Sie hasst mich.

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Kageyama saß jetzt dort auf dem Boden und ich wusste nicht, wie ich ihm helfen sollte.
Da ich nicht die passenden Worte gefunden hätte, setzte ich mich einfach in seinen Schoß und umarmte ihn, sodass sein Kopf an meinem Oberkörper lehnte. Und es half. So in etwa. Er schluchzte zwar immer noch deutlich hörbar, aber er war leiser als noch vor ein paar Augenblicken. "Shh, es ist alles gut.", sagte ich beruhigend und streichelte dabei durch seine Haare.

"Nein! Nichts ist gut. Sie hasst mich.", er musste sich echt anstrengen dies laut genug zu sagen, um überhaupt seine Schluchzer zu übertönen. Ich zuckte leicht zurück. "Wer? Deine Mutter?" Er nickte nur ohne ein weiteres Wort zu sagen. "Ok. Willst du mir vielleicht jetzt erzählen, was da mit deiner Wange passiert ist?" Im Grunde genommen konnte ich mir schon denken, was passiert war, aber ich wollte nur noch mal auf Nummer sicher gehen. Er schwieg jedoch immer noch mit seinem Kopf an meinem Brustkorb gelehnt.

Ich gab ihm noch ein paar Minuten, in denen niemand etwas zu sagen brauchte, bis ich wieder anfing zu reden. "Ich weiß, wie das ist, wenn man lieber nicht darüber reden will. Ich hab das auch schon durch. Aber als du kamst und mich gezwungen hast mit dir zu reden - ob jetzt im Krankenhaus oder bei mir hier im Zimmer vor ein paar Tagen - ging es mir danach sehr viel besser. Es tut halt einfach nicht gut, alles in sich hinein zu fressen. Deshalb will ich, dass du jetzt mit mir redest, ob du willst oder nicht. Nicht um es mir recht zu machen, sondern damit es dir wieder besser geht. Ok?"

Er hob seinen Kopf von meiner Brust, sah mich mit seinen wässrigen Augen an und nickte dann. Ich stand von seinem Schoß auf, nahm seine Hände in meine und zog ihn dann mit auf mein Bett, wo wir uns dann im Schneidersitz gegenüber saßen. Bis er jedoch endlich den Mund aufmachte und erzählte, was ihn bedrückte, verging noch eine Weile.

"Sie hat uns gestern gesehen, als du mich nach Hause gebracht hast.", seine Stimme klang erstaunlich fest, dafür dass er gerade noch so geweint hatte. "Sie wollte wissen, wer du bist. Ich hab gesagt, dass du nur ein Freund bist." Autsch, das tat weh. "Hat aber nicht wirklich was gebracht, weil sie anscheinend gesehen hat, wie ich dich geküsst hab. Sie wollte, dass ich mich von dir fernhalte und dich nicht mehr treffen darf. Ich hab ihr gesagt, dass mir egal ist, was sie will und mich trotzdem weiterhin mit dir treffen werde." Seine Stimme wurde langsam wieder brüchiger.

"Sie stand vor mir und dann... sie hat ihre Hand uhm... i-ihre Hand war in der Luft und dann... uhm... h-hat sie mir e-eine ver-verpasst..." Er fing wieder an zu schluchzen. Ich versteh es nicht. Seine Mutter hat ihn geschlagen, nur weil er nicht die Sexualität hat, die sie wünschte, die er hätte? Meine Mutter ist zwar manchmal ziemlich peinlich, aber sie akzeptiert mich so wie ich bin und erwartet von mir nicht, dass ich eine Freundin habe, nur um in das Bild der Gesellschaft zu passen.

Ich nahm seine Hände, mit denen er schon die ganze Zeit aus Nervosität rumspielte, in meine und drückte sie fest. Er sah mich mit Tränen in den Augen an. "Sie hasst mich, Shōyō. Sie hasst mich." "Nein, das tut sie nicht. Glaub mir." So langsam wusste ich nicht mehr, was ich sagen sollte. Aber ich wusste, was bei eigentlich jedem Problem hilft. Besonders bei uns beiden.

"Hey, hast du vielleicht Lust, was zu essen?", fragte ich ihn erwartungsvoll. "Wenn du mich so versuchst abzulenken, bist du echt grottig darin." Ich sah ihn geschockt an. "Aber i-ich wollte doch nur..." Dann sprang er auf und lief los. "Ich werd Erster!", rief er noch, bevor er durch die Zimmertür veschwand. "Hä? Aber du hast doch gerade noch... Baka, das war FRÜHSTART!", rief ich, bis auch ich laut schreiend das Zimmer verließ.


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Hey-ho meinen Gudden! In letzter Zeit ist irgendwie nichts Spannendes bei mir passiert, deswegen hab ich das Schlusswort immer weggelassen. Aber jetzt dachte ich mir, 'ach Mareike, jetzt kannst du dich doch auch mal wieder melden'. Und tadaa, hier bin ich.

Ich wollte jetzt auch mal was zum Thema Sexualitäten und so sagen. Ich weiß ehrlich gesagt nicht so wirklich, was für eine Sexualität ich hab, aber ich weiß, dass mein Interessensspektrum definitiv auch Mädchen/Frauen umfasst. I'm still a little bit confused.

Ich hab das große Glück, dass meine Eltern mich so akzeptieren, wie ich bin und dass es ihnen egal ist, ob ich jetzt einen Freund oder ne Freundin mit nach Hause schleppe. Die einzige Bedingung, die mein Vater gestellt hat war: "Bitte keinen Volldepp, für den Intelligenz Neuland ist und bitte keine Zicke, wie *da hat er dann einen Namen, von einer meiner Mitspielerinnen aus meiner Volleyballmannschaft gesagt, den ich jetzt aber nicht nennen möchte, da ich nicht weiß, wer so alles meine Geschichte ließt. Stellt euch einfach das Mädchen vor, welches am meisten redet und mit gefühlt jedem Streit hat - Sie ist schlimmer.*."

Aber ich weiß auch, dass nicht jeder dieses Glück, welches ich sehr schätze, mit mir teilen darf. Also wenn ihr irgendwann mal jemanden zum reden braucht, weil ihr nicht so akzeptiert werdet, wie ihr seid, dann dürft ihr mich gerne anschreiben. Ich bin zwar eigentlich echt grottig darin, über Gefühle oder sowas zu reden, aber für euch werde ich mein Bestes geben.

Also dann, macht's Guddl. Und denkt immer daran: Ihr werdet geliebt!

Küsschen von eurer hyperaktiven, aber dennoch introvertierten Mareike.

Hab euch lieb!

Liebe oder Leere?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt