LEGACY - Ice & Caretaker (Devil's of Mayhem MC)

🏍 Kapitel 22 🏍

Alles in Allem war es eine schöne Feier. Dank Marianne wurde es an unserem Tisch niemals langweilig. Selbst während des Essens fand sie noch Zeit um zu Reden. Ich fand diese Frau unheimlich sympathisch. Zwischendurch fand ich auch noch kurz Zeit um Sandra und Erik zu ihrer Hochzeit zu gratulieren, doch darüber hinaus sprach ich nicht mit ihr. Dafür hatte sie auch gar keine Zeit.

Gerade tanzten die beiden den Eröffnungstanz. Ich sah zwar in Richtung der beiden, doch ich war völlig in Gedanken versunken. Ich dachte darüber nach ob ich irgendwann einmal heiraten würde und wie das dann aussehen würde. Mein direktes Umfeld bestand eigentlich nur aus Jenna. Eine Familie gab es immerhin nicht mehr. Zwar gab es jetzt noch Lord, die Twins und den MC, aber wie lange sich dieser Kontakt halten würde war fraglich. Meine neue Familie war das eine, aber die Übrigen? Vermutlich würde alles im Sande verlaufen, sobald diese ganze Sache wieder erledigt war. Ob ich traurig darüber sein würde? Ich glaube ja. Mittlerweile hatte ich mich irgendwie an die permanente Anwesenheit der Biker gewöhnt. Es war fast so als hätte jemand die Uhr zurückgedreht und ich wäre wieder in Hellweg. Es war wie eine zweite Familie, doch würden sie mich noch 'haben' wollen, wenn alles vorbei war? Würde Lord mich überhaupt noch ins Clubhaus lassen?

„Erde an Ice." Cares leise Stimme riss mich aus meinen Gedanken und als ich ruckartig meinen Kopf in seine Richtung drehte, war sein Gesicht nur wenige Zentimeter von meinem entfernt. „Was?" hauchte ich tonlos. „Wo warst du denn mit deinen Gedanken?" fragte er leise und streichelte sanft über meine Wange. Diese Geste schickte ein Kribbeln durch meinen Körper, doch ich versuchte mich zusammenzureißen. „Weit weg" antwortete ich ausweichend, vergrößerte den Abstand zwischen uns jedoch nicht. „Ist irgendetwas?" fragte ich schließlich und versuchte diese komische Situation zwischen uns zu ignorieren.

„Ich habe dich gefragt ob du auch tanzen möchtest" erklärte er amüsiert woraufhin meine Augenbrauen in Richtung Haaransatz wanderten. „Das kannst du?" fragte ich verwundert und mein Blick huschte kurz zu den Plätzen von Marianne und ihrem Ehemann Peter, doch die beiden waren verschwunden. „Ob du es glaubst oder nicht, Eisprinzessin" raunte Care und zog meine Aufmerksamkeit wieder auf sich „Aber das kann ich tatsächlich. Wie sieht es bei dir aus?" „Natürlich kann ich tanzen" erwiderte ich etwas entrüstet. „Na, dann lass uns loslegen." Grinsend erhob er sich von seinem Platz und hielt mir auffordernd eine Hand entgegen. Ich atmete noch einmal tief durch ehe ich sie nahm und ebenfalls aufstand.

Mein gesamter Körper stand unter Strom als wir gemeinsam Hand in Hand in Richtung Tanzfläche gingen. Ja, ich konnte tanzen. Aber meine letzte Gelegenheit das zu zeigen war mehrere Jahre her. Was wenn ich ihm auf die Füße trampelte? Holy Hell wäre das peinlich... Care ging mit mir selbstsicher zwischen die anderen Paare, nahm eine erstaunlich korrekte Grundhaltung ein und führte mich dann, als würde er den ganzen Tag nichts anderes machen. Ich war mehr als überrascht. Er hatte zwar gesagt, dass er tanzen konnte, aber hatte ich das geglaubt? Um ehrlich zu sein nein.

„Sag mal Care" murmelte ich nach einer Weile leise „Wie kommt es, dass du das kannst? Ich hätte irgendwie nicht damit gerechnet. Ich meine..." „Schon gut, Eisprinzessin" unterbrach er mich leise, bevor ich komplett ins Stottern geriet „Tatsächlich ist es so, dass wir in der Schule einen Tanzkurs machen mussten." „In der Schule?" fragte ich ungläubig „Du dürftest vor über zehn Jahren die Schule verlassen haben und dann kannst du das noch?" „Ist wie Fahrradfahren" antwortete er mich einem lässigen Schulterzucken und scheinbar war das Thema damit für ihn erledigt.

Er richtete seine himmelblauen Augen auf einen Punkt hinter mir und ich betrachtete ihn für einen Moment nachdenklich, während er mich weiterhin im Takt der Musik führte. Meine Haut prickelte an den Stellen, an denen er mich berührte, doch ich versuchte dieses Gefühl zu ignorieren. Wieder einmal wurde mir bewusst, dass ich nichts über diesen Mann wusste. Mittlerweile wusste ich zumindest wie er hieß, aber sonst? Ich hatte noch nicht einmal eine Ahnung wie alt er überhaupt war. Ich wusste, dass seine Mutter für ihn scheinbar ein wunder Punkt war, zumindest reagierte er immer sehr abweisend, wenn es um sie ging. Sein Vater? Restliche Familie? Ich hatte keine Ahnung.