🏍 Kapitel 7 🏍

256 9 0
                                    

Die Woche zog sich wie Kaugummi in die Länge. Ich fuhr morgens mit dem Rad zur Arbeit und abends wieder zurück. Dabei immer einen Einprozenter im Nacken. Doch zum Glück waren die Herren so freundlich nicht direkt vorm Firmengebäude zu parken, sodass ihre Anwesenheit meinen Kollegen bisher verborgen blieb. Selbst die sonst so neugierige Jenna hatte noch nichts bemerkt.

Mit meiner Bewachung wechselten sich die Zwillinge, Cash und Ace ab. Care bekam ich die ganze Woche nicht mehr zu Gesicht. Vermutlich hatte er keine Lust, dass ich erneut anfangen würde mit ihm zu diskutieren. Mir war es egal. Ich ignorierte jeden von Ihnen so gut es ging und wechselte kein Wort mit ihnen, was sie jedoch nicht zu stören schien.

Es war inzwischen Freitag und mein Feierabend war nur noch eine halbe Stunde entfernt, als Jenna in mein Büro gerauscht kam. „Bleibt es heute dabei?" fragte sie mich leicht außer Atem. „Aber sicher" gab ich mit einem etwas gequälten Lächeln zurück, was meiner Freundin jedoch scheinbar entging. Sie nickte begeistert und war schon wieder weg ehe ich noch etwas sagen konnte. Wir hatten uns für diesen Abend vorgenommen gemeinsam feiern zu gehen. Da Jenna gerade frisch in einer Beziehung war, fiel unsere Freundinnen-Zeit etwas knapper aus als sonst. Ich machte ihr deswegen jedoch keinen Vorwurf. Ich gönnte ihr diesen neuen Freund, auch wenn ich ihn bislang noch nicht kennengelernt hatte. Dennoch war meine Stimmung gedrückt.

Nach den Ereignissen der letzten Woche war mir eigentlich nicht nach Feiern zumute. So langsam bekam nämlich auch ich meine Zweifel daran, dass der MC das Ziel war. Warum? Shadow hatte ja am Montag angedeutet, dass es für gewöhnlich nicht lange dauerte bis sich jemand zu so einer Aktion bekannte. Inzwischen war eine Woche vergangen. Wenn sich irgendjemand bei den Devils gemeldet hätte, hätten sie mir doch etwas gesagt. Oder zumindest ihre Überwachung einfach eingestellt. Was, wenn ich tatsächlich das Ziel war? Hatte mein Vater wirklich Geschäfte mit den falschen Leuten gemacht? Sollten mich seine Taten tatsächlich nach seinem Tod einholen? Was wenn vielleicht gar nicht mein Vater die Ursache war, sondern ich selbst? Wenn ich bei irgendjemanden in Ungnade gefallen war ohne es zu merken?

Schnell schüttelte ich den Kopf und machte mich wieder an die Arbeit. Über so einen Unsinn durfte ich mir keine Gedanken machen. Weder mein Vater, noch ich waren der Auslöser des Ganzen. Punkt!


Mein Weg zurück nach Hause verlief wie immer. Dienst schien derzeit Ace zu haben. Mit dem Halb-Italiener hatte ich eigentlich keine Probleme. Er versuchte erst gar nicht mich in ein Gespräch zu verwickeln, sondern blieb einfach stoisch auf seinem Posten.

Pünktlich um zehn hupte das bestellte Taxi vor der Tür und ich machte mich auf den Weg nach unten. Ich verstaute mein Handy und meine Schlüssel in den Taschen meiner schwarzen Jeans. Dazu trug ich ein dunkelblaues Tanktop, schwarze High Heels und eine Lederjacke. Sehr farbenfroh oder? Ja, so war ich einfach. Wenn man zwischen Outlaw-Bikern aufwuchs, wurde man nicht unbedingt zu einem wandelnden Tuschkasten. Als ich aus der Wohnung trat und auf das Taxi zuging, fiel mein Blick unweigerlich auf die andere Straßenseite. Dort stand lässig einer der Zwillinge an seinem Bike gelehnt. Wer es von beiden war konnte ich aus der Entfernung, dazu noch im Dunkeln, nicht erkennen. Ich merkte jedoch, dass er sich aufrichtete als er mich sah. Das war der erste Abend an dem ich meine Wohnung noch einmal verließ und ich hatte mein Vorhaben nicht angemeldet. Warum auch? Ich war keinem von ihnen Rechenschaft schuldig.

Eine Viertelstunde später hatten wir den Club erreicht. Ich bezahlte den Fahrer und verließ das Taxi. Den ganzen Weg über saß uns die Street Bob im Nacken, was auch dem Taxifahrer nicht verborgen blieb. Er sagte jedoch kein Wort. Im Augenwinkel sah ich, dass mein Bewacher in einer Seitenstraße verschwunden war, doch ich schenkte ihm keine weitere Aufmerksamkeit während ich auf den Eingang zu ging. Zum Glück war die Schlange recht kurz, sodass ich einige Minuten später bereits im Inneren angekommen war. Sofort dröhnte der Bass in meinen Ohren und ich atmete noch einmal tief durch ehe ich meine Jacke an der Garderobe abgab und weiterging. Die Stroboskoplichter blendeten mich, sodass ich einen Moment brauchte um mich zu orientieren, doch zum Glück entdeckte ich Jenna recht schnell an der großen Bar. Zielstrebig bahnte ich mir einen Weg durch die Menge und erreichte sie kurz darauf. Ihre Wangen hatten einen rosigen Ton, der mir verriet, dass sie schon mindestens einen oder zwei Kurze intus hatte. Sollte ich an dieser Stelle erwähnen, dass Jenna nichts vertrug? Wenn sie schon so loslegte, würde dieser Abend nicht alt werden...

LEGACY - Ice & Caretaker (Devil's of Mayhem MC)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt