"Ja und?", er antwortete mir jedoch nicht und drehte sich von mir weg. "Kageyama können wir bitte darüber reden?", er hatte mir zwar angeboten ihn Tobio zu nennen, aber gerade empfand ich es als nicht richtig ihn beim Vornamen zu nennen. "Nein, ich will jetzt nicht mit dir darüber reden!", der vorher noch zu ruhige Junge, der vor mir auf meinem Bett saß, erhob jetzt auch langsam seine Stimme. Aber aus dieser hörte man ganz eindeutig ein Zittern heraus.

Ich versuchte die Situation ein bisschen zu deeskalieren, indem ich meine Hand auf seine legte. "Du musst es ihr noch nicht sagen. Ich wollte einfach nur mit dir darüber reden, okay?" Er blickte zu mir auf und umarmte mich dann so fest, dass wir beide nach hinten fielen. Jetzt lag ich auf dem Rücken und er auf meinem Bauch. Bis jetzt war es immer so gewesen, dass ich die Zuneigung und das Gefühl gemocht zu werden brauchte. Aber jetzt stand definitiv sein Wohlbefinden an erster Stelle.

Ich streichelte ihm sanft den Rücken und fuhr ihm vorsichtig durch die Haare. So lagen wir eine ganze Weile da bis ich wieder anfing zu sprechen. "Erzählst du mir was los ist?", fragte ich ihn. "Ich hab Angst Shōyō." "Vor deiner Mutter?", fragte ich überrascht. Er nickte. "Ja. Nein. Also nicht direkt vor ihr. Mehr so vor ihrer Reaktion." Ich hatte immer noch nicht aufgehört ihn zu streicheln und ganz offensichtlich beruhigte es ihn. "Wieso vor ihrer Reaktion?" Er holte noch einmal tief Luft.

"Das ist schon ein bisschen her, aber als mal das Thema Homosexualität gefallen ist, keine Ahnung wie wir darauf gekommen sind, meinte sie wie, dass sowas ja eh nur passiert, weil die keine Frau abkriegen. Ich will es ihr ja sagen, aber ich hab Angst, dass sie mich dann nicht mehr lieb hat, weißt du?" "Wir warten einfach noch ein bisschen. Und wenn du es ihr sagst, bin ich mit dabei und beschütze dich.", sagte ich sehr selbstbewusst. Er schmunzelte. "Weißt du eigentlich wie lieb ich dich hab?", nuschelte er recht undeutlich. Nun schmunzelte ich. "Nein, wie lieb hast du mich denn?"

Plötzlich setzte er sich auf. Er blickte mir in die Augen und kam mir langsam näher. Ich schloss die Augen und spürte im nächsten Moment auch schon die weichen Lippen des Zuspielers, in den ich mich verliebt hatte, auf meinen. Es war ein unbeschreiblich schönes Gefühl und am liebsten wär ich ja in dieser Position geblieben. Aber natürlich kam dann Natsu in mein Zimmer reingestürmt. Ohne zu klopfen. "Tobiooo? Meine Mama fragt, ob sie dich nach Hause bringen soll." "Nein danke. Aber das ist ganz lieb von ihr." "Okay, sag ich ihr.", rief sie und rannte damit aus meinem Zimmer.

"Tür zuu!", schrie ich ihr noch hinterher, doch sie war schon weg. Angepisst stand ich auf und schloss die Tür. "Und was ist daran jetzt so schwer?", schnaubte ich genervt. Natsu hatte die schöne Stimmung von eben verschwinden lassen, also half ich Kageyama noch beim Taschen packen und zog mir dann selbst was an, das man auch draußen tragen konnte. Wir verabschiedeten uns noch von meiner Mutter und verließen dann das Haus.

Bis zu seinem Haus war es nicht weit, zu Fuß vielleicht 10 - 15 Minuten. Da es Sonntag war und schon relativ spät, waren kaum Menschen auf der Straße zu sehen. Wir gingen Händchenhaltend die Straße entlang und unterhielten uns über das Training am nächsten Tag. "Glaubst du, die werden das gut aufnehmen?", fragte ich unsicher. "Wieso sollten sie nicht? Ich meine Suga hat uns doch auch die -" "Ja, ja stop! Ist ja schon gut! Hör auf mich daran zu erinnern."

"Findest du das Thema wirklich so schlimm?" "Ne, aber - Ach keine Ahnung. Ich hab mich vorher damit noch nicht wirklich beschäftigt gehabt. Und ich weiß nicht, ob ich schon bereit dafür bin." Er blieb stehen und zog mich in eine feste Umarmung. "Ich hab dir das zwar schon gesagt, aber ich werde nichts machen, bevor du nicht bereit dafür bist. Okay?", flüsterte er mir sanft ins Ohr. Bevor er mich aus seiner Umarmung befreite, gab er mir noch einen Wangenkuss. Ich könnte dabei wirklich wegschmelzen.

Wir setzten unseren Weg in die Richtung seines Hauses fort und unterhielten uns noch ein bisschen. Am Anfang der Straße, auf der sich sein Haus befand, blieb er stehen. Er sah ziemlich angespannt aus. "Wenn du willst, kann ich dich ab hier auch alleine weitergehen lassen, wenn dir das unangenehm ist. Ich hab damit kein Problem.", sagte ich ruhig. Doch er ging dann weiter und zog mich mit sich. Seine Hand die dabei meine Hand fest umklammerte, lockerte sich wieder ein bisschen.

Als wir vor seiner Haustür angekommen waren, verabschiedete er sich schließlich von mir. "Danke, dass du mitgekommen bist Shōyō." Er beugte sich zu mir runter und gab mir noch einen Kuss auf die Lippen. "Bis morgen." Er drehte sich um, schloss die Haustür auf, ging hinein und zog sie hinter sich zu.

"Bis morgen.", flüsterte ich, wohlwissend, dass er mich nicht mehr hören konnte.Plötzlich lief mir ein Schauer über den Rücken. Irgendwie hatte ich das Gefühl beobachtet zu werden. Wuaahh, gruselig. Ich machte also eine 180°-Drehung und lief so schnell wie es ging nach Hause.


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Hey, hey, hey meine Freunde der Sonne, des Mondes und was auch immer. Ich war jetzt zum ersten Mal seit drei Monaten oder so wieder für drei Wochen in der Schule. Das ist übrigens auch der Grund wieso in der Zeit nichts kam. Ich bin nämlich ein unfassbar fauler Mensch (ach was) und habe in der Zeit, in der wir zu Hause Aufgaben erledigen sollten, fast gar nichts gemacht. Wenn mir geschrieben wurde ich krieg darauf ne Note, dann war ich wieder hochmotiviert, aber sonst ... nee. Das heißt ich musste zu jedem Fach, das wir hatten, so gut wie alles aufholen.

Also Kinners, macht immer schön eure Hausaufgaben und wenn ihr nicht mehr zur Schule geht, dann... Ach was weiß ich, bringt immer schön den Müll weg, oder so. Damit verabschiede ich mich auch mal wieder. Vielleicht bin ich dann ja wieder Wochen von der Bildfläche verschwunden, wer weiß.

Also dann, Manetti ist raus.

Liebe oder Leere?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt