LEGACY - Ice & Caretaker (Devil's of Mayhem MC)

🏍 Kapitel 18 🏍

~ Caretaker ~

Vorsichtig legte ich Ice auf ihrer Couch ab, die zum Glück von der Verwüstung verschont geblieben war. Im letzten Moment hatte ich sie auffangen können, als sie plötzlich das Bewusstsein verlor. Ich setzte mich auf die Armlehne zu ihren Füßen und sah zu ihr herab. Ich war sauer. Sauer auf die Bastarde, die ihr das angetan hatten. Doch auch sauer auf mich. Wir hätten uns von ihr die zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen nicht ausreden lassen dürfen. Das Schloss an ihrer Wohnungstür hatten wir ausgetauscht, doch das hatte gar nichts gebraucht. Zwar hätten Kameras auch nichts verhindert, doch vielleicht hätten wir etwas verwertbares gehabt.

Während Ice weiterhin nicht bei Bewusstsein war, überlegte ich was ich als nächstes tun sollte. Hier konnte sie nicht bleiben, doch ich scheute mich auch davor Lord Bescheid zu geben. Wenn es um seine Nichte ging, neigte er leicht dazu zur Oberglucke zu werden und das wollte ich verhindern. Vermutlich würde er sie direkt im Clubhaus einsperren oder sie sich ans Bein ketten. Das wollte ich vermeiden. Ich beschloss sie mit zu mir zu nehmen und dann den Zwillingen Bescheid zu geben. Vermutlich würde Ice nicht gerade begeistert von der Idee sein, doch ich hatte gerade keine bessere. Zu einem ihrer Cousins könnte sie nicht, denn dann würde Lord im Handumdrehen Bescheid wissen.

Doch was hatte es mit dieser Nachricht auf sich? Deine Frist ist abgelaufen. Das bestätigte zwar unsere Befürchtung, dass Ice etwas mit dem Angriff auf das Bikers In zu tun hatte – beziehungsweise der Auslöser dafür war, doch welche Frist? Sie wusste doch von nichts und niemand hatte ihr je eine Frist mitgeteilt. Oder hatte sie uns etwas verheimlicht? Vorstellen konnte ich es mir nicht. Zumindest nicht seitdem ich wusste, dass sie Lords Nichte war. Ich beschloss aber dennoch sie sicherheitshalber danach zu fragen. Vermutlich würde sie wenig begeistert davon sein, aber das würde sie überstehen.

Doch was würde jetzt noch passieren? Jetzt, wo die Frist abgelaufen war? Ich konnte darüber noch nicht einmal Mutmaßungen anstellen, doch das hier war ein gewaltiger weiterer Warnschuss. Nein, kein Warnschuss. Das hier war ein Treffer. Mitten in ihr Leben. Mitten in ihre Privatsphäre. Worauf würden sie als nächstes Zielen? Niemand konnte es wissen, zumal wir auch nicht wussten wer Sie überhaupt waren. Mir blieb nur sie erst einmal zu verstecken, doch lange würde das nicht funktionieren. Und was würde uns eine 24-Stunden Überwachung bringen? Wir könnten einen Erneuten Angriff vielleicht fürs erste verhindern, doch das eigentliche Problem würde sich dadurch nicht lösen. Fuck!

Es dauerte noch einige Minuten ehe Ice ein Murren von sich gab und dann ganz langsam ihre Augen öffnete. Sie wirkte zu nächst völlig orientierungslos bis sie ein paar Mal blinzelte und ihr Blick dann auf mich fiel. „Fuck" murmelte sie leise und rieb sich mit einer Hand übers Gesicht „Was ist passiert?" „Du bist umgekippt" antwortete ich ruhig während sie sich langsam aufsetzte. „Das war kein Traum oder?" fragte sie tonlos und wieder schimmerten Tränen in ihren Augen. „Leider nein" erwiderte ich kopfschüttelnd und erhob mich wieder „Du packst jetzt ein paar Sachen zusammen. Ich werde dich erst mal von hier wegbringen." Ich versuchte meiner Stimme einen ruhigen Klang zu geben, doch ich hatte keine Ahnung ob das überhaupt funktionierte. Einfühlsam zu sein, war noch nie eine meiner Stärken gewesen. Zudem ich es auch eigentlich nie versucht hatte. Doch bei Ice sah die Sache schon anders aus.

Dennoch hatte ich damit gerechnet, dass sie mir widersprechen oder zumindest nachfragen würde wohin es geht. Doch stattdessen erhob sie sich nickend und verschwand aus ihrem Wohnzimmer. Seufzend folgte ich ihr, machte allerdings einen kurzen Abstecher in die Küche. Dort machte ich schnell ein Foto von der Nachricht ehe ihr in ihr Schlafzimmer folgte. Sie packte einige Klamotten in eine kleine Tasche, die ich zum Glück problemlos auf dem Bike mitkriegen konnte. „Wir können in den nächsten Tagen noch weitere Sachen für dich nachholen" schlug ich vor und wieder nickte sie nur stumm. Scheinbar hatte der Schock sie jetzt endgültig eingeholt und ich hatte keinen blassen Schimmer was ich zur Hölle dagegen tun sollte.