🏍 Kapitel 6 🏍

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Ich hatte ehrlich gesagt nicht damit gerechnet, dass Care sich an meine „Bitte" halten würde und tatsächlich. Eine Stunde nachdem der Enforcer verschwunden war, erschien ein anderer Devil vor meiner Tür. Entspannt parkte er auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Ich brauchte nicht lange um zu erkennen, dass es sich bei dem Fahrer um Ace handelte. Ob ich es versuchen sollte ihn davon zu überzeugen mich in Ruhe zu lassen? Nein, das wäre vermutlich aussichtslos. Es handelte sich um einen Befehl des Enforcers, dem würde er sich nicht widersetzen. Ich beschloss einfach ihn zu ignorieren. Solange er dort draußen vor der Tür stand und nicht in meiner Wohnung, dürfte das auch kein Problem sein. Dürfte...


Es war ein gewaltiges Problem. Alleine das Wissen um seine Anwesenheit machte mich wahnsinnig. Außerdem fiel mir die Decke auf den Kopf. Ich hatte keine Ahnung was ich mit diesem Tag anfangen sollte. Ich versuchte es damit für meine Prüfung zu lernen, doch ich konnte mich einfach nicht konzentrieren. Ich hatte aber auch keine Motivation meine Wohnung zu verlassen. Ohne mein Motorrad blieb mir nur noch mein Fahrrad zur Fortbewegung und das schränkte den Radius meiner Tätigkeiten doch empfindlich ein.

So verbrachte ich den Rest des Wochenendes tatenlos in meiner Wohnung. Ich saß auf der Couch und startete aus einer Laune heraus einen Sons of Anarchy Serienmarathon. Eine gute Idee um mich von dem Outlaw-Biker vor meiner Tür abzulenken oder? Nicht wirklich. Ich konnte es auch nicht verhindern, dass ich immer mal wieder aus dem Küchenfenster sah, um zu sehen wer gerade Wache schob. Neben Ace, entdeckte ich jedoch nur Care oder einen der Zwillinge. Von Fever oder Cash war nichts zusehen, aber ich entdeckte auch keinen mir unbekannten Biker. Das sagte mir zumindest, dass sie vermutlich keine weiteren Mitglieder in diese Sache eingeweiht hatte. Die Zwillinge erwähnten immerhin, dass nicht einmal der Präs darüber Bescheid wusste...


Der Montagmorgen kam und ich musste wieder zur Arbeit. Wenig motiviert schob ich mein Fahrrad durch die Vordertür auf den Radweg. Verwundert blieb mein Blick an einer dunkelblauen Breakout hängen, die einsam auf der anderen Straßenseite stand. Wenn ich mich nicht irrte stand dieses Bike mit in der Garage beim Bikers In. Ace war am Samstag mit der dunkelgrünen Fat Boy hier gewesen, was bedeutete, dass entweder Cash oder Fever hier sein dürfte.

„Ein Fahrrad? Echt jetzt Ice?" riss mich plötzlich Cashs Stimme aus meinen Gedanken. Erschrocken zuckte ich zusammen und drehte mich schnell zur Seite. Direkt neben mir stand der blonde Biker und grinste mich amüsiert an. „Erschrick mich doch nicht so du Idiot" beschwerte ich mich direkt bei ihm, doch er lachte nur amüsiert. „Kann ich ja nichts für, dass du so empfindlich bist, Ice" gab er grinsend zurück. „Blödmann" murrte ich leise, musste ein Grinsen dabei aber unterdrücken. Irgendwie war seine gute Laune ansteckend. Kopfschüttelnd stieg ich auf mein Rad.

„Aber jetzt mal im Ernst Ice, ein Fahrrad?" fragte Cash mich leicht entsetzt und betrachtete meinen Drahtesel etwas genauer. Es war nicht das neueste Model, aber es tat seinen Dienst. Das reichte mir. „Ja Cash. Ein Fahrrad. Mein Motorrad ist ja Schrott, wie du weißt. Außerdem ist Fahrradfahren viel gesünder. Ist auch besser für die Figur" erklärte ich Schulterzuckend. „Ja, das sieht man" erwiderte Cash grinsend und ließ seinen Blick ziemlich auffällig über meinen Körper wandern.

„Okay Cash. Genug gequatscht. Ich muss los" verabschiedete ich mich von dem Outlaw und fuhr los. „Warte Ice. Ich muss dir doch folgen" rief er mir noch hinterher, doch ich hielt nicht wieder an. „Tu dir keinen Zwang an" rief ich stattdessen und fuhr einfach unbeirrt weiter.


Mein Weg zur Arbeit dauerte mit dem Rad in der Regel zwanzig Minuten. Ich plante allerdings meistens dreißig ein, nur um sicher zu gehen. Während mein Vater ein notorischer Zu-Spät-Kommer war, war ich immer überpünktlich. Während meines Weges an diesem Morgen hörte ich immer mal wieder den Motor einer Harley. Mal leiser, mal lauter. Keine Ahnung ob es jedes Mal Cash war oder einfach ein Freebiker. Eigentlich war es mir auch egal. Es war mir egal ob er es schaffte mir bis zur Arbeit zu folgen. Eigentlich wäre ich sogar ganz froh gewesen, wenn er gescheitert wäre. Ich vermutete jedoch, dass zumindest Care inzwischen bereits wusste wer ich war. Immerhin hatte er den Rest der Nacht von Freitag auf Samstag alleine in meiner Wohnung verbracht. Wäre dämlich von ihm gewesen da nicht nach meinem Namen zu suchen, zumal mein Portmonee wie eine Einladung mitten auf dem Küchentisch lag. Ich hatte dafür zwar keine Beweise, aber ich war mir sicher, dass der Enforcer sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen hatte. Und wenn er meinen Namen wusste, war es sicherlich nicht schwer für ihn meinen Arbeitgeber ausfindig zu machen.

LEGACY - Ice & Caretaker (Devil's of Mayhem MC)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt