🏍 Kapitel 1 🏍

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~ Sasha ~

Es war einer dieser Tage, die einfach irgendwie beschissen waren. Eigentlich hatte dieser Tag gar nicht mal so schlecht begonnen. Es war Freitag, die Sonne strahlte vom Himmel und ich musste nur bis mittags arbeiten. Klang soweit gar nicht mal so schlecht, also bin ich eigentlich ziemlich motiviert in diesen Tag gestartet. Doch die fünf Stunden, die ich im Büro ausharren musste, waren die längsten meines Lebens. Ohne Scheiß! Absolut verschwendete Lebenszeit. Aber scheiß drauf.

Kaum war ich Zuhause angekommen, habe ich eine Kleinigkeit gegessen um direkt mit meinem Bike eine ausgiebige Tour zu fahren. Es gab nichts besseres an einem sonnigen Nachmittag Anfang April. Okay, doch. Eine Harley unterm Arsch zu haben wäre definitiv besser, aber als alleinstehende junge Frau mit Durchschnittsverdienst musste man einfach Abstriche machen.

Meine Yamaha XJ 900 Diversion war mir schon seit Bestehen meiner Führerscheinprüfung vor fast sechs Jahren ein treuer Begleiter. Allerdings war mein Red Hawk – wie ich ihn gerne nannte – bereits Baujahr 1994 und mit zunehmendem Alter kamen hier und da einige Wehwehchen auf, was extrem nervte und irgendwann auch ziemlich ins Geld ging. Aber sonst war meine rot-lackierte Maschine ziemlich günstig im Unterhalt. Doch in meinen Träumen spürte ich einfach immer die Vibration einer Harley unter meinem Hintern. Ich konnte es einfach nicht ändern...

Es war bereits nach halb vier als ich mein Bike wieder in Richtung Eidstadt lenkte. Meine Heimat hatte ca. 100.000 Einwohner und war damit, meiner Meinung nach, eine recht beschauliche Kleinstadt. Laut Definition eher eine Mittelstadt, aber das wollen wir an dieser Stelle mal nicht so genau nehmen. Eigentlich fühlte ich mich hier nach fast 15 Jahren ziemlich wohl und hatte bislang noch nie das Bedürfnis meinen Wohnsitz zu wechseln. Trotz der in Eidstadt recht ausgeprägten „Untergrundszene". Nach außen hin wirkte unsere Stadt ziemlich beschaulich, doch wenn man diesen sauberen Teppich einmal anhob, kam so einiges an Dreck zutage. Doch um diesen Umstand habe ich mich vor 15 Jahren nicht gestört als mein Vater und ich hierher gezogen sind, also störte ich mich auch jetzt nicht daran.

Ich atmete noch einmal tief durch, ehe ich den Blinker setzte um die Bundesstraße zu verlassen. Langsam fuhr ich mit meiner Diversion über den unbefestigten Schotterparkplatz um schließlich rückwärts in einer freien Lücke einzuparken. Ein Blick nach rechts und links verriet mir, dass ich nur von Harleys umgeben war. Mal wieder... Wobei hier vorne noch nicht einmal zehn Maschinen standen –inklusive meiner.  Also eine ziemliche Flaute. Okay – es war auch noch nicht Wochenende.

Ich stellte den Motor aus und richtete meinen Blick geradeaus auf die hellgelbe Fassade des Bikers In. Das Restaurant war (wie der Name es schon verriet) hauptsächlich für Motorrad- und Radfahrer.  Autofahrern war der Zutritt natürlich nicht verwehrt, aber sie verirrten sich nur sehr selten hierher. Ich musste allerdings zugeben, dass ich meine Besuche der vergangenen Jahre auch an einer Hand abzählen konnte. Das lag jedoch nicht an dem Laden an sich. Das Essen war immer sehr lecker und die Kaffeeauswahl war grandios. Es lag eher an den Gerüchten, die sich um das Bikers In drehten.

Angeblich soll der Laden dem Devil's of Mayhem MC gehören. Einem – oder besser gesagt dem – Outlaw MC aus Eidstadt. Ob an diesen Gerüchten etwas dran war oder nicht, konnte ich zu diesem Zeitpunkt jedoch nicht sagen. Bei meinen bisherigen Besuchen konnte ich keine Hinweise darauf entdecken. Auch habe ich noch nie ein Mitglied des MCs hier gesehen. Generell beliefen sich meine Begegnungen mit den Devils bislang auf Null und darüber war ich alles andere als traurig. Es war nicht so, dass ich Angst vor ihnen hatte. Es war eher so, dass ein Devil immer nur Ärger bedeutete.

Siehe meine Freundin Lynn aus der Berufsschule – wobei, die hatte eigentlich selber Schuld. Sie hatte mal was mit einem Member und hat sich direkt eine rosarote Zukunft mit ihm ausgemalt. Vermutlich inklusive Hochzeit, Haus und Kindern. Ja... mit einem Outlaw-Biker... Nicht sehr clever. Ende vom Lied war dann natürlich, dass er sich nicht mehr bei ihr gemeldet hatte. Sie kannte weder seinen richtigen Namen, noch seine Adresse. Nicht einmal eine Handynummer hatte sie von ihrem „schwarzen Ritter". Und wer durfte sich am Ende ihr Geheule anhören? Richtig. Ich. Dabei hatte ich ihr von Anfang angesagt, dass das nichts langfristiges werden würde. Aber wer nicht hören kann...

LEGACY - Ice & Caretaker (Devil's of Mayhem MC)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt